Franklin Templeton setzt auf Krisenland Argentinien Peso-Krise, IWF-Alarm - Zeit für Hasenstabs nächste Milliardenwette

Protest in Buenos Aires
Foto: EITAN ABRAMOVICH/ AFPSolche Wetten sind nach Michael Hasenstabs Geschmack. Der Anleihenguru der Fondsgesellschaft Franklin Templeton hat sich darauf spezialisiert, große Summen in Länder zu investieren, wo andere Anleger fliehen. Diese Investments garniert Hasenstab dann mit starken Ansagen, wie überzeugt er von dem Land sei.
Jetzt ist gerade Argentinien dran. "Die derzeitige Regierung zeigt weiterhin unglaubliche Entschlossenheit und Geschick darin, eine fast zusammengebrochene Wirtschaft wiederzubeleben", schwärmt Hasenstab. Fehler seien zwar in den vergangenen Monaten gemacht worden, "wichtig ist, dass sie erkannt und berichtigt wurden".
Wie die "Financial Times" (kostenpflichtig) berichtet, haben Hasenstabs Fonds am Dienstag für mehr als zwei Milliarden Dollar neue argentinische Staatsanleihen in der Landeswährung Peso gekauft. Franklin Templeton ist demnach jetzt die größte Gläubigerin Argentiniens, vor der zum Allianz-Konzern gehörenden Pimco. Dem Bericht zufolge hat die Regierung sogar auf Wunsch der Fondsgesellschaft mehr Schuldscheine verkauft als ursprünglich geplant.
Finanzminister Luis Caputo, früher ein Manager der Deutschen Bank, kann sein Glück kaum fassen: "Man kann kaum ein besseres Zeichen des Vertrauens von den Märkten bekommen, wenn man festverzinsliche Peso-Anleihen an einem der schlechtesten Tage für Schwellenländer in diesem Jahr platziert."
Tatsächlich eskaliert die Krise besonders in Argentinien. Caputo verhandelt derzeit mit dem Internationalen Währungsfonds über einen Hilfskredit von bis zu 30 Milliarden Dollar. An diesem Freitag soll der IWF darüber beraten - was in Argentinien böse Erinnerungen weckt.
Vom Wall-Street-Darling zum Investorenschreck in einem Jahr
Es wäre ein Eingeständnis des Scheiterns der liberalen Regierung von Präsident Mauricio Macri, der nach seinem Überraschungswahlsieg 2015 als Hoffnungsträger der internationalen Investoren gestartet war.
Die linke Vorgängerregierung hatte das Land nach dem Kollaps des vorigen IWF-Programms in einer beispiellosen Wirtschaftskrise 1998-2002 vom internationalen Finanzmarkt abgekoppelt. Für ein gutes Jahrzehnt gelang das Experiment, Argentinien mit mehreren Schuldenschnitten und der Rückzahlung der alten Verbindlichkeiten beim IWF zu entschulden.
Die vorerst letzten auf die Jahrtausendwende zurückgehenden Streitigkeiten mit US-Bond-Investoren wurden zu Beginn von Macris Amtszeit beigelegt - in der Hoffnung auf einen Neustart. Dank Zuspruchs von der Wall Street konnte Macri sich wieder reichlich frisches Geld leihen, im vergangenen Jahr sogar per Anleihe mit 100-jähriger Laufzeit und einstelliger Rendite. So schwoll die - immer noch vergleichsweise geringe - Auslandsschuld schnell an.
Doch so schnell, wie das internationale Kapital sich Argentinien wieder zuwendete, wendete es sich auch wieder ab. Der Peso wertet beständig ab, allein in den vergangenen drei Wochen verlor er ein Fünftel seines Werts gegenüber dem Dollar. Die Zentralbank, die zuvor in ihrem Kampf gegen die Inflationsrate von knapp 30 Prozent etwas lockerer ließ, hat die Zinsen auf 40 Prozent erhöht. Ihre Devisenreserven werden schnell aufgebraucht. Das Zahlungsbilanzdefizit ist fast halb so groß wie die gesamten argentinischen Exporte.
Michael Hasenstab bringt all das nicht aus der Ruhe. In seiner vorigen höchst gewagten Milliardenwette in der Ukraine sah es zeitweise so aus, als würde eine Staatspleite das Investment ruinieren. Dann kam der IWF, rettete einen guten Teil des Geldes und gab Franklin Templeton Zeit, sich allmählich zurückzuziehen. Auch in Argentinien kommt der IWF für Hasenstab gerade recht.