Archegos-Debakel
Braucht die Credit Suisse frisches Kapital?
Die Kursverluste bei Credit Suisse und Nomura gehen weiter, die Banken verlieren Milliarden an Börsenwert. Vor allem bei der Schweizer Großbank keinem Sorgen auf, dass sie wegen anstehender Milliardenverluste womöglich frisches Kapital aufnehmen muss.
Die drohende Pleite des US-Hedgefonds Archegos Capital hat auch am Mittwoch die Aktien von Nomura und Credit Suisse belastet. Im bisherigen Wochenverlauf haben sie insgesamt rund 9 Milliarden Dollar an Marktwert eingebüßt. Die Banken fürchten durch ihr Engagement erhebliche Verluste.
Allein die Aktie von Credit Suisse gab am Mittwoch mehr als 4 weitere Prozent ab und rutschte damit unter die psychologisch wichtige Marke von 10 Franken. Seit Montag hat die Bank rund ein Fünftel ihres Wertes oder umgerechnet sechs Milliarden Franken an Marktwert verloren. Die Pläne der Schweizer Großbank, in diesem Jahr Aktien zurückzukaufen und Dividenden zu zahlen, könnten nun gefährdet sein, zumal das Institut bereits durch sein Greensill-Engagement erheblich unter Druck steht, berichtet Reuters aus Analysten-Kreisen.
In wenigen Tagen ein Fünftel des Marktwertes eingebüßt
Angesichts drohender Milliardenverluste durch die Schieflage des US-Hedgefonds Archegos kamen auch Fragen zur Kapitaldecke des Instituts auf. Die Kapitalisierung könnte nicht nur unter die bankeigenen Vorgaben rutschen, sondern sich auch der regulatorischen Mindestanforderung von zehn Prozent annähern, warnten Analysten der Bank Vontobel. Mit anderen Worten: Experten schließen mittlerweile nicht mehr aus, dass die Großbank neues Kapital aufnehmen muss.
Für Analysten des Schweizer Wettbewerbers UBS bleiben bei Credit Suisse angesichts der Archegos- und Greensill-Affäre viele Fragen offen. Das betreffe mögliche Kapitalabflüsse, Auswirkungen auf das Quartalsergebnis ebenso wie Fragen zum Versicherungsschutz oder Folgen für die Strategie.
Credit Suisse hatte bislang lediglich mit mageren Worten von einem Verlust gesprochen, der "sehr bedeutend und wesentlich" sein könne. Andere Quellen wollen aus Insider-Kreisen erfahren haben, dass das Archegos-Debakel der Bank im ersten Quartal bis zu vier Milliarden Dollar Verlust bescheren könnte.
Die japanische Großbank Nomura hatte konkreter vor einem möglichen Schaden von zwei Milliarden Dollar durch ihr Archegos-Engagement gewarnt. Die Marktkapitalisierung des Unternehmens ist seit Freitag von 2,3 Billionen Yen (20,81 Millairden Dollar) um mehr als 18 Prozent auf 1,88 Billionen Yen gefallen. Ratingexperten unter anderem von Moody's setzten den Ausblick für Nomura auf "negativ" und begründeten dies unter anderem mit möglichen Mängeln im Risikomanagement der Bank.
An den Derivatemärkten kletterten unterdessen die Kosten für eine Versicherung gegen einen möglichen Ausfall von Schuldverschreibungen der Credit Suisse deutlich. So wurden die fünfjährigen Credit Default Swaps (CDS) der Credit Suisse mit 73 Basispunkten gehandelt, dem höchsten Stand seit einem Jahr und einem Anstieg von 17 Basispunkten gegenüber dem Schlusskurs vom Freitag.