Neue-Energien-Fonds Spanien kürzt Solarförderung - hiesige Anleger leiden

Solarstromanlage in Spanien: Deutsche Privatanleger gucken einmal mehr in die Röhre
Foto: Solar Millennium / Paul-Langrock.deHamburg - Ein im Sommer verabschiedeter Ministerialbeschluss in Spanien sorgt bei deutschen Anlegern für Herbsttristesse. Die Regierung in Madrid hat festgelegt, welche Vergütungstarife für die Stromeinspeisung aus spanischen Energieanlagen den Betreibern zustehen, nachdem das bisherige Tarifsystem bereits im vergangenen Jahr aufgehoben worden war. Damit ist ein mehr als einjähriger Schwebezustand beendet. Die Folgen sind gravierend, insbesondere für hiesige Fondsinvestoren, die mit ihrem Geld die Anlagen finanziert haben.
Nun steht auch für deutsche Anleger von Solarfonds mit spanischen Standorten fest, welche Vergütungen ihren Gesellschaften seit vergangenem Sommer zustehen. Zu den Anbietern der betroffenen Solarfonds zählen Häuser wie MPC Capital, Voigt & Collegen und White Owl Capital.
Die Hamburger MPC Capital AG teilt den Anlegern des Fonds "MPC Solarpark" mit, dass an den vier spanischen Standorten ihrer Gesellschaft im vergangenen Jahr 14,3 Millionen Kilowattstunden Strom erzeugt wurden. Das sind knapp 3 Prozent mehr als prospektiert. Dennoch fallen Erlöse deutlich niedriger aus als im Prospekt prognostiziert.
MPC hatte den Fonds im Jahr 2008 aufgelegt. 22 Millionen Euro sammelte das Emissionshaus bei Privatanlegern ein, weitere 43 Millionen kamen über ein Darlehen der Commerzbank. Der Anbieter stellte den Anlegern nach 25-jähriger Laufzeit einen Gesamtrückfluss von 313 Prozent bezogen auf das eingesetzte Kapital in Aussicht. Doch der spanische Staat hat den Investoren einen Strich durch die Rechnung gemacht.
Vorläufig keine Auszahlungen
Für das laufende Jahr bekommen die Anleger die Auswirkungen der Gesetzänderung besonders stark zu spüren. Der Fonds muss nicht nur die Kürzungen für das laufende Jahr verkraften, sondern auch die neue Berechnungsmethodik rückwirkend für das vergangene Jahr anwenden. Die sich daraus ergebende Überzahlung von Vergütungen für 2013 muss der Fonds mit den Vergütungen für 2014 verrechnen. So werden die Erlöse in diesem Jahr 2,5 Millionen Euro unter dem ursprünglich kalkulierten Werten liegen, teilt MPC auf Nachfrage mit.
Damit nicht genug. Aus einer aktualisierten Prognoserechnung, in der MPC für die restliche Fondslaufzeit die herabgesetzten Vergütungssetze zugrunde legt, geht hervor, dass die Anleger des MPC Solarparks bis ins Jahr 2025 keine Ausschüttungen mehr erwarten dürfen. Zunächst soll die Fremdfinanzierung der Commerzbank vollständig getilgt werden, und das wird nach Stand der Dinge erst in gut zehn Jahren der Fall sein.
Ein weitere Punkt macht den Investoren schwer zu schaffen: MPC hat die Kürzungen zum Anlass genommen, die von der Fondsgesellschaft an die spanischen Tochtergesellschaften gewährten Darlehen und die spanischen Beteiligungen neu zu bewerten. Aus der Neubewertung ergibt sich laut Initiator ein Abschreibungsbedarf von 10,2 Millionen Euro. Die Verluste für das Geschäftsjahr 2013 summieren sich damit auf 9,6 Millionen Euro.
Zwischenfazit für die Anleger: Die Auszahlungen belaufen sich nach sechs Jahren auf 27 Prozent des Kapitaleinsatzes. Seit April 2013 sind die Auszahlungen bis auf weiteres ausgesetzt. Da die spanische Regierung die Einspeisevergütung alle drei Jahre an die Marktgegebenheiten anpasst, besteht auch für reduzierte Prognose keine Sicherheit. Eine exakte Prognose mag der Anbieter derzeit nicht abgeben. "Der Gesamtmittelrückfluss hängt wesentlich von der Gesamtlaufzeit des Fonds ab", heißt es auf Nachfrage lediglich.
Weitere Fonds und Anbieter betroffen
Neben MPC-Investoren sind Anleger weiterer Solarfonds-Anbieter von den reduzierten Vergütungssätzen in Spanien betroffen. Insgesamt haben zehntausende Privatinvestoren aus Deutschland in den vergangenen Jahren über Fonds rund 200 Millionen Euro Eigenkapital in spanische Solarstromprojekte gesteckt.
Beim Berliner Fondshaus White Owl Capital sind es zwei Fonds, deren Anleger in einem Fall vorerst ganz, im anderen Fall zumindest teilweise auf Auszahlungen verzichten müssen, bis die Fremdfinanzierung abgetragen ist. White Owl mag ebenso wie MPC keine aktualisierte Gesamtprognose abgeben, die Gesetzeslage in Spanien mache dies unmöglich.
Beim Initiator Voigt & Collegen aus Düsseldorf haben drei Solarfonds sowohl in italienische als auch in spanische Anlagen investiert. "Auf Basis der verringerten Vergütung sind aus den spanischen Anlagen auf absehbare Zeit keine Ausschüttungen zu erwarten", lässt der Anbieter wissen, ohne eine Gesamtprognose abgeben zu können.
Klagen gegen den spanischen Staat
Spanien gehört der Energy Charter Treaty an, einer weltweiten Energieverfassung, wonach Investoren ein Land verklagen können, wenn es gegen rechtliche Grundsätze verstößt. Nach Auffassung von Rechtsanwaltskanzleien hat der spanische Staat gegen den geltenden Schutz von Energieinvestitionen verstoßen. So zeichnen sich Sammelklagen verschiedener Investorengruppen ab.
Eine solche Maßnahme kommt grundsätzlich auch für deutsche Fondsgesellschaften in Frage. An den Erfolgsaussichten scheiden sich jedoch die Geister. Das Meinungsspektrum innerhalb der Fondsbranche reicht von "absolut sinnlos", weil die Gerichte die Klagen abweisen würden, bis "gangbarer Weg", um die Chance auf höhere Vergütungen zu wahren.
Erschwerend kommt für die Investoren jedoch hinzu, dass sich juristische Verfahren dieser Größenordnung meist über mehrere Jahre hinziehen und hohe Kosten verursachen. Schon vor einigen Jahren hatte eine rückwirkende Änderung im spanischen Energiefördersystem eine Klagewelle ausgelöst. Bis heute ist noch nicht entschieden, ob die Gerichte die Klagen überhaupt zulassen. Mit einer Entscheidung in der Sache rechnen Branchenteilnehmer nicht vor dem Jahr 2017.
Verdienen dürften am Ende vor allem die Anwaltskanzleien, die für die Klagen mandatiert wurden.