Schwankungen an der Börse Die drei Eimer der Investment-Profis

Der Dax erholt sich, doch einzelne Aktien schwanken enorm. Wer die Schwankungen mindern will, investiert besser in Regionen - auch Profis verteilen das billige Geld der Notenbanken vor allem auf drei Eimer.
Von Arne Gottschalck
Rauf und runter: Schwankungen von 10 Prozent und mehr sind bei einzelnen Dax-Aktien derzeit keine Seltenheit. Wer sich solchen Schwankungen nicht aussetzen will, sollte per ETF auf eine ganze Region (Europa, Asien, USA) setzen - oder gleich auf die ganze Welt

Rauf und runter: Schwankungen von 10 Prozent und mehr sind bei einzelnen Dax-Aktien derzeit keine Seltenheit. Wer sich solchen Schwankungen nicht aussetzen will, sollte per ETF auf eine ganze Region (Europa, Asien, USA) setzen - oder gleich auf die ganze Welt

Foto: DPA

Der Dax  hat sich in dieser Woche kräftig erholt: Mit einem Plus von mehr als 5 Prozent auf Wochensicht hat der deutsche Leitindex die Marke von 10.000 Punkten zurückerobert. Haupttreiber der Erholung: Die Aussicht auf weiter strömendes billiges Geld.

Billiges Geld ist das Schlagwort, wieder einmal. Die US-Zentralbank Fed und ihr europäisches Pendant EZB sorgen mit Leitzinsen nahe der Nullinine dafür, dass eine Menge Geld unterwegs ist. Je mehr, umso besser.

Denn dieses Geld wird derzeit zu einem großen Teil in Aktien gesteckt. Das schafft ganz eigene Chancen und Risiken, die sich Privatanleger immer wieder vor Augen halten sollten.

Profiinvestoren müssen Geld anlegen, so steht es in deren Statuten. Der Investmentfonds, die Versicherung, der Pensionsfonds, sie alle müssen das Geld ihrer Kunden investieren und dürfen es nicht einfach beiseitelegen, bis das unruhige Börsenwetter sich gelegt hat. Einfacher gesagt: Sie fragen sich nicht, ob sie investieren, sondern vor allem, welche Region derzeit als Anlageziel am günstigsten erscheint.

Den Geldstrom verteilen - auf drei Eimer

Man könnte sich drei Eimer vorstellen, ziemlich große Eimer. Auf einem steht "europäische Aktien", auf einem weiteren "US-Aktien" und auf einem dritten "japanische Aktien".

Investoren schöpfen nun aus dem kräftigen Geldstrom der Zentralbanken und schütten Geld in einen der drei Eimer - in den, der ihnen am aussichtsreichsten scheint. "Man kann das tatsächlich als drei Eimer beschreiben", sagt Shigeo Sugawara, der mit dem Ubam-Snam Japan Equity Value in japanische Aktien investiert. Und es freut ihn naturgemäß, dass viele Investoren den japanischen Eimer für sich entdeckt haben. Doch was schnell zufließt, fließt auch schnell wieder ab.

Europa, Japan, USA - sobald die Erträge sinken, wird umgeschöpft

Sobald die Erträge des Eimers sinken, wird flugs in einen anderen Eimer umgeschöpft. USA, Europa - und immer so weiter. Noch deutlicher wird das Bild, stellt man gedanklich einen vierten Eimer mit der Aufschrift "Aktien Emerging Markets" in diese Reihe. Traditionell ist das übrigens das Gefäß, aus dem das Geld am schnellsten wieder abfließt.

Der Boom der passiven Indexfonds (Exchange Traded Funds, ETF) begünstigt die Geldanlage für diejenigen, die auf bestimmte Regionen setzen wollen. ETFs bilden einen Börsenindex präzise nach. Und sind ideal für Anleger, die bestimmte Märkte "spielen wollen", wie es an der Börse heißt. Den EuroStoxx 50  zum Beispiel für den europäischen Eimer, den Nikkei  für den aus Japan. Aber auch andere Investoren schieben Gelder zwischen den Eimern hin und her.

In der Summe ist das kein Plätschern, sondern ein gewaltiger Strom. "Die Größe und das Tempo der Fondsströme innerhalb und zwischen Ländern hat exponentiell zugenommen", schreibt daher die Fondsgesellschaft NN Investment Partners. Und wird sekundiert von Andrew Milligan, dem obersten Anlagestratege bei Standard Life Investments: Die Volatilität der Märkte habe zuletzt zugelegt, weil die Anleger sich vermehrt um eine Reihe makro-ökonomischer Treiber sorgen, wie China oder die Fed."

Das Hin und Her zwischen den vier Eimern bringt also eine Menge Wucht an die Börsen. Im Idealfall können Privatanleger auf den wechselnden Geldströmen wie ein Wellenreiter surfen - doch dabei muss das Timing stimmen. Beim realen Wellenreiten hilft der Blick in den Tidenkalender, um zu erkennen, wann Ebbe die Flut ablöst. An der Börse dagegen wird bekanntlich nicht geläutet - Anleger, die vom Wechsel der Geldströme auf die verschiedenen Regionen profitieren wollen, müssen eben diese Regionen genau im Auge behalten. Die Alternative dazu: Auf einen weltweiten Index wie den MSCI World setzen - und mit ruhiger Hand und langfristiger Perspektive dem Wechsel der Geldströme gelassen zusehen.

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