Aktienkultur Deutschland Wer von der Dax-Hausse profitiert

Börsenhändler an der Wall Street: US-Investoren verdienen an der Dax-Hausse, während deutsche Privatanleger den Aufschwung häufig nur in den Medien verfolgen
Foto: Justin Lane/ dpaHamburg - Menschen hören gerne Geschichten, die mit Erfolg und Geld zu tun haben. Zum Beispiel die von Steve Jobs, der aus dem Nichts ein Imperium für Imponiertechnologie geschaffen hat. Oder die von Elon Musk, der mit seinen Elektrovehikeln die Autobranche aufmischt. Auch die Börse handelt von Erfolg, Misserfolg und viel Geld - nur sind die Deutschen bei Geschichten von der Börse traditionell skeptisch. Fatalerweise.
Beispiel Dax: Bis kurz vor Ende 2013 legte der deutsche Leitindex um gut 20 Prozent zu. Wohl dem, der investiert war. Deutsche Exportstärke und Krisenresistenz sind neben der weltweiten Geldflut der Notenbanken die Hauptdarsteller dieser Geschichte - doch leider verhallt sie fast ohne deutsche Zuhörer.
55 Prozent der Dax-Aktien, so notierte die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young, sind inzwischen in der Hand ausländischer Investoren. Bei einzelnen Werten ist der Befund noch deutlicher - mindestens drei Viertel der ausgegebenen Papiere von Adidas oder der Deutschen Börse sind in ausländischer Hand.
Kurse auf hohem Niveau - doch viele Investoren haben Nachholbedarf
Auch auf europäischer Ebene las sich die Geschichte gut. Denn Südeuropas wankende Wirtschaften fügten einige Spannungselemente hinzu. Wer wagte, gewann. Zum Beispiel die Spanien-Investoren. Wer im Sommer in den Ibex 35 einstieg, konnte sich im Winter über ein Plus von rund 20 Prozent freuen.
"Europäische Aktien dürften 2014 weiter stark steigen; denn die meisten Anleger haben 2012 und 2013 nicht am Aufschwung teilgenommen", schreibt zum Beispiel Niall Gallagher, Fondsmanager des GAM Star Continental European Equity Fund. Sprich: Die Bewertungen an der Börse sind inzwischen zwar deutlich gestiegen. Da aber noch immer viele Anleger an der Seitenlinie stehen und sich über die verpassten Kursgewinne ärgern, könnte dies die Nachfrage am Leben halten.
Dazu soll ein weiteres Element treten. Im kommenden Jahr, schreiben die Analysten der niederländischen ING, dürften auch "Gewinnzuwächse und zunehmender Risikoappetit für steigende Kurse sorgen." Ein zweiter Treibsatz also, der die Börsenkurse weiter nach oben schieben könnte.
Deutsche Anleger sind gebrannte Kinder
Dennoch winken in Deutschland noch immer zahlreiche Privatanleger beim Thema Aktien ab. Sie sind skeptisch geworden. Kurz vor der Jahrtausendwende hatte Schauspieler Manfred Krug ihnen von den Vorzügen der Aktien der Deutschen Telekom erzählt - und die Deutschen griffen zu. Wer damals Aktien der Telekom aus der zweiten oder dritten Tranche kaufte, sitzt bis heute auf hohen Verlusten - ganz zu schweigen von den Verwüstungen, die der von der Deutschen Börse eilig hochgezogene "Neue Markt" in den Depots der Anleger verursachte.
Die Verluste dieser Papiere haben die Deutschen noch heute nicht verwunden. Doch nach dem Crash der Technologie- Medien- und Telekom-Aktien hat sich inzwischen die Spreu vom Weizen getrennt, und auch der Kurssturz nach der Lehman-Pleite im Herbst 2008 scheint an den Börsen inzwischen überwunden.
Hinzu kommt: Die Spielregeln der Geldanlage haben sich geändert. Die Niedrigzinspolitik der Notenbanken zwingt Anleger weltweit, ihre Anlage-Aufteilung in Aktien, Anleihen und Festgeld zu überdenken. Von einer zählbaren Rendite profitieren kann nur, wer ins Risiko geht - doch ins Risiko zu gehen, muss man sich auch leisten können. Dies führt dazu, dass gute Aktienjahre wie 2013 vor allem das Vermögen derer mehren, die ohnehin schon mehr Vermögen haben als der Durchschnitt.
"Wir plädieren für einen unaufgeregten Umgang mit Aktien", schrieb DekaBank-Chefvolkswirt Ulrich Kater in einer Festschrift zum Dax-Geburtstag. Es wäre die Voraussetzung, dass am Ende mehr deutsche Anleger als bisher am Dax-Anstieg ihren Spaß haben.