Öl-Arbeiter von Saudi Aramco: Der Konzern startet offenbar einen zweiten Versuch, an die Börse zu gehen
Foto: © Ali Jarekji / Reuters/ REUTERSDer weltgrößte Ölkonzern Saudi Aramco soll im November an die Börse gehen und die US-Bank JP Morgan wohl führende Beraterin bei dem geplanten Milliarden-Börsengang werden. Eine endgültige Entscheidung werde im Verlauf dieser Woche fallen, sagte eine mit dem Vorgang vertraute Person am Sonntag der Nachrichtenagentur Reuters. Zunächst solle der saudi-arabische Konzern Anfang November an die heimische Börse gehen und dann im Jahr 2020 dann an einen internationalen Handelsplatz.
Der Sender CNBC hatte zuvor berichtet, die US-Investmentbank Morgan Stanley rivalisiere mit JP Morgan um Aramco. Die Chancen von Morgan Stanley seien aber gesunken, weil Vertreter Saudi-Arabiens bemängelt hätten, dass Morgan Stanley als führende Bank beim Börsengang des Fahrdienstvermittlers Uber die Nachfrage falsch eingeschätzt habe.
Aramco war für eine Stellungnahme zu dem Reuters-Bericht zunächst nicht zu erreichen. JP Morgan wollte sich auf Nachfrage nicht äußern.
Bereits vor einigen Tagen hatte Reuters unter Berufung auf Insider berichtet, der Aramco-Vorstand sei von New York als Standort für eine Börsennotierung abgerückt. Ein Listing dort wäre mit zu vielen rechtlichen Risiken verbunden, hatten mehrere Personen gesagt. Am Ende liege die Entscheidung aber bei Kronprinz Mohammed bin Salman. Bevor die Pläne für einen Börsengang 2018 vorübergehend auf Eis gelegt worden seien, sei New York der bevorzugte Ort des Kronprinzen gewesen. Nun seien Riad und London wahrscheinlich.
Mega-IPO soll Investoren locken und Wirtschaft breiter aufstellen helfen
Die Aktienemission könnte bis zu 100 Milliarden Dollar einspielen und damit die größte in der Geschichte werden. Sie ist das Herzstück der Pläne des Königreichs, ausländische Investoren anzulocken und die Wirtschaft des Landes breiter aufzustellen. Wie hoch der Anteil ist, der von Aramco an Investoren verkauft werden soll, ist noch nicht bekannt. Bei dem Vorhaben 2018 war von fünf Prozent die Rede gewesen, die 100 Milliarden Dollar einbringen sollten. Saudi Aramco wäre dabei insgesamt also mit zwei Billionen Dollar bewertet worden. Unter Interessenten hatte es aber Zweifel gegeben, ob der Konzern so viel wert ist.
Als das Unternehmen Anfang 2016 erstmals Überlegungen für einen Börsengang bestätigte, verfügte es über etwa 265 Milliarden Barrel (1 Barrel = 159 Liter) Rohöl-Reserven. Täglich fördert das Unternehmen damals mehr als zehn Millionen Barrel, dreimal so viel wie der Ölkonzern ExxonMobil. Der Öl- und Gassektor macht den Großteil der Export-Einnahmen Saudi-Arabiens aus. Nicht zuletzt wegen seines Rohstoffreichtums ist das Königreich eine der wirtschaftlichen und politischen Großmächte im Nahen Osten.
111,1 Milliarden Dollar soll der saudi-arabische Staatskonzern Saudi Aramco im Jahr 2018 als Reingewinn verbucht haben, melden die Ratingagenturen Moody's und Fitch. 70 Milliarden Dollar gingen gerade in die Übernahme des verbundenen Chemiekonzerns Sabic. Am Wochenende wurde Saudi Aramco allerdings Opfer eines Drohnenangriffs. Durch die Explosionen wurde die größte Erdölraffinerie Saudi-Arabiens schwer beschädigt, etwa 5 Prozent des weltweiten Erdölangebots können nun nicht mehr produziert werden. Was sich daraus nun für Aramcos geplanten Börsengang ergibt, ist vollkommen offen. Der Konzern strebt seit Jahren in Richtung Börse. An der erhofften Rekordbewertung gibt es aber Zweifel, auch wenn der ausgewiesene Profit eindeutig Weltspitze wäre.
Apple ist bislang das Maß der Dinge in der Konzernwelt. Der kalifornische Konzern kam im vergangenen Jahr - mit deutlicher Steigerung - auf 59,5 Milliarden Dollar Nettogewinn.
In China sind die Großbanken vorne, angeführt von der Industrial and Commercial Bank of China (ICBC) mit 298,7 Milliarden Yuan (42,8 Milliarden Dollar).
Beim südkoreanischen Apple-Rivalen Samsung Electronics standen für das vergangene Jahr unterm Strich 40,3 Milliarden Dollar.
Noch eine chinesische Großbank, die China Construction Bank (CCB), mit 36,5 Milliarden Dollar.
Die führende US-Großbank JPMorgan Chase unter ihrem Dauerchef Jamie Dimon verbuchte satte 32,5 Milliarden Dollar.
Da kommt der Google-Mutterkonzern Alphabet trotz deutlichen Wachstums nicht ganz heran. In Mountain View blieben 30,7 Milliarden Dollar übrig.
Die Bank of China verdiente 2018 immerhin 27,6 Milliarden Dollar. Der Abschluss der vierten Großbank Agricultural Bank of China ist bisher noch nicht veröffentlicht.
In der Ölbranche, dem eigentlichen Wettbewerbsumfeld von Saudi Aramco, steht Royal Dutch Shell mit 23,4 Milliarden Dollar Nettogewinn unter den Privatkonzernen vorn.
Zum Vergleich: Als größter deutscher Konzern hat Volkswagen im vergangenen Jahr 12,15 Milliarden Euro (14,3 Milliarden Dollar) verdient.