Börse Dax setzt Höhenflug fort

Neues Dreijahreshoch: Der Dax notiert mit 7486 Punkten auf dem höchsten Stand seit Januar 2008
Foto: Boris Roessler/ picture-alliance/ dpa/dpawebFrankfurt am Main - Bis zum Mittag legte der zunächst verhalten gestartete Dax um 0,15 Prozent auf 7486,79 Punkte zu. Damit ließ er das Hoch vom Vortag knapp hinter sich und markierte den höchsten Stand seit Januar 2008. Der MDax der mittelgroßen Werte gewann 0,07 Prozent auf 10.719,25 Punkte, und der TecDax stieg dank starker Solarwerte um deutliche 0,82 Prozent auf 930,78 Punkte.
Sowohl die Wirtschaftsstimmung als auch das Geschäftsklima in der Euro-Zone hatten sich im April eingetrübt. Zudem war die Arbeitslosenquote im März bei 9,9 Prozent verharrt. Dies macht laut einem Händler eine weitere Zinserhöhung der Europäischen Zentralbank (EZB) zunächst etwas unwahrscheinlicher. Auch die moderat freundlich erwartete Wall Street sorgte für Rückenwind. In Japan waren die Börsen an diesem Freitag geschlossen geblieben, auch in London wird heute nicht gehandelt. Hierzulande standen Geschäftsberichte unter anderem von Daimler auf der Agenda. Am Nachmittag werden noch US-Konjunkturdaten veröffentlicht.
Daimler-Aktien leiden nach Geschäftsbericht unter Gewinnmitnahmen
Der Stuttgarter Autokonzern Daimler hat dank der großen Nachfrage nach Autos und Lastwagen einen starken Jahresstart hingelegt und den Ausblick für das Geschäftsjahr 2011 bestätigt. Börsianer reagierten unterschiedlich auf den Geschäftsbericht. Während einige die Resultate als besser als erwartet bezeichneten, mahnten andere Händler zur Vorsicht, da die Zahlen lediglich die Erwartungen erfüllt hätten. Die zuletzt gut gelaufenen Aktien büßten am Dax-Ende 1,98 Prozent auf 52,04 Euro ein.
Die Aktien von K+S (Kurswerte anzeigen) stiegen indes nach guten Zahlen des Konkurrenten Yara International um 0,78 Prozent auf 54,56 Euro. Der norwegische Düngemittelhersteller hatte mit seiner Bilanz zum ersten Quartal die Markterwartungen übertroffen. "Auf den ersten Blick sehen die Zahlen besser als erwartet aus", sagte ein Händler. Das gebe auch den Titeln von K+S Auftrieb. Am Vortag hatte mit dem weltgrößten Düngemittelproduzenten Potash bereits ein anderer Wettbewerber einen Rekordgewinn berichtet, was K+S allerdings letztlich kalt gelassen hatte.
Heidelberger Druck wieder mit operativem Gewinn
Im MDax gewannen die Aktien von Heidelberger Druck nach Zahlen vom Vorabend 2,02 Prozent auf 3,08 Euro. Ein Sparkurs und die starke Konjunktur haben den angeschlagenen Druckmaschinenhersteller wieder auf Kurs gebracht. Zum ersten Mal seit zwei Jahren hatte das Unternehmen im Geschäftsjahr 2010/2011 (Ende März) zumindest operativ schwarze Zahlen geschrieben. Damit arbeiteten sich die Heidelberger weiter an die Gewinnschwelle heran. Unter dem Strich blieben die Zahlen aber rot.
Die Baumarktkette Praktiker erlitt indes einen zweistelligen Umsatzeinbruch und rutschte noch tiefer in die Verlustzone als im Vorjahr. Entsprechend büßten die Titel 1,26 Prozent auf 7,46 Euro ein. Unternehmenschef Wolfgang Werner zeigte sich enttäuscht vom Quartalsverlauf. Damit sei es nicht einfacher geworden, die Gesamtjahresziele zu erreichen. Wegweisend dafür werde jetzt das zweite Quartal sein, das normalerweise aufgrund der Gartensaison zu den stärksten im Jahr gehört. Auch Börsianer zeigten sich ernüchtert vom schwächer als erwarteten Jahresauftakt.
Glänzendes Quartal bei Morphosys
Dagegen verhalf eine Millionenzahlung des Schweizer Pharmakonzerns Novartis an Morphosys dem Biotechunternehmen zu einem glänzenden ersten Quartal. Morphosys konnte seinen Gewinn fast versechsfachen, und auch das operative Ergebnis sprang nach oben. Den Umsatz konnte das Unternehmen mehr als verdoppeln. Firmenchef Simon Moroney bekräftigte ungeachtet des Boomquartals den Ausblick für 2011. Die Titel legten dennoch um 4,72 Prozent auf 19,760 Euro zu.
Die Solarwerte wurden von Übernahmefantasien beflügelt. Händler verwiesen auf den französischen Energiekonzern Total, der einen Mehrheitsanteil an dem US-Solarunternehmen Sunpower übernehmen will. Laut einem Medienbericht will Total 23,25 Dollar je Sunpower-Aktie bezahlen. Das entspräche einem Aufschlag von 45 Prozent, sagten Börsianer. Solarworld verteuerten sich um 5,92 Prozent auf 10,830 Euro, Q-Cells gewannen 5,71 Prozent auf 2,907 Euro.
Euro weiter stark, Ölpreise leicht gesunken
Der Euro hat sich am Freitag über der Marke von 1,48 US-Dollar gehalten. Im frühen Handel kostete die Gemeinschaftswährung 1,4840 Dollar und damit in etwa soviel wie am Vorabend. Ein Dollar war zuletzt 0,6738 Euro wert. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs am Donnerstag auf 1,4794 (Mittwoch: 1,4668) Dollar festgesetzt.
Der Euro kostet derzeit soviel wie zuletzt Ende 2009. Als Hauptgrund gilt die extrem lockere US-Geldpolitik, die den Dollar zu vielen wichtigen Währungen immer mehr schwächt. "Der Dollar hat derzeit wirklich kein Argument auf seiner Seite", schreibt die Commerzbank in einer Studie. Neben der Zinspolitik verweisen die Experten auf die mittelprächtige US-Konjunktur und die angeschlagenen Staatsfinanzen.
Ölpreise sind am Freitag leicht gesunken. Im frühen Handel kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Auslieferung im Juni 124,65 Dollar. Das waren 37 Cent weniger als am Donnerstag. Der Preis für ein Barrel der US-Referenzsorte West Texas Intermediate sank um 31 Cent auf 112,55 Dollar.
Händler erklärten die etwas schwächere Tendenz mit zuletzt enttäuschenden Konjunkturdaten aus den USA, dem weltweit größten Ölverbraucherland. Nach Daten vom Donnerstag hat die US-Wirtschaft im ersten Quartal stärker als erwartet an Fahrt verloren. Zudem deuteten die wöchentlichen Zahlen vom Arbeitsmarkt auf eine anhaltend ungünstige Lage hin. Unterstützung erhalten die Ölpreise nach wie vor von dem schwachen Dollar.