Börsenausblick Aktienkurse in Inflationsgefahr

Der Blick aufs Ganze: An der Börse rücken Unternehmensergebnisse wieder in den Hintergrund - die Konjunktur insgesamt ist gefragt
Foto: AMANDA ANDERSEN/ REUTERSFrankfurt am Main - Nach den kräftigen Kursgewinnen vom März und April wird der Dax wohl in der zweiten Mai-Woche kleinere Brötchen backen müssen. "Dem Markt fehlen die treibenden Effekte aus der Berichtssaison, womit den konjunkturellen Daten wieder stärkere Beachtung geschenkt werden dürfte", schreiben die Analysten der Landesbank Berlin in ihrem Marktkommentar. Bei Investoren steht dabei das Thema Inflation ganz oben auf der Tagesordnung.
Aktienstratege Bernd Krampen von der NordLB rät beispielsweise dazu, die US-Einfuhrpreise am Dienstag genau unter die Lupe zu nehmen. "Das ist möglicherweise ein Schocker." Analysten rechnen für April im Schnitt mit einem Anstieg von 1,8 Prozent zum Vormonat. Von der Veröffentlichung der deutschen Verbraucherpreise am Tag danach erhoffen sich Investoren Hinweise darauf, wann die Europäische Zentralbank (EZB) erneut an der Zinsschraube drehen wird. Experten sehen die deutsche Teuerung bei 2,5 Prozent im Jahresvergleich.
Am Freitag stehen auch die Daten zur US-Inflation auf dem Terminplan. Dort erwarten Börsianer ein Plus von 3 Prozent. Inflation ist Gift für die Aktienkurse, weil steigende Preise Notenbanken zu Zinserhöhungen zwingen. Als Folge verteuern sich Kredite, die Konsumlaune der Verbraucher und die Investitionsneigung der Unternehmen geht zurück.
Solange es beim Thema Inflation keine böse Überraschungen gibt, sind die Aussichten für den Dax - der in der zu Ende gegangenen Woche 0,3 Prozent einbüßte und mit 7492 Punkten in das Wochenende ging - gar nicht so schlecht, sagen Aktienmarktexperten. Sowohl NordLB-Stratege Krampen als auch sein Kollege Wolfgang Duwe von der Bremer Landesbank halten leichte Kursgewinne für möglich.
Firmenbilanzen im Lichte der Japan-Katastrophe
Nach der Bilanzflut der vergangenen Tage stehen noch einige Geschäftszahlen von Dax-Konzernen zur Veröffentlichung an. Am Montag will sich die Münchener Rück in die Bücher schauen lassen. Der Branchenprimus hat schon mitgeteilt, das erste Quartal habe ein "deutlich negatives" Ergebnis beschert.
Inmitten der Debatte um eine schnellere Abkehr von der Atomkraft stehen zudem Eon und RWE unter besonderer Beobachtung. Die Versorger wollen ihre Zwischenergebnisse am Mittwoch und Donnerstag vorlegen. Allerdings werden die Bilanzen in der Energiebranche Analyst Wolfgang Duwe von der Bremer Landesbank zufolge nur eine untergeordnete Rolle spielen: Entscheidend sei, wann und wie die Energiewende umgesetzt werde. Dass sie komme, stehe außer Frage.
Neben Eon und RWE stehen auch die Geschäftszahlen zahlreicher Solarfirmen auf dem Terminplan. Anleger erhoffen sich Hinweise darauf, ob die geplante Energiewende sich nicht nur in den Aktienkursen, sondern auch den Auftragsbüchern von Solarworld , Conergy & Co. niederschlägt.
Darüber hinaus ist die Hauptversammlungssaison in vollem Gang. Mit Spannung warten Investoren unter anderem auf das Treffen der Deutsche Börse-Eigner am Donnerstag. Dort muss sich Firmen-Chef Reto Francioni sicher einigen Fragen zum Übernahmepoker um die New Yorker Nyse Euronext stellen. Nachdem sich die US-Rivalen Nasdaq und ICE in die Transaktion eingemischt hatten, forderten einige Nyse-Aktionäre von der Deutschen Börse ein besseres Gebot - was wiederum den Aktionären des Dax-Konzerns missfallen dürfte.