Börsenausblick Aufwärtstrend hält - aber Luft wird dünn

Nach dem Jahreshoch am Freitag bleibt die Stimmung an der Börse auch in der kommenden Woche gut, meinen Experten. Sie mahnen aber auch zur Vorsicht: Die Luft für Kursgewinne werde dünn. Und es gebe zunehmend Belastungsfaktoren, wie etwa steigende Rohstoffkosten.
Im Zeichen des Bullen: Noch geht es an der Börse aufwärts

Im Zeichen des Bullen: Noch geht es an der Börse aufwärts

Foto: Frank Rumpenhorst/ picture alliance / dpa

Frankfurt am Main - An der Börse stehen die Ampeln nach Meinung von Experten auch in der kommenden Woche auf Grün. Dank ermutigender Konjunkturzahlen und ausgezeichneter Unternehmensergebnisse hätten die Investoren selbst die Ereignisse in Ägypten ohne größere Beeinträchtigungen weggesteckt, meinten die Experten der DZ Bank. Gleichwohl raten viele Fachleute zur Vorsicht: Die Anleger seien derzeit ungewöhnlich positiv gestimmt und die steigenden Rohstoffpreise könnten die Erträge der Unternehmen belasten. Insofern seien kurzfristige Rückschläge im Dax  jederzeit möglich.

"Die Aktienmärkte schlagen sich angesichts einer sehr positiven Berichtssaison in den USA recht wacker", beschrieb Analyst Jens Herdack von der Weberbank die anhaltend optimistische Grundstimmung. "Wir erwarten, dass der positive Trend der noch ausstehenden Unternehmensberichte stützend wirkt."

Die Fachleute der Landesbank Berlin rechnen zumindest auf mittlere Sicht ebenfalls mit einer Fortsetzung der freundlichen Börsenphase. Ein anhaltendes Weltwirtschaftswachstum sowie eine gute Ertragslage der Unternehmen dürften den Kursen weiteren Auftrieb verleihen. Allerdings "mahnt die angesichts der Kursrally der vergangenen Monate überkaufte Marktlage zur Vorsicht". Mit technischen Gegenbewegungen müsse daher jederzeit gerechnet werden.

Steigende Rohstoffpreise drücken auf die Gewinne

Auch die Experten der DZ Bank sind mittel- und längerfristig weiter positiv gestimmt, weil sie mit einer spürbaren konjunkturellen Belebung im weiteren Jahresverlauf rechnen. Damit würde sich auch die Gewinnqualität im Unternehmenssektor bessern. Kurzfristig jedoch sollten die Investoren auf der Hut sein: "Die Anlegerstimmung ist inzwischen extrem optimistisch. Zudem verlief die jüngste Kurserholung unserer Meinung nach viel zu einseitig; sie wurde fast ausschließlich von wenigen einzelnen Segmenten getragen."

Markus Wallner, Analyst bei der Commerzbank, ergänzte: "Mit der Erholung der Weltwirtschaft haben auch die Rohstoffpreise deutlich angezogen. Dieser Effekt sollte sich insbesondere bei solchen Unternehmen negativ auswirken, die keine Absicherungsstrategie verfolgen oder nicht über die Macht verfügen, die gestiegenen Kosten an die Abnehmer weiter zu geben." Seiner Meinung nach wird besonders das Ertragsniveau folgender Unternehmen von steigenden Rohstoffpreisen negativ beeinflusst: Air-Berlin , Gildemeister , Jungheinrich , Manz Automation , Salzgitter  und Vossloh .

Ob die steigenden Rohstoffpreise tatsächlich den Gewinn unter Druck gesetzt haben, könnte sich schon am Mittwoch erweisen. Dann legt der von dem Commerzbank-Experten erwähnte Werkzeugmaschinen-Hersteller Gildemeister seine Jahreszahlen vor. Auch eine Reihe anderer, ebenfalls im MDax  notierter Unternehmen öffnet in der kommenden Woche die Bücher. So legt etwa der Maschinenbau-Konzern Gea  bereits am Montag Zahlen vor. Das Unternehmen hat nach Ansicht von Analysten mit einem soliden vierten Quartal seine Jahresziele sicher erreicht und weiter Tritt gefasst.

Zahlreiche Ergebnisberichte aus der zweiten Reihe

Am Dienstag folgt dann der Kranbauer Demag Cranes , bevor am Mittwoch unter anderem Douglas , Heidelberger Druck  und Tui  Zahlen vorlegen. Am Donnerstag stehen mit Rhön-Klinikum , dem Flughafenbetreiber Fraport  und dem Hersteller von Spezialverpackungen und Medizintechnik Gerresheimer  ebenfalls MDax-Werte auf der Agenda. Hinzu kommt der im TecDax gelistete Schaltkreis-Hersteller Dialog Semiconductor .

Die Dax-Unternehmen hingegen halten sich noch zurück. Ausnahme ist der Stahl- und Industriegüterkonzern ThyssenKrupp , der sich am Freitag in die Karten blicken lässt. "Operative Ergebnisverbesserungen sollten durch die deutlich höher als erwarteten Anlaufverluste der neuen Werke in den USA und Brasilien weitgehend kompensiert werden", sagte Analyst Klaus Stabel von der ICF Kursmakler AG. Von dem neuen Chef Heinrich Hiesinger würden Aussagen zur Perspektive für den weiteren Jahresverlauf erwartet.

Am Frankfurter Aktienmarkt kommt derweil das Börsengang-Karussell wieder in Gang. Nach der Erstnotiz von Derby Cycle an diesem Freitag (4. Februar) startet mit der RIB Software AG am kommenden Dienstag (8. Februar) wahrscheinlich das nächste Unternehmen im Frankfurter Prime Standard. Der Softwarehersteller, der sich selbst als TecDax-Kandidat sieht, hatte bei der Platzierung von 15,7 Millionen Aktien zu 9,25 Euro das Stück rund 145 Millionen Euro erlöst.

Schließlich sollten die Anleger in der kommenden Woche auch einen Blick auf die anstehenden Konjunkturdaten werfen. So werden am Donnerstag die US-Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe und am Freitag der Index der Verbraucherstimmung der Universität Michigan für Februar veröffentlicht

cr/dpa-afx

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