Milliardenfusion unter Goldproduzenten Warum Barrick und Randgold einen Goldriesen schmieden

Arbeiten von Barrick Gold in der Dominikanischen Republik: Mit Randgold verstärken sich die Kanadier in Afrika.
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Die Akteure an der Börse haben sich offenbar bereits entschieden: Sie finden den Deal gut. Die Aktie des Goldproduzenten Randgold Ressources notiert an der Londoner Börse am Montag mehr als 6 Prozent über dem Vortageskurs. Und auch die Papiere des kanadischen Minenkonzerns Barrick Gold springen schon vor Eröffnung des Handels in Toronto um mehr als 4 Prozent in die Höhe.
Die Transaktion, die für diese Kursbewegungen sorgt, ist der Zusammenschluss beider Unternehmen, den Barrick sowie Randgold am heutigen Montag bekannt gegeben haben. Geplant ist, dass Randgold-Aktionäre gut sechs Barrick-Aktien für jedes Randgold-Papier erhalten sollen. Am so entstehenden Goldminenriesen werden die Barrick-Eigner dann letztlich etwa zwei Drittel der Anteile besitzen, jene von Randgold etwa ein Drittel.
Das Ergebnis wird ein neuer Konzern mit einem Marktwert von 18,3 Milliarden Dollar, so Randgold. Zum Vergleich: Das aktuell wertvollste Goldminen-Unternehmen ist die amerikanische Newmont Mining Corporation mit einer Marktkapitalisierung von rund 17 Milliarden Dollar.
Ein echter Paukenschlag in der Branche der Goldproduzenten also. Allerdings eine Fusion, die wohl auch aus der Not geboren ist. Seit 2011 befindet sich der Goldpreis auf Talfahrt, und seitdem stehen auch die Minenunternehmen unter Druck. Viele von ihnen mussten ihre Produktion zurückfahren und Stellen abbauen. Bei Barrick Gold etwa ging der Output auf 5,3 Millionen Goldunzen im Jahr 2017 zurück. Zum Vergleich: Zehn Jahre zuvor waren es noch acht Millionen Unzen, berichtet Bloomberg. Randgold produziert demnach gegenwärtig etwa 1,3 Millionen Unzen Gold pro Jahr.
Zwar halfen niedrige Energiepreise lange Zeit, den Kostendruck für die Firmen zu mindern. Inzwischen hat aber auch der Ölpreis bei etwa 80 Dollar je Barrel wieder ein stattliches Niveau erreicht - das wird sich demnächst in den Ergebnissen der Goldfirmen niederschlagen, sagt ein Branchenkenner.
Wie es um die Goldproduzenten steht, lassen auch deren Aktienkurse erkennen: Das Barrick-Papier notierte 2011 nahe 50 kanadischen Dollar - inzwischen ist es für 13,50 Kanada-Dollar zu haben. Das ist ein Minus, dass jenes des Goldpreises noch deutlich in den Schatten stellt. Auch mit den Aktien von Randgold ging es in den vergangenen Monaten rasant abwärts.
Barrick-Chef gesteht "eine der fünf schlechtesten Übernahmen aller Zeiten" ein

Dabei steht die vor allem in Afrika aktive Randgold Ressources nach Einschätzung von Martin Siegel, Manager von Goldfonds und aufmerksamer Beobachter des Marktes, noch vergleichsweise gut da. Das auf der Kanal-Insel Jersey ansässige Unternehmen, das Goldminen in der Elfenbeinküste, in Mali, Senegal und in der Demokratischen Republik Kongo betreibt, sei gut aufgestellt und verfüge über ein ausgezeichnetes Management, so Siegel.
Anders sehe es dagegen bei Barrick Gold aus: Die Kanadier haben nach Angaben Siegels in den vergangenen Jahren mit Investitionen und Projekten mehrfach schief gelegen. Die Folge waren Abschreibungen in Milliardenhöhe. Siegel vermutet daher, ein Motiv der Fusion könnte sein, dass Barrick es vor allem auch auf die Top-Leute im Management des Konkurrenten abgesehen habe.
Der Mitteilung beider Unternehmen zufolge jedenfalls werden John L. Thornton, Executive Chairman von Barrick Gold, sowie Randgold-CEO Marc Bristow auch künftig an der Spitze der neuen Barrick-Gruppe stehen, wobei Bristow zusätzlich den Titel "President" erhält.
Welcher Handlungsbedarf in den vergangenen Jahren bei Barrick entstanden ist, zeigte sich auch Anfang 2018, als der Konzern seine Geschäftsergebnisse für das Vorjahr veröffentlichte. Seinerzeit gab Barrick Abschreibungen in Höhe von beinahe drei Milliarden Dollar bekannt, die zum größten Teil aus einem Fehlschlag bei der Übernahme des Kupfer-Produzenten Equinox herrührten. Der Equinox-Kauf war noch zu Hochzeiten des Goldmarktes erfolgt und trug erheblich zum Schuldenberg von 13 Milliarden Dollar bei, auf dem Barrick Gold Anfang 2018 saß, berichtete seinerzeit die kanadische Zeitung "The Globe and Mail".
Ein neuer Champion der Goldminen-Industrie?
Die Übernahme von Equinox war vielleicht nicht die schlechteste aller Zeiten, so Barrick-Chef Thornton kürzlich im Kreise seiner Mitarbeiter. Sie zähle aber zu den fünf schlechtesten, so Thornton laut Mitschrift des Meetings, die auf der Firmenwebsite veröffentlicht wurde.
Erst im vergangenen Monat hatte der Barrick-Chef zudem gesagt, mehr Top-Qualitäts-Minen in sein Portfolio aufnehmen zu wollen, um die Lage seines Konzerns zu verbessern. Die Übernahme von Randgold zählt er offenbar dazu. Durch die Kombination beider Unternehmen entstehe "ein neuer Champion für die Wertschöpfung in der Goldminen-Industrie", so Thornton laut Bloomberg.
Tatsächlich verfolgen beide Unternehmen ähnliche Strategien: Das Augenmerk liegt vor allem auf niedrigen Kosten, damit auch noch Gewinne erzielt werden können, wenn der Goldpreis auf 1000 Dollar je Unze fallen sollte, so Bloomberg. Gegenwärtig notiert Gold auf dem Niveau von etwa 1200 Dollar je Unze.
Dennoch gibt es auch Vorbehalte gegen die Fusion. Die Barrick-Aktionäre könnten den Deal nicht gut aufnehmen, vermutet etwa Stephen Walker, ein Analyst der Royal Bank of Canada. Denn dadurch hole sich Barrick zusätzliche geopolitische Risiken in Afrika ins Haus. Hintergrund der Äußerung sind vermutlich Schwierigkeiten, die Randgold mit Arbeitern in Elfenbeinküste hat, ein Steuerstreit in Mali, sowie härtere Regulierungen im Kongo.
Nach Ansicht Walkers steht daher womöglich bereits der nächste Milliardendeal unter Goldproduzenten vor der Tür: Newmont Mining könnte versuchen, Barrick zu übernehmen, glaubt der Analyst. Von Seiten Newmonts war in dieser Richtung bislang allerdings nichts zu vernehmen.