Vier Anläufe brauchte Evonik, nun ist der Essener Spezialchemiekonzern an der Börse. Die Aktie startete mit leichtem Gewinn in den Handel. Evonik will in den MDax aufsteigen, langfristig aber höher hinaus. Dazu plant das Unternehmen Zukäufe - möglicherweise in Milliardenhöhe.
Frankfurt am Main - Die Aktien des Börsendebütanten starteten mit 33 Euro in den Handel und verbuchten damit erste Kursgewinne. Die Evonik-Eigentümer hatten im Februar und März bereits gut 12 Prozent der Aktien an Investoren abgegeben. Weitere gut 2 Prozent gingen zu einem Platzierungspreis von 32,20 Euro je Aktie an institutionelle Anleger.
Damit sind nun Aktien im Wert von fast 2,2 Milliarden Euro im Streubesitz, insgesamt wird Evonik mit 15 Milliarden Euro bewertet. "Wir mussten am Schluss Investoren, die bis zu 5 Prozent zeichnen wollten, leider ablehnen", sagte der Chef der RAG-Stiftung, Werner Müller. Evonik hatte den Börsengang wegen ungünstiger Rahmenbedingungen im Zuge der Finanzkrise mehrfach verschoben.
Nach Einschätzung von Evonik-Chef Klaus Engel kann der Konzern nunmehr Milliarden für Zukäufe ausgeben. "Vor allem Firmen, die mit Ressourceneffizienz, Gesundheit, Ernährung oder Spezialmaterialien zu tun haben, interessieren uns", sagte Engel dem "Handelsblatt". Weitere Mittel aus Immobilienverkäufen kämen noch hinzu.
Ziel von Evonik ist eigenen Aussagen zufolge zunächst der Einzug in den Nebenwerteindex
MDax. Mittelfristig gilt der Konzern mit seinen 33.000 Mitarbeitern aber als Kandidat für den deutschen Leitindex
Dax.
Die RAG-Stiftung hält nach dem Börsengang noch 68 Prozent, der britische Finanzinvestor CVC rund 18 Prozent. Beide Großaktionäre wollen ihre Beteiligungen weiter abbauen. "Laut Stiftungssatzung haben wir den klaren Auftrag, den Anteil an Evonik weiter abzuschmelzen, bis auf maximal 25,1 Prozent", sagte Müller. "Dafür haben wir viel Zeit." Die RAG-Stiftung will aus den Erlösen die dauerhaften Lasten für den Ausstieg aus der Steinkohleförderung in Deutschland decken.