Überangebot: Obwohl die Nachfrage schwächelt, flutet die OPEC den Markt mit Öl - bis die letzte Fracking-Pumpe in den USA außer Betrieb ist
Foto: Kay Nietfeld/ picture alliance / dpaDie Aussicht auf eine anhaltende Ölflut hat den Preis für diesen Rohstoff am Montag erneut auf Talfahrt geschickt. Die richtungsweisende Sorte Brent aus der Nordsee büßte am Montag bis zu 2,6 Prozent ein und war mit 41,90 Dollar je Barrel (159 Liter) so billig wie zuletzt vor etwa sechseinhalb Jahren. Das US-Öl WTI fiel um 3,4 Prozent auf ein Dreieinhalb-Monats-Tief von 38,61 Dollar.
Auslöser der jüngsten Verkäufe ist die Entscheidung der Opec vom Freitag, die Ölproduktion auf ihrem aktuell hohen Niveau zu halten. "Das hat mich zwar nicht überrascht, aber es öffnet die Tür für einen weiteren Preisverfall", sagte Analyst Fawad Razaqzada vom Online-Broker Gain. Für den drastischen Preisverfall gibt es neben der OPEC-Entscheidung jedoch noch mehrere Gründe.
Die Kurse der lang laufenden Terminkontrakte gingen ebenfalls zurück. Ein Fass Brent zur Lieferung im Dezember 2022, dass vor der Entscheidung des Öl-Kartells noch mehr als 60 Dollar gekostet hatte, verbilligte sich auf unter 60 Dollar.
Ölpreis binnen 18 Monaten mehr als halbiert
Offenbar schwinde die Hoffnung auf eine baldige Erholung des Ölpreises, sagte Oystein Berentsen, Geschäftsführer der Rohöl-Sparte beim Rohstoff-Händler Strong Petroleum. "Die Leute rechnen mit längerfristig niedrigen Preisen." Den Experten von Goldman Sachs zufolge ist ein Rückgang auf bis zu 20 Dollar je Barrel möglich.
Wegen des weltweiten Überangebots hat sich der Ölpreis seit Mitte 2014 mehr als halbiert. Hintergrund ist der Anstieg der Förderung im Zuge des Schiefergas-Booms in den USA mit Hilfe der umstrittenen Fracking-Technik. Zudem schwächelt die Nachfrage infolge der mauen Weltkonjunktur.
Opec-Produzenten wie Saudi-Arabien lehnen es aber ab, die Preise durch eine Reduzierung der Fördermengen wieder nach oben zu treiben. Ihnen geht es vor allem darum, ihre Marktanteile zu verteidigen. In Deutschland spielt Saudi-Arabien als Rohstofflieferant dagegen kaum noch eine Rolle - Schleswig Holstein hat die Saudis unterdessen überholt.
Staatsfonds gehören weltweit zu den größten Investoren, ihr Wort hat viel Gewicht. Zum Beispiel das des norwegischen Staatfonds, der verklausuliert über sein VW-Investment nachdenkt und damit - und den 820 Milliarden Dollar im Rücken - die Turbulenzen um die Aktie des Wolfsburger Autobauers noch verstärken dürfte. Um so irritierender, dass offenbar eine kleine Gruppe dieser so mächtigen Staatsfonds verschüchtert auf den Ölpreis starrt. Warum?
Der Ölpreis fällt seit geraumer Zeit. Mitte Januar durchbrach die US-Sorte WTI sogar die Marke von 30 Dollar je Barrel - und liegt damit so tief wie seit Dezember 2003 nicht mehr. Für die Autofahrer ist das eine gute Nachricht. Doch für viele andere ist das ein Problem.
Die Erdölindustrie zum Beispiel. Denn um kostendeckend arbeiten zu können, zum Beispiel bei der Förderung von Öl, benötigen die Unternehmen einen Ölpreis gewisser Höhe. Während Umweltauflagen die Kosten in die Höhe treiben, sinken die Erträge aufgrund des niedrigen Ölpreises. Und irgendwann wird nicht mehr kostendeckend gearbeitet. Die Hersteller sparen also, wo sie können und ersetzen zum Beispiel erschöpfte Quellen nicht. Das hat Folgen auch für andere Unternehmen.
Explorationsunternehmen zum Beispiel verdienen Geld mit der Suche nach neuen Ölquellen. Doch wenn nicht mehr gesucht wird, sieht es düster für sie aus, ebenso für Firmen, die die Bohrausrüstung zum Beispiel für Ölbohrplattformen vermieten.
Das gilt übrigens auch für die Fracking-Industrie Amerikas, die so selbstbewusst auftrat und die Energieunabhängigkeit des USA sichern wollte. Doch der niedrige Ölpreis bringt ihr Geschäftsmodel aus den gleichen Gründen ins Wanken wie das der Explorationsunternehmen.
Die Opec könnte helfen, indem sie die Produktion drosselt und damit den Ölpreis nach oben schöbe. Dagegen ist aber bislang Saudi-Arabien. Und was ist nun mit den Staatsfonds?
Die bündeln oft den Ölreichtum bestimmter Länder, besonders in Nahost. Und weil Öl und Gas noch immer vielfach die Haupteinnahme dieser Länder sind, drohen deren Staatshaushalte durch den Niedrigpreis in Mitleidenschaft gezogen zu werden. Und das macht den Staatsfondslenkern Angst. Bleibt der Ölpreis so niedrig, fürchtet die Mehrheit der Staatsfondslenker aus der Golfregion, die Staaten könnten in die Kassen der Fonds langen, so eine Umfrage der Plattform "fundsglobal". Noch sei es nicht so weit. Aber dauere die Situation an, könnte es passieren.
Staatsfonds gehören weltweit zu den größten Investoren, ihr Wort hat viel Gewicht. Zum Beispiel das des norwegischen Staatfonds, der verklausuliert über sein VW-Investment nachdenkt und damit - und den 820 Milliarden Dollar im Rücken - die Turbulenzen um die Aktie des Wolfsburger Autobauers noch verstärken dürfte. Um so irritierender, dass offenbar eine kleine Gruppe dieser so mächtigen Staatsfonds verschüchtert auf den Ölpreis starrt. Warum?
Foto: Ole Spata/ dpaDie bündeln oft den Ölreichtum bestimmter Länder, besonders in Nahost. Und weil Öl und Gas noch immer vielfach die Haupteinnahme dieser Länder sind, drohen deren Staatshaushalte durch den Niedrigpreis in Mitleidenschaft gezogen zu werden. Und das macht den Staatsfondslenkern Angst. Bleibt der Ölpreis so niedrig, fürchtet die Mehrheit der Staatsfondslenker aus der Golfregion, die Staaten könnten in die Kassen der Fonds langen, so eine Umfrage der Plattform "fundsglobal". Noch sei es nicht so weit. Aber dauere die Situation an, könnte es passieren.
Foto: Andreas Gebert/ picture alliance / dpa