Nach Börsengang und Kursrallye
Airbnb, Abcellera, Doordash - IPO-Stars geben wieder nach
Auf drei spektakuläre Börsengänge folgen Gewinnmitnahmen: Die Kurse von Airbnb, Doordash und Abcellera hatten sich zum Börsendebüt jeweils mehr als verdoppelt. Nun nehmen Anleger Geld vom Tisch.
Airbnb-ChefBrian Chesky: Trotz erster Gewinnmitnahmen nach dem fulminanten Börsendebüt kann Chesky gelassen bleiben
Foto: CARLO ALLEGRI / REUTERS
Schnelles Geld: Mit ihren spektakulären Börsengängen hatten der Essens-Lieferdienst Doordash, der Wohnungsvermittler Airbnb und der Biotech-Konzern Abcellera die Anleger in der ersten Dezemberwoche in Begeisterung versetzt. Für die Bewertungen der Börsenneulinge schien es inmitten der Euphorie keine Grenzen zu geben: Doordash und Airbnb hatten ihre Bewertungen am Tag des Börsengangs jeweils in etwa verdoppelt, obwohl die Unternehmen den Ausgabepreis wegen der hohen Nachfrage bereits zuvor deutlich angehoben hatten. Der kanadische Biotech-Konzern Abcellera, der die Modethemen Arzneimittelforschung und Künstliche Intelligenz miteinander verknüpft, konnte seine Bewertung am ersten Handelstag sogar verdreifachen.
Inzwischen haben einige Anleger sowie Investoren der ersten Stunde einen Teil ihrer Kursgewinne wieder vom Tisch genommen. Die Aktie von Doordash, die zu einem Preis von 102 Dollar ausgegeben worden war und zeitweise auf knapp 200 US-Dollar pro Aktie gestiegen war, fiel bis Mittwoch wieder auf 155 Dollar zurück. Anleger, die am ersten Handelstag zum Höhepunkt der Euphorie zugegriffen haben, verzeichnen damit Verluste von rund 20 Prozent - während Zeichner, die Aktien zum Ausgabepreis zugeteilt bekommen hatten, noch immer Gewinne von knapp 60 Prozent verzeichnen. Doordash hatte mit der Erstnotiz rund 3,4 Milliarden Dollar eingesammelt (umgerechnet 2,8 Milliarden Euro), was einer Unternehmensbewertung von 39 Milliarden Dollar entsprach. Zeitweise war das Unternehmen mit rund 70 Milliarden Dollar bewertet und ist derzeit an der Börse immer noch rund 52 Milliarden Dollar wert.
Frühe Investoren bringen Geld in Sicherheit
Auch für die Aktie von Airbnb ging es zeitweise wieder deutlich nach unten. Der Aktienkurs des Apartment-Vermittlers, die zu einem Ausgabepreis von 68 Dollar je Aktie gestartet war, hatte zum Start an der Nasdaq ihren Börsenwert gleich mehr als verdoppelt. Die Aktie legte mit einem ersten Kurs von 146 Dollar los – der Börsenwert von Airbnb durchbrach damit gleich zu Beginn die Marke von 100 Milliarden Dollar. Zum Vergleich: In Deutschland gibt aktuell mit SAP, Siemens und Linde überhaupt nur drei Konzerne, die höher bewertet werden. Bis Dienstag (16.12.) kam der Aktienkurs von Airbnb um knapp 20 Prozent zurück und fiel bis auf 120 US-Dollar. Doch bereits am Mittwoch griff eine zweite Welle von Investoren wieder zu, die Aktie legte erneut deutlich zu und kletterte wieder über die Marke von 130 US-Dollar. Airbnb-CEO Brian Chesky (39) kann zufrieden sein: Trotz der Corona-Krise, die auch das Geschäft der Tourismus-Plattform getroffen hat, haben sich Anleger auf Aktien des Wohnungsvermittlers gestürzt und sehen für 2021 bereits wieder kräftige Wachstumschancen.
Abcellera gibt deutlich nach - und bleibt sehr teuer
Noch deutlicher waren die Gewinnmitnahmen beim kanadischen Biotech-Unternehmen Abcellera, an dem auch die deutschen Investoren Peter Thiel (53) und Christian Angermayer (42) beteiligt sind. Die Aktie war zu einem Preis von 20 Dollar ausgegeben worden und am ersten Handelstag bei der Premiere in New York bis auf 71 Dollar geklettert. Damit hatte sich der Kurs mehr als verdreifacht, Großanleger hatten zum Ausgabepreis von 20 Dollar rund zwanzigmal so viele Aktien geordert, wie von dem Unternehmen per Kapitalerhöhung angeboten worden war. Inzwischen ist der Aktienkurs vom Hoch um rund 30 Prozent bis auf 46 US-Dollar zurückgekommen. Abcellera wird damit immer noch mit rund Dollar bewertet, Zeichner der Aktie haben ihren Einsatz immer noch mehr als verdoppelt.
Schon der Ausgabepreis von Abcellera, den die Großanleger bei der Kapitalerhöhung zahlten, hatte deutlich über der ursprünglichen Preisspanne von 14 bis 16 Dollar. Das Emissionsvolumen der angebotenen Aktien aus einer Kapitalerhöhung stieg dadurch auf 555 Millionen Dollar. Der Börsenwert der Altaktien betrug daran gemessen 5,86 Milliarden Dollar. Inzwischen wird das Unternehmen aktuell mit mehr als 10 Milliarden Dollar bewertet. manager magazin hatte Ende November exklusiv über den geplanten Börsengang zu einer Bewertung von vier bis fünf Milliarden Dollar berichtet.
Die Covid-19-Pandemie bleibt für die drei hoch bewerteten Börsenneulinge das bestimmende Thema: Während Doordash als Essen-Lieferdienst direkt von einem Lockdown profitiert und als Corona-Gewinner gilt, muss Airbnb darauf setzen, dass sich das Reisegeschäft im Sommer bald wieder erholt. Allerdings profitiert Airbnb auch von den Schließungen der Hotels - diejenigen, die auch jetzt noch reisen müssen, weichen häufig auf Privatquartiere aus. Abcellera schließlich gilt wie Doordash als direkter Corona-Profiteuer: Neben der Hoffnung auf die Entwicklung wirksamer Medikamente gegen Covid-19 bietet das Unternehmen auch das Trendthema Künstliche Intelligenz als Investorenstory.
Zu den Eignern gehört auch der Fonds Presight Capital, den der deutsche Wagnisfinanzier Christian Angermayer (42) Mitte 2019 gestartet hatte. Dessen Investorenschar ist kunterbunt gemischt: So hat etwa die Schauspielerin Uma Thurman (50; "Pulp Fiction") ebenso Geld gegeben wie der Hedgefondsmanager Mike Novogratz (55) und die Brauerfamilie Schadeberg (Krombacher). Gemessen an den Bewertungen der Banken, haben sie ihren Einsatz bei Abcellera bereits vervielfacht. Thiel, Presight Capital und andere Geldgeber waren im Mai mit 105 Millionen Dollar eingestiegen.