Blackberry-Hersteller
RIM-Aktie stürzt um 20 Prozent ab
Der Smartphonemarkt boomt - doch einer bleibt zurück: Research in Motion mit seinen Blackberrys. Die Kunden greifen lieber zum iPhone oder zu Android-Handys. Ein überraschend hoher Absatz- und Gewinneinbruch im zweiten Quartal schickt die Aktie des Konzerns auf Talfahrt.
Blackberry von RIM: Das Unternehmen verkaufte im zweiten Quartal nur 10,6 Millionen Geräte - Apple wurde im gleichen Zeitraum mehr als 20 Millionen iPhones los
Foto: BOBBY YIP/ REUTERS
Waterloo - Während Apple mit der Produktion seines iPhones kaum hinterherkommt, verkaufen sich die Blackberrys von Research in Motion (RIM) schlechter. Im zweiten Geschäftsquartal (Juni bis August) schrumpften die Auslieferungen auf 10,6 Millionen Smartphones. Im Vorjahreszeitraum war RIM noch 12,1 Millionen Blackberrys losgeworden. Dabei boomt der Markt. Auch vom Playbook-Tablet setzten die Kanadier lediglich rund 200.000 Stück ab.
Zum Vergleich:
Apple verkaufte binnen drei Monaten zuletzt mehr als 20,3 Millionen iPhone-Handys und fast 9,3 Millionen iPad-Tablets. Die Produktion läuft am Anschlag. Dagegen fällt RIM immer weiter zurück. Die Aktie von
RIM büßte am Morgen 20 Prozent ein, nachdem sie im nachbörslichen Handel in den USA bereits um gut 19 Prozent abgestürzt waren.
Ältere Modelle hätten sich schlechter verkauft als erwartet, sagte Jim Balsillie, einer der beiden Firmenchefs, im kanadischen Waterloo. Er hofft darauf, mit frischen Modellen die Scharte auswetzen zu können. Im August hatte das Unternehmen gleich fünf Neuheiten angekündigt, darunter Geräte mit klassischer Tastatur genauso wie ein reines Touchscreen-Modell. Im laufenden Quartal will RIM zwischen 13,5 Millionen und 14,5 Millionen Blackberrys absetzen.
Gewinn hat sich halbiert
RIM gehört zu den Pionieren in der Smartphonewelt, hatte aber den Trend zu berührungsempfindlichen Bildschirmen lange verschlafen, während Apple mit seinem iPhone Verkaufserfolge feierte. Das neue iPhone 5 wird im Oktober erwartet. Erschwerend kam Google mit seinem Android-Betriebssystem heraus, das von einer ganzen Reihe von Handyherstellern verwendet wird.
Der Umsatz von RIM fiel im Quartal um 11 Prozent auf 4,2 Milliarden Dollar (drei Milliarden Euro). Der Gewinn halbierte sich auf 329 Millionen Dollar - auch belastet von den Kosten für den Abbau von 2000 Stellen. Damit reagiert der Hersteller auf den schwindenden Marktanteil. Am Ende sollen noch 17.000 Beschäftigte übrigbleiben.
Nach Angaben des Marktforschungsinstituts Gartner ist der Anteil von RIM am Smartphonemarkt im zweiten Kalenderquartal von 19 auf 12 Prozent zurückgegangen. Gartner machte dafür neben der alternden Modellpalette auch Lieferprobleme verantwortlich. Der Anteil am gesamten Handymarkt rutschte den Angaben zufolge von 3,2 auf 3,0 Prozent ab. Danach ist RIM der sechstgrößte Handyhersteller.
Blackberrys haben schlechtes Image
Ob das jüngste Modellfeuerwerk ausreicht, um den Trend umzukehren, muss sich noch erst zeigen. Auch die neuen Geräte werden weiterhin von dem in die Jahre gekommenen Blackberry-Betriebssystem angetrieben. Es gilt als langsamer und ist weniger auf Videos, Musik und Spiele ausgelegt als Konkurrenzsysteme. RIM verspricht aber Verbesserungen wie ein schnelleres Surfen im Web. Spätere Modellgenerationen sollen einmal das leistungsfähigere Betriebssystem QNX erhalten.
Blackberrys waren wegen ihres speziellen E-Mail-Diensts früher die Lieblinge der Manager. Heute sind die Geräte vielfach eine Billig-Alternative für all jene, die sich kein iPhone oder Android-Smartphone leisten können oder wollen. Der Anteil der Einstiegsmodelle an den Gesamtverkäufen nahm zuletzt stetig zu.
Blackberry von RIM: Das Unternehmen verkaufte im zweiten Quartal nur 10,6 Millionen Geräte - Apple wurde im gleichen Zeitraum mehr als 20 Millionen iPhones los