Börse Dax beendet dreitägige Gewinnstrecke

Sorgenvoller Blick. Wertpapierhändler in Frankfurt
Foto: dapdFrankfurt am Main - Der Dax ist am Mittwoch nach drei Gewinntagen deutlich ins Minus gerutscht. Damit folgte der deutsche Leitindex dem Euro, der ebenfalls kräftig absackte, und schloss 2,01 Prozent tiefer bei 5771,27 Punkten. Der MDax der mittelgroßen Werte sank um 0,96 Prozent auf 8752,86 Punkte und der TecDax gab 0,57 Prozent auf 674,45 Punkte ab.
Für Analyst Tobias Reichert von IG Markets könnte die Kursentwicklung bei abermals sehr dünnen Umsätzen "ein Indiz dafür sein, dass die meisten Akteure eine neue Positionierung ihrer Portfolios auf das nächste Jahr verschieben".
Ein Grund für die Verluste war wohl der schwache Handelstart an der Wall Street. Die US-Börsen starteten mit Verlusten zwischen 0,5 und 0,7 Prozent. "Es gab ein bisschen Vorfreude nach der erfolgreichen Italien-Auktion, dass die US-Märkte davon auch profitieren werden - da diese Hoffnung enttäuscht worden ist, testet man jetzt das Potenzial für Kursrückgänge", sagte ein Händler in Frankfurt. Die Umsätze blieben wie an den Vortagen allerdings extrem dünn.
Zudem folgte der Dax dem Euro, der ebenfalls kräftig absackte. Ein Händler verwies darauf, dass die Kredite der Europäischen Zentralbank (EZB) an die Banken der Euro-Zone in der Vorweihnachtswoche auf 879 Milliarden Euro gestiegen sind und die EZB-Bilanzsumme auf 2,73 Billionen Euro geklettert ist.
Außderdem habe der Internationale Währungsfonds (IWF) noch keine Entscheidung darüber getroffen, ob und wann Hilfsprogramme für Ungarn anlaufen sollten. "Ungarn selbst ist keine große Sache", betonte der Händler. Für Banken, die dort investiert seien, ergäben sich damit aber weitere Unsicherheiten. "Beide Nachrichten zusammen könnten zu einigen Euro-Verkäufen geführt haben, die in einem dünnen Markt übertriebene Reaktionen ausgelöst haben."
Zu den größten Verlierern im Dax gehörten die Titel von Commerzbank und Deutscher Bank, die 3,3 und 2,6 Prozent nachgaben. Einem Händler zufolge machte sich Enttäuschung breit, dass trotz der Geldspritzen der Europäischen Zentralbank (EZB) der Interbankenhandel nicht in Gang kommt. Kurz vor Weihnachten hatten sich Banken knapp 490 Milliarden Euro bei der EZB gesichert. Trotz des Geldregens parkten die Geldhäuser über die Feiertage aber so viel Liquidität wie noch nie bei der EZB, nämlich mehr als 411 Milliarden. Am Mittwoch, dem zweiten Handelstag nach Weihnachten, stieg die geparkte Summe sogar auf 452 Milliarden Euro.
Dass Italien über eine Anleihenauktion erfolgreich Geld am Markt einsammelte, beruhigte die Anleger dagegen nur kurz. Ein Börsianer bezeichnete die neun Milliarden Euro schwere Emission sechsmonatiger Papiere als zufriedenstellend. "Entscheidend wird aber die Emission länger laufender Papiere am Donnerstag", betonte er. "Die hohe Nachfrage kommt nicht völlig überraschend, denn dank des billigen Zentralbankgeldes können Investoren mit dem Kauf dieser Papiere eine erkleckliche Marge erwirtschaften."
Italien musste für seine neuen Papiere nur noch eine Rendite von 3,251 Prozent bieten, halb so viel wie bei der vorangegangenen Auktion Ende November. Die Renditen der richtungsweisenden zehnjährigen italienischen Anleihen stiegen am Nachmittag aber wieder über die vielbeachtete Marke von sieben Prozent. Am Donnerstag will das Land drei- und zehnjährige Titel im Volumen von 8,5 Milliarden Euro verkaufen.
Unterbrechungen bei der Kohleförderung infolge eines Erdbebens im Südosten Russlands drückten die in London gelisteten Aktien des Stahlherstellers Evraz um 3 Prozent. Das Beben der Stärke 6,9 hatte die Region an der Grenze zur Mongolei am Dienstag erschüttert. Die Papiere der beiden Glücksspielanbieter Bwin.Party und 888 gingen um 20 beziehungsweise neun Prozent nach oben. Das US-Justizministerium machte durch die Neuauslegung eines Gesetzes den Weg für eine Legalisierung von Online-Poker frei.