Schuldenkrise "Euro-Zone nimmt Osteuropa in Geiselhaft"

Deutsche Führung: Nicht überall stößt dieses Vorgehen in der Euro-Krise auf Gegenliebe
Foto: dapdmm: Herr Svedberg, machen Sie uns Hoffnung - kann man sich in den Börsenturbulenzen nach Osteuropa retten?
Svedberg: Nein, vom Sentiment her sind alle betroffen, da wird Osteuropa von der Euro-Zone in Geiselhaft genommen. Kein Land kann sich daraus lösen, obwohl in Osteuropa die Verschuldung im Schnitt deutlich niedriger ist als in der Euro-Zone. Und das Wachstum ist dort größer. Aber in der derzeitigen Situation wird das nicht berücksichtigt.
mm: Aber die Wirtschaftsverbindungen zwischen der Euro-Zone und den einzelnen osteuropäischen Ländern sind doch unterschiedlich intensiv.
Svedberg: Ja. Auf herkömmlichem Weg betroffen sind zum Beispiel Länder wie Polen oder die Türkei, die viel Handel unter anderem mit Deutschland treiben und die ihrerseits via Direktinvestments Geld aus Deutschland beziehen, zum Beispiel die Autobauer in Tschechien. Andere Länder wie Russland hängen eher an den Rohstoffen, was wiederum von dem Konsum des Öls in Amerika abhängt. Genauer, von den Erwartungen des Ölkonsums.
mm: Und die kriselnden Banken?
Svedberg: Die Banken sind auch ein Trassmissionsriemen. Die Banken in Osteuropa hängen an denen aus Westeuropa. Haben diese Probleme, zum Beispiel mit Anleihen aus der Peripherie, dann leiden auch die Banken Osteuropas.
mm: Dabei halten die doch angeblich viel Anstand zum riskanten Investmentbanking?
Svedberg: Ja, das ist richtig, die machen viel einfaches Geschäft, Kundenkredite und so weiter, aber keine Investmentgeschäfte. Aber bestraft werden sie dennoch.
mm: Also ist alles eine Frage der Stimmung?
Svedberg: Die Märkte hängen sehr an der Stimmung. Im August und September ging es runter wegen der allgemeinen Skepsis, im Oktober schob die Hoffnung auf eine Lösung die Börsen an.
mm: Sind wirklich alle Märkte derzeit eng miteinander korreliert?
Svedberg: Derzeit ist alles korreliert, außer Gold und vielleicht der Schweizer Franken.
mm: Und was raten Sie dem Anleger in so einer Situation?
Svedberg: Abwarten, die Volatilität muss erst wieder sinken. Das kann vielleicht schon nach dem G20-Gipfel in Cannes der Fall sein.