Kursrally Bilanzen und US-Börsen heben Dax auf Rekordschluss

Börse Frankfurt: Viele Anleger werden angesichts des steilen Kursanstiegs vorsichtig
Foto: DPAFrankfurt am Main - Die Bullen geben weiter den Ton an: Der Dax hat am Dienstag nach einer kurzen Atempause weiter zugelegt. Nach der Veröffentlichung der enttäuschenden ZEW-Konjunkturerwartungen am Vormittag war der deutsche Leitindex zunächst auf sein Tagestief bei knapp 8236 Punkte gesunken. Im späten Handel baute er jedoch seine Gewinne auf 0,7 Prozent aus und schloss auf Xetra bei 8339 Punkten.
Das ist der höchste Schlussstand seit Bestehen des Index. Von seinem in der Vorwoche erzielten Verlaufshoch ist der Leitindex nur noch 19 Punkte entfernt.
Für Unterstützung sorgte außerdem die positive Tendenz an der New Yorker Wall Street: Der Dow Jones (Kurswerte anzeigen) legte im frühen Handel um 0,3 Prozent auf 15.118 Zähler zu. Vor allem Bankenwerte wie Citigroup konnten dort zulegen.
Dax mit 11 Prozent Plus seit Mitte April
Positiv bewerteten die Anleger unter anderem die Quartalszahlen von Deutscher Post (Kurswerte anzeigen) und EADS (Kurswerte anzeigen) , während sie einen eher mauen ZEW-Index ignorierten.
Analysten gingen davon aus, dass die anhaltend lockere Geldpolitik der Notenbanken auch weiterhin für neue Höchststände an den Aktienmärkten sorgen wird. Seit Mitte April kommt der Dax auf ein Plus von mehr als elf Prozent.
Ab der zweiten Jahreshälfte sollte auch die Hoffnung auf eine Erholung der Weltwirtschaft die Rally unterstützen, sagte Philippe Gijsels, Analyst bei BNP Paribas Fortis Global Markets. Insgesamt seien die jüngsten Konjunkturdaten - wie etwa die Einzelhandelsumsätze in den USA - vielversprechend gewesen. Letztere waren im April überraschend gestiegen.
Deutsche Post nach Zahlen gefragt
Unter den Einzelwerten sorgten die Bilanzen zahlreicher Unternehmen für Bewegung. Die Deutsche Post setzte sich mit einem Plus von 3,9 Prozent an die Dax-Spitze - der Konzern ist dank des boomenden Online-Handels und florierender Geschäfte in Asien mit Zuwächsen ins Jahr gestartet.
Autotitel gefragt - BMW setzt auf Elektroauto
Zulegen konnten auch die im Dax notierten Autotitel BMW, Volkswagenund Daimler (Kurswerte anzeigen). Bei BMW betrug das Plus zeitweise 1,5 Prozent: Allen Unkenrufen zum Trotz will BMW mit seinem für Spätherbst geplanten Elektroauto Geld verdienen. "Wir werden vom Serienstart an mit jedem i3 einen positiven Deckungsbeitrag erwirtschaften", sagte Vorstandschef Norbert Reithofer am Dienstag auf der Hauptversammlung in München. Die millionenschweren Vorleistungen für das batteriebetriebene Fahrzeug aus dem Zukunftswerkstoff Karbon seien bereits verkraftet.
Kapitalerhöhung: Commerzbank erneut sehr schwach
Erneut auf der Verliererseite standen die Aktien der Commerzbank (Kurswerte anzeigen) . Das Finanzinstitut gibt seinen Aktionären bei der geplanten Kapitalerhöhung mehr als 50 Prozent Rabatt auf den Börsenkurs. Die 555,6 Millionen neuen Aktien sollen zu 4,50 Euro verkauft werden. Am Dienstag sackten die Papiere um 6,3 Prozent auf ein Rekordtief von 9,31 Euro ab, am Vortag waren sie bereits um 4,8 Prozent gefallen.
Die Aktionäre können die Titel von Mittwoch an bis zum 28. Mai zeichnen, für je 21 alte Anteilsscheine gibt es 20 neue. Die Konditionen seien so gestaltet, dass eigentlich keiner "Nein" sagen könne, sagt Marktanalyst Heino Ruland von Ruland Research.
Nebenwerte: EADS legt zu, Aurubis schwach
Im MDax erwischten Aurubis keinen guten Tag. Die Kupferhütte schraubt wegen der schleppenden Konjunktur in Europa ihre Gewinnerwartungen zurück - die Aktien rutschten um mehr 7,3 Prozent ab und waren mit 45,64 Euro so billig wie seit Anfang Oktober nicht mehr.
Auf Wohlwollen stießen dagegen die Zahlen von EADS (Kurswerte anzeigen) . Der Luftfahrtkonzern ist dank des Markterfolgs seiner Airbus-Flieger im Auftaktquartal kräftig gewachsen. Die Titel legten um 2,9 Prozent zu.
Euro fällt wieder unter 1,30 Dollar
Der Euro ist am Dienstag in einem schwankungsanfälligen Handel wieder unter 1,30 US-Dollar gesunken. Nach einem Tageshoch von 1,3028 Dollar notierte die Gemeinschaftswährung gegen Mittag bei 1,2980 Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Montag auf 1,2973 (Freitag: 1,2988) Dollar festgesetzt.
Händler sprachen von einem volatilen Handelsverlauf. Nachdem die ZEW-Konjunkturerwartungen mit einer Stagnation im Mai enttäuscht hatten, reagierte der Euro zunächst mit Abschlägen, stieg danach aber auf sein Tageshoch. Bankvolkswirte nahmen die Umfrageergebnisse mit Enttäuschung auf, weil sie angesichts der Aktienmarktrally eine spürbare Stimmungsaufhellung erwartet hatten. Das Euro-Krisenland Spanien konnte sich unterdessen mit zwei Geldmarktpapieren so günstig wie seit drei Jahren nicht mehr refinanzieren./