Börse US-Daten treiben Dax und Dow an

Börse in Frankfurt: Der Dax dreht zum Wochenschluss in die Gewinnzone
Foto: dapdNew York / Frankfurt am Main - Der Dax hat am Freitag nach einer Berg- und Talfahrt mit Gewinnen geschlossen. Eine überraschend positive Verbraucherstimmung in den USA gab dem deutschen Leitindex am Nachmittag kräftig Auftrieb.
Zuvor hatte der Dax noch vor allem wegen der spanischen und französischen Schuldenentwicklung nachgegeben, da beide Länder nach Einschätzung der EU-Kommission ihre Defizitziele verfehlen werden.
Mit einem Aufschlag von 0,95 Prozent bei 6579,93 Punkten ging der deutsche Leitindex Dax aus dem Tag. Nach turbulenten fünf Handelstagen verbuchte er damit noch ein Wochenplus von 0,27 Prozent. Zu den größten Gewinnern im Dax gehörten am Nachmittag die Autotitel Daimler (Kurswerte anzeigen) und BMW (Kurswerte anzeigen), die jeweils rund 2 Prozent an Wert gewannen.
Für Auftrieb an den Aktienmärkten sorgten vor allem positive Konjunkturdaten aus den USA: In den USA hat sich das von der Universität Michigan ermittelte Konsumklima im Mai überraschend aufgehellt. Der Index sei von 76,4 Punkten im Vormonat auf 77,8 Zähler gestiegen, teilte die Universität am Freitag in einer ersten Schätzung mit.
Wahl Street knapp im Plus - Konsumklima hellt sich auf
Sowohl der Leitindex Dow Jones (Kurswerte anzeigen) als auch der Technologieindex Nasdaq Composite (Kurswerte anzeigen) drehten daraufhin ins Plus: Der Dow Jones legte 0,2 Prozent zu, der Nasdaq Composite gewann 0,7 Prozent hinzu .
Der Index der Universität Michigan gilt als Barometer für das Kaufverhalten der US-Verbraucher. Der Indikator basiert auf einer telefonischen Umfrage unter rund 500 Haushalten. Abgefragt werden die finanzielle und wirtschaftliche Lagebeurteilung sowie die entsprechenden Erwartungen.
"Um den US-Konsum braucht man sich derzeit keine großen Sorgen zu machen", sagte Postbank-Analyst Heinrich Bayer. Die Käufe der US-Verbraucher sind die Hauptstütze der weltgrößten Volkswirtschaft.
JP Morgan verdaddelt Milliarden
Die Nachricht von J.P. Morgan erwischte viele US-Börsianer auf dem falschen Fuß. Ausgerechnet J.P. Morgan, jene Bank, deren Handel doch als der mit den angeblich höchsten Sicherheitsstandards galt, schockte mit einer gigantischen Fehlspekulation auf Kreditderivate. Das zeigte Wirkung. Viele institutionelle Anleger verkauften sofort Wertpapiere. Die Aktie von JP Morgan brach in den USA um knapp 10 Prozent ein.
Börsenhändler fürchteten, dass die Erschütterungen sich bis in den US-Geldmarkt ausweiten könnten. "Wenn Unsicherheit um sich greift, ist die erste Reaktion der Investoren, zu verkaufen", sagte Michael Sheldon, Chefstratege bei RDM Financial in Westport, Connecticut.
Neuwahlen wahrscheinlich: Athener Börse fällt auf 20-Jahres-Tief
Der EuroStoxx50 schloss immerhin noch 0,2 Prozent fester bei 2253,71 Zählern. Der Leitindex der Athener Aktienbörse fiel dagegen zeitweise auf 608,71 Stellen - den tiefsten Stand seit November 1992 - und beendete den Börsentag gerade einmal drei Punkte darüber. Die 60 dort gelisteten Unternehmen sind derzeit zusammengerechnet gerade einmal 20 Milliarden Euro wert. Zum Vergleich: Volkswagen verdiente 2011 unter dem Strich fast genauso viel.
Trotz mehrerer Anläufe konnte in Griechenland noch keine neue Regierung gebildet werden. Damit steuert das Land auf Neuwahlen zu.
Spaniens verzweifelter Kampf gegen die Krise
Der spanische Ibex gab unterdessen 0,7 Prozent nach. Die Regierung in Madrid kämpft mit hohen Schulden, einer Rezession und einer rekordhohen Arbeitslosigkeit. Das Land wird den Berechnungen der EU-Kommission zufolge die Defizit-Vorgaben verfehlen. Darüber hinaus drohen zusätzliche Milliardenbelastungen durch Hilfen für die Banken, die unter einem Berg von faulen Immobilienkrediten ächzen. Die Geldinstitute sollen hierfür weitere Milliarden zurücklegen.
Banken leiden unter Spanien - und unter JP Morgan
Der JPMorgan-Schreck und die Fragilität der spanischen Bankenlandschaft setzten den gesamten europäischen Finanzsektor unter Druck. Der Branchenindex verlor 0,9 Prozent. Im EuroStoxx50 gehörten die französische Societe Generale und die italienische Intesa (Kurswerte anzeigen) mit einem Minus von jeweils 1,5 Prozent zu den größten Verlierern.
Deutsche Bank (Kurswerte anzeigen) büßten 0,2 Prozent und Commerzbank (Kurswerte anzeigen) 0,3 Prozent ein. An der Londoner Börse verloren Barclays 2,9 Prozent. Am spanischen Aktienmarkt fielen Banco Popular zeitweise auf ein 19-Jahres-Tief von 2,02 Euro und schlossen bei 2,13 Euro.
Euro und Ölpreise weiter schwach
Die Probleme in Griechenland und die Bankenkrise in Spanien lasten auch weiter auf dem Euro (Kurswerte anzeigen). Nach leichten Stabilisierungstendenzen am Vortag entfernt sich die Gemeinschaftswährung wieder von der Marke von 1,30 Dollar. Im frühen Handel fiel der Euro bis auf 1,2905 Dollar und wurde zuletzt leicht erholt bei 1,2921 Dollar notiert. Die Stimmung könnte sich schnell weiter eintrüben, warnen Experten.
Auch die Ölpreise haben ihre Verlustserie fortgesetzt. Ein Barrel (159 Liter) der Nordsee-Sorte Brent (Kurswerte anzeigen) zur Lieferung im Juni kostete zuletzt 111,90 Dollar. Das waren 83 Cent weniger als am Vortag. Der Preis für ein Fass der US-Sorte WTI fiel um 1,07 Dollar auf 96,02 Dollar. US-Rohöl hat bereits acht Tagesverluste in Folge verzeichnet - die längste Negativserie seit mehr als zwei Jahren.