Das unruhige Börsenjahr 2015 Drei Investment-Gurus, eine Lehre
2015 war ein unruhiges Jahr für Anleger. Es war "gespickt mit außergewöhnlichen Ereignissen", schreibt die Fondsgesellschaft Union Investment. Allzeithochs im Dax, historische Tiefstände bei Bundrenditen, Ölpreiseinbruch, Griechenlandkrise, US-Zinswende - und die Liste ließe sich fortführen. Auch die letzten Handelswochen machten dabei keine Ausnahme. Was also bleibt dem Privatanleger? Das Jahr abhaken und auf ein gutes 2016 setzen? Nicht ganz. Geld anzulegen besteht immer aus zwei Elementen.
Eines ist vorwärtsgewandt, ist der Versuch, durch Vorausschau mögliche Risiken eines Investments abzufedern. Das zweite Element ist die Rückschau, um eventuelle Fehler im eigenen Anlagemodell oder eine Veränderung der einst gesetzten Ziele aufzuspüren. Über das erste Element ist einiges geschrieben worden - über die Gefahren beispielsweise, die das Jahr 2016 mit sich bringen könnte oder auch die Vorhersagen bekannter Vermögensverwalter. Die Rückschau indes wird weniger geschildert. Vermutlich, weil sie mit Selbstkritik zu tun hat. Am einfachsten dürfte sie fallen, schaut man auf Investment-Gurus und ihr Vorgehen im Jahr 2015.
Yngve Slyngstad

Yngve Slyngstad zum Beispiel: Er ist der Manager des norwegischen Staatsfonds. Klingt behäbig, ist aber eine Macht mit einem Volumen von 754 Milliarden Euro. Eine Macht, die durch die Volkswagen-Krise ein wenig Federn hat lassen müssen. 300 Millionen Verlust waren es, mit denen Slyngstad zwischenzeitlich rechnen musste, weil die VW-Aktie im Zug des Abgasskandals massiv an Wert verlor, so die "FAZ". Immerhin lag der Anteil am Autobauer bei 1,22 Prozent.
Dabei war VW ein Standard-Investment für den Fonds, mit dem er lange gut gefahren ist. Trotzdem denkt man in Oslo um. In Richtung Emerging Markets, den aufstrebenden Regionen der Welt. Das kann kurzfristig zur Wackelpartie werden, zum Beispiel, weil chinesische Aktien 2015 deutlich an Wert verloren. Doch verspricht sich Slyngstad offenbar mehr davon und kehrt damit alten Überzeugungen den Rücken. Behutsam, aber konsequent. Keine schlechte Lehre für Privatanleger.
Warren Buffett
Über Warren Buffett, das "Orakel von Omaha", wurde schon viel veröffentlicht. Immerhin ist der jahrzehntelange "trackrecord" des bescheiden auftretenden Amerikaners beeindruckend, in aller Regel lag er richtig mit seinen Entscheidungen. Lernen lässt sich aber auch etwas von einer Entscheidung des Altmeisters aus dem auslaufenden Jahr. Denn Warren Buffett schlug in Hamburg zu, bei Detlev Louis.
Er sieht den Louis-Deal als Türöffner. "Europa hat Hunderte von Millionen Menschen, hohe Einkommen, produktive Menschen, also ist das ein toller Ort für uns." Damit entspricht das Investment auf den ersten Blick dem klassischen Buffett-Mantra, nur das zu kaufen, was auch verständlich ist. Detlev Louis verkauft Motorradzubehör. Punkt. Aber es zeigt auch Flexibilität. Denn Buffett hat bereits vor geraumer Zeit erkannt, dass sein Investment-Vehikel Berkshire Hathaway zu groß geworden ist, um noch unbeobachtet kleine Unternehmen in aller Stille kaufen zu können. Es löst jedes Mal Kursexplosionen aus. Deswegen der Louis-Deal, abseits der Börse. Eben in aller Stille.
Zu viel Geld für die Börse, ein Luxusproblem, gewiss. Vor dem der Normalanleger nicht steht, gewiss. Aber auch er ringt immer wieder mit der Frage, ob seine eigene Geldanlage dem Umfeld noch angemessen ist. Und wenn Buffett umdenken kann, sollte Ottonormalanleger das auch.
Larry Fink

Larry Fink ist ein drittes Beispiel für 2015: Der Mann ist das Gesicht von Blackrock, immerhin dem größten Vermögensverwalter der Welt. Er hat ein Mantra, seit Jahren. Günstig Indizes nachbauen, alles andere sei nicht nötig, um erfolgreich in Sachen Investments zu sein. Denn immerhin spare sich der Anleger so die deutlich höheren Verwaltungsgebühren der aktiv gemanagten Fonds. Auf den ETF fußt auch der Erfolg des Unternehmens, das ETF konstruiert und verkauft. Allerdings nicht nur. Denn Blackrock ist ein weitverzweigtes Unternehmen, das eben auch aktive Lösungen anbietet. Herkömmliche Fonds zum Beispiel.
Was lehrt das den Betrachter? Überzeugungen sind gut. Aber sie dürfen kein Selbstzweck werden. So wie Staatsanleihen eine gute Idee sein können. Aber eben nicht immer.
Umdenken, sich hinterfragen - das ist damit die Lehre des Börsenjahres 2015.