Börse Dax rettet sich trotz US-Dämpfer ins Plus

Börse in Frankfurt: Gute Stimmung nach dem EU-Gipfel
Foto: REUTERSFrankfurt am Main - Noch leicht im Plus hat sich der deutsche Aktienmarkt am Dienstag aus dem Handel verabschiedet. Schlechte Konjunkturdaten aus den USA drückten den Dax deutlich vom Tageshoch zurück. Mit 0,2 Prozent auf 6459 Zähler fielen die Gewinne eher mau aus. Im Handelsverlauf war der Index bis auf 6533 Punkte geklettert. Der MDax (Kurswerte anzeigen) der mittelgroßen in Deutschland börsennotierten Aktiengesellschaften legte bis Handelsschluss 1,5 Prozent auf 9917 Indexstellen zu, der TecDax (Kurswerte anzeigen) verbesserte sich um 0,9 Prozent auf 744 Punkte.
Zumindest der EU-Gipfel in Brüssel wurde positiv aufgenommen. Immerhin 25 der 27 Staaten der Europäischen Union (EU) hatten dort dem Fiskalpakt zugestimmt, mit dem die Finanzlage und die Wettbewerbsfähigkeit der Länder verbessert und das Ansehen der Gemeinschaftswährung wiederhergestellt werden sollen.
Darüber hinaus segneten sie die vorzeitige Einführung des permanenten Rettungsschirms ESM im Juli ab. "Damit ist der Gipfel zwar ohne Überraschungen geblieben, letztlich stellt sich die EU damit langfristig aber besser auf, als die meisten anderen Wirtschaftsräume", sagte ein Marktteilnehmer.
Stimmungsdämpfer US-Konjunktur
Für lange Gesichter sorgten am Nachmittag die US-Daten. So hieß es im Handel zum Einkaufsmanager-Index aus Chicago, "vor allem der Auftragseingang liegt Meilen unter Erwartung". Auch die Beschäftigung ging gegenüber dem Vormonat wieder deutlich zurück. Der "Chicago-Index" wird als Vorlaufindikator für den nationsweiten ISM-Index betrachtet. Seine Wirkung geht daher über die Region Chicago hinaus. Entsprechend die Reaktion an den US-Börsen:
Der Dow-Jones-Index der Standardwerte gab in Ne York bis Mittag (Ortszeit) um 0,6 Prozent auf 12.574 Punkte nach. Der breiter gefasste S&P-500 verlor 0,4 Prozent auf 1307 Zähler. Der Composite-Index der Technologiebörse fiel ein halbes Prozent auf 2799 Punkte.
An der Börse in Frankfurt am Main standen heute unter anderem die Anteilsscheine von ThyssenKrupp (Kurswerte anzeigen) im Fokus der Investoren. Ihr Kurs stieg, nachdem sich das Management des Ruhrgebietskonzerns mit dem Verkauf der ThyssenKrupp-Edelstahlsparte Inoxum durchsetzen konnte um 2,7 Prozent auf 21,67 Euro. Der Verkauf der Edelstahl-Tochter an den finnischen Outokumpu-Konzern bringt dem Stahlkocher 2,7 Milliarden Euro. Die Erwartungen hätten bei 2,2 Milliarden bis 2,5 Milliarden Euro gelegen. "Thyssen kann die Schulden senken, Outokumpu kommt geografisch näher an seine Kunden und die Überkapazitäten in Europa werden abgebaut", lautete das Fazit für Michael Broeker, Analyst bei Steubing.
Die zuletzt verbesserten Konjunkturaussicht für Deutschland, abzulesen wohl auch an der weiter robusten Entwicklung des hiesigen Arbeitsmarkts, ließen heute nicht zuletzt den Wert der Anteilsscheine vieler konjunkursensibler Unternehmen steigen. Die Titel von HeidelbergCement beispielsweise verteuerten sich um 1,4 Prozent auf 37,57 Euro. Auch andere Zykliker legten zu, so etwa Linde-Aktien um 2,6 Prozent und BMW-Papiere um 1,3 Prozent.
Im MDax (Kurswerte anzeigen) legten die Anteilsscheine von EADS (Kurswerte anzeigen) um 1,2 Prozent zu auf 25,69 Euro, obwohl das Unternehmen einen großen möglichen Auftrag an einen Konkurrenten verloren hat. Indien will nicht den EADS-Eurofighter Typhoon, sondern das französische Konkurrenzprodukt Dassault (Kurswerte anzeigen) für elf Milliarden Euro kaufen. Dassault-Aktien haussierten darauf in Paris um fast 20 Prozent.
Für Aufsehen sorgte zudem der Telefonhersteller Gigaset (Kurswerte anzeigen), dessen Papiere im TecDax (Kurswerte anzeigen) um etwas mehr als 10 Prozent auf 2,64 Euro nach oben schnellten. Das aus dem früheren Beteiligungsunternehmen Arques hervorgegangene Unternehmen ist im vergangenen Jahr wieder in die Gewinnzone zurückgekehrt.
Euro erholt sich, Ölpreise steigen
Der Euro (Kurswerte anzeigen) hat einen Tag nach dem EU-Gipfel mit einer Berg- und Talfahrt auf neue Spekulationen über einen Schuldenschnitt in Griechenland und auf US-Konjunkturdaten reagiert. "Gerüchte über eine Einigung bei den Verhandlungen über einen Schuldenschnitt in Griechenland haben den Euro zunächst kräftig steigen lassen", kommentierte Devisenexpertin You-Na Park von der Commerzbank den schwungvollen Handelsauftakt. Im Nachmittagshandel rutschte die Gemeinschaftswährung auf ein Tagestief bei 1,3115 US-Dollar, nachdem sie gegen Mittag noch ein Tageshoch bei 1,3213 Dollar erreicht hatte. Am frühen Dienstagnachmittag hatte die Europäische Zentralbank (EZB) den Referenzkurs auf 1,3176 (Montag: 1,3110) Dollar festgesetzt. Ein Dollar kostete damit 0,7590 (0,7628) Euro.
Die Ölpreise sind ebenfalls leicht gestiegen. Am Morgen kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent (Kurswerte anzeigen) zur Lieferung im März 111,72 Dollar. Das war ein Prozent mehr als am Montag. Der Preis für ein Fass der US-Sorte WTI (West Texas Intermediate) stieg ebenfalls leicht um 56 Cent auf 99,34 Dollar.
Händler begründeten die leichten Kursgewinne am Ölmarkt vor allem mit dem zuletzt etwas schwächeren Dollar. Darüber hinaus verwiesen sie auf robuste Konjunkturdaten aus Japan. Dort ist die Industrieproduktion im Dezember deutlich stärker gestiegen als erwartet. Stetige Unterstützung stellt zudem der Streit über das iranische Atomprogramm dar. Der Iran droht, als Reaktion auf das im Juli beginnende Ölembargo der EU, umgehend alle Öllieferungen nach Europa einzustellen.