Bitcoin: Die Digitalwährung unterliegt starken Schwankungen - am Freitag notierte sie noch bei rund 10.000 Dollar
Foto: Benoit Tessier/ REUTERSDer Kurs der Kryptowährung Bitcoin (Kurswerte anzeigen) ist unmittelbar vor der Halbierung der Vergütung für einen errechneten Block - dem sogenannten "Halving" - deutlich eingebrochen. Nachdem der Kurs zunächst in der Nacht zum Freitag die Schwelle von 10.000 US-Dollar überschritten hatte, trennten sich am Wochenende viele Investoren von ihren Bitcoin-Beständen, was zu einem regelrechten Crash führte. Der Tiefstwert am Wochenende lag rund 15 Prozent niedriger bei 8494 Dollar. Am Montag pendelte sich der Kurs bei rund 8700 Dollar ein.
Beim "Halving", das im Programmcode der Kryptowährung fest verankert ist, handelt es sich um eine Art automatischen Schutz gegen Wertverlust aufgrund eines zu hohen Angebots. Dafür wird etwa alle vier Jahre die Belohnung in Form neuer Bitcoins für das Ausführen bestimmter Rechenprozesse ("Mining") halbiert. Das "Halving" findet immer nach 210.000 errechneten Blöcken statt.
Das nächste "Halving"-Event steht am Montagabend an. Fans des Bitcoin setzen schon im Vorfeld darauf, dass der Kurs durch das langsamere Angebotswachstum steigt - und investieren deshalb in Bitcoin. Ähnlich war es in den Jahren 2012 und 2016, den bisherigen Halving-Events. Es gibt aber auch Investoren, die den Rummel um Bitcoin nutzen, um Gewinne aus der jüngsten Kursrally mitzunehmen. Mitte März 2020 war der Bitcoin zwischenzeitlich unter die Schwelle von 5.000 Dollar gefallen und hatte seitdem rasant zugelegt.
Starke Kursschwankungen sind bei Digitalwährungen eher die Regel als die Ausnahme. Besonders heftig waren diese Schwankungen in den Jahren 2017 und 2018, als der Bitcoin zunächst extrem stieg und sein Rekordhoch von 20.000 Dollar erreichte - um wenig später in hohem Tempo abzustürzen.
Sieht das nach einem soliden, fundamental begründeten Kursanstieg aus? Wohl kaum. Die Aktie von Tesla steigt seit Herbst 2019 mit immer größerem Tempo und hat sich allein seit Anfang Januar im Wert bereits mehr als verdoppelt. Am Mittwoch schoss der Aktienkurs zeitweise auf mehr als 900 Dollar in die Höhe, was Tesla einen Börsenwert von 170 Milliarden Dollar verleiht - mehr als Volkswagen und BMW zusammen.
Wer sich den Kurschart anschaut, fühlt sich allerdings erinnert an ähnliche Exzesse aus der Vergangenheit, sei es beim Bitcoin, beim Ölpreis oder auch zur Jahrtausendwende bei den Tech- und Internetaktien. Stets ging es mit den Kursen oder Preisen zunächst mit zunehmendem Tempo bergauf, bis der Einbruch kam. Der Absturz solch gehypter Werte erfolgt mitunter noch schneller als der Anstieg - wie bei einer Luftblase, die sich auch nicht so schnell aufblasen lässt, wie sie hinterher platzt.
"Das ist ein Short-Squeeze, wie er im Buche steht", kommentierte ein Marktanalyst Teslas Kursexplosion Anfang Februar im "Wall Street Journal". Tatsächlich wurden zu keiner US-Aktie so große Short-Positionen aufgebaut, wie zu jener des US-Elektroautobauers. Dabei wetten Spekulanten auf den Kursverfall der Aktie - wenn das Papier jedoch, wie geschehen, stattdessen steigt, müssen sie irgendwann ihre Position revidieren und zu dem Zweck Aktien kaufen. Das treibt den Kurs zusätzlich in die Höhe und veranlasst weitere Shortseller zur Kehrtwende. Die Folge ist ein sich immer stärker selbst verstärkender Kursauftrieb: Der Short-Squeeze.
Ein Vorbild dafür ist der Ausbruch der Volkswagen-Stammaktien im Oktober 2008. Shortseller hatten im Machtkampf zwischen Porsche und Volkswagen auf die Wolfsburger gesetzt und waren durch eine Erfolgsmeldung aus Zuffenhausen auf dem falschen Fuß erwischt worden. Im Falle Teslas könnte sich der Short-Squeeze allerdings deutlich länger hinziehen - zuletzt befanden sich noch immer große Mengen an Aktien des Autobauers in Short-Positionen, wie die US-Researchfirma S3 Partners manager magazin mitteilte.
S3-Partners-Experte Ihor Dusaniwsky sieht den Grund für das aktuelle Kurshoch allerdings vor allem abseits des Shortseller-Geschäfts. So seien an einem beispielhaften Handelstag Anfang Februar, als der Kurs vorübergehend über die Marke von 900 Dollar sprang, lediglich 669.000 Tesla-Aktien per Short-Covering gehandelt worden, so Dusaniwsky. Insgesamt hätten an jenem Tag dagegen 61 Millionen Papiere den Besitzer gewechselt. Die vergleichsweise geringe Menge an Short-Covering sei also kaum der Grund hinter der Tesla-Rally, so der Fachmann. "Wir sehen starke Käufe auf breiter Basis sowohl von privaten als auch von institutionellen Investoren", schreibt Dusaniwsky in einer Mail an manager magazin. "Die Preisbewegung scheint eine Kombination aus Momentum-Trading und längerfristigem Handeln von Investoren zu sein, die einfach nicht den Einstieg verpassen wollen."
Dennoch: Der Tesla-Kursverlauf ähnelt auch dem des Bitcoin und anderer Kryptowährungen im Jahr 2017. Ebenso wenig wie bei dem Autobauer, der auch 2019 wieder einen Jahresverlust verbucht haben wird, gab es beim Bitcoin fundamentale Gründe, die die extreme Wertentwicklung rechtfertigten: Kaum jemand verstand die Kryptowährungen wirklich, und noch weniger verwendeten sie. Doch jeder sprach darüber und viele wollten sie offenbar besitzen. Die Folge war ein Anstieg des Bitcoin-Preises von weniger als 1000 Dollar zu Beginn des Jahres 2017 auf beinahe 20.000 Dollar im Dezember. Kurz darauf platzte die Blase, das Preisniveau hat der Bitcoin bis heute nicht wieder erreicht.
Einen kurzen, aber heftigen Ausbruch gab es vor einigen Jahren auch bei den Ölpreisen. Im Juli 2008 erreicht beispielsweise der Preis für ein Barrel der Nordseesorte Brent einen Spitzenwert von mehr als 140 Dollar. Der Preis hatte sich zuvor jahrelang unter der Marke von 40 Dollar bewegt und erreichte das exorbitante Niveau auch danach bislang nicht wieder. Grund für den plötzlichen Ausbruch waren euphorische Erwartungen an die Weltkonjunktur, die sich nicht als realistisch erwiesen.
In Erinnerung dürften vielen nach wie vor auch die Kursübertreibungen sein, die unter dem Stichwort "Dot-Com-Blase" in die Finanzgeschichte eingingen: Die Kurse vieler Tech- und Internetaktien wurden zur Jahrtausendwende in astronomische Höhen getrieben, um später wieder rasant auf den Boden der Tatsachen zurückzukehren. Hierzulande gehörten Unternehmen wie Broadvision, EM.TV oder Mobilcom zu den Kurzzeitfavoriten der Anleger.
In den USA nennt beispielsweise das "Wall Street Journal" die Aktie des Halbleiterhersteller Qualcomm als bestes Beispiel. Dessen Kurs stieg allein 1999 - unter Berücksichtigung von Aktiensplits - von fünf Dollar auf 90 Dollar. Dann platzte auch bei Qualcomm die Blase.
Dennoch: Der Tesla-Kursverlauf ähnelt auch dem des Bitcoin und anderer Kryptowährungen im Jahr 2017. Ebenso wenig wie bei dem Autobauer, der auch 2019 wieder einen Jahresverlust verbucht haben wird, gab es beim Bitcoin fundamentale Gründe, die die extreme Wertentwicklung rechtfertigten: Kaum jemand verstand die Kryptowährungen wirklich, und noch weniger verwendeten sie. Doch jeder sprach darüber und viele wollten sie offenbar besitzen. Die Folge war ein Anstieg des Bitcoin-Preises von weniger als 1000 Dollar zu Beginn des Jahres 2017 auf beinahe 20.000 Dollar im Dezember. Kurz darauf platzte die Blase, das Preisniveau hat der Bitcoin bis heute nicht wieder erreicht.
Foto: Dan Kitwood/ Getty ImagesEinen kurzen, aber heftigen Ausbruch gab es vor einigen Jahren auch bei den Ölpreisen. Im Juli 2008 erreicht beispielsweise der Preis für ein Barrel der Nordseesorte Brent einen Spitzenwert von mehr als 140 Dollar. Der Preis hatte sich zuvor jahrelang unter der Marke von 40 Dollar bewegt und erreichte das exorbitante Niveau auch danach bislang nicht wieder. Grund für den plötzlichen Ausbruch waren euphorische Erwartungen an die Weltkonjunktur, die sich nicht als realistisch erwiesen.
Foto: MARWAN NAAMANI / AFP