

Wenn jemand eine Immobilie verkaufen will, dann ist er gewöhnlich froh, wenn die Offerte bekannt wird - je mehr davon wissen, desto größer auch die Zahl der potenziellen Käufer. Nicht so offenbar in diesem Fall: Der Verkäufer der schneeweißen Jugendstilvilla an der noblen Elbchaussee in Hamburg-Blankenese schweigt und will keine Fotos zur Verfügung stellen. Das eingeschaltete Maklerhaus teilt telefonisch unmissverständlich mit, eine "Presseberichterstattung" sei unerwünscht.
Dabei gibt es bei dem Objekt augenscheinlich nichts zu verbergen, wie eine Visite vor Ort zeigt: Durch hohe Gittertore gelangt der Besucher auf den Vorplatz, wo das Grün zur Rechten und Linken sowie in einem Rondell in der Mitte akkurat geschnitten ist. Auch hinter dem Gebäude, im großzügigen Garten, wäre vom künftigen Besitzer offenkundig zunächst mal keine unaufschiebbare Arbeit zu leisten.
Das Haus selbst befindet sich offenbar ebenso in einem Top-Zustand: Holzfußböden, helle, teils in Pastelltönen gestrichene Wände, hohe Decken, deren Stuck einen einwandfreien Eindruck macht. Eines der Bäder, so lässt der laienhafte Blick vermuten, wurde wohl sogar in Marmor ausgestattet.
Und die Einrichtung stimmt ebenfalls. Die Räumlichkeiten stehen voller feinster Möbel im englischen Jugendstil: Schwere Schreibtische, braun-lederne Sofas, feine Accessoires. Dazu edle Teppiche auf den Dielen und an den Wänden die Kunst von Miro, Kandinsky, Picasso und dergleichen mehr.
Wie die Villa, so steht auch das Interieur zum Verkauf. Doch der Eindruck täuscht: Hier wird nicht etwa der Besitz des früheren Eigentümers zu Geld gemacht. Was in der Immobilie an mehreren Wochenenden unter dem Motto "Villenauflösung - Freiverkauf", das auf einem Schild an der Einfahrt zu lesen ist, an den Mann gebracht wird, ist vielmehr die Ware eines offensichtlich auf solche Gelegenheiten spezialisierten Händlers. Der reist mit seiner Angebotspalette offenbar von leerstehender Villa zu leerstehender Villa und verbindet so zum beiderseitigen Vorteil sein Geschäftsinteresse mit dem Wunsch der Hausverkäufer nach einer adäquaten Dekoration der Räumlichkeiten.
Doch apropos früherer Eigentümer: Der ist in diesem Stück die Schlüsselfigur, denn sein Name erklärt nicht nur, weshalb der Verkäufer des Objektes so ungern mit der Presse sprechen möchte, sondern auch, weshalb manager magazin online dennoch über die Immobilienofferte berichtet. Es handelt sich um Heinrich Maria Schulte, den ehemaligen Chef des Hamburger Medizinunternehmens Endokrinologikum, den Ex-Chef des Fondshauses Wölbern Invest - und den Mann, der im April 2015 vom Landgericht Hamburg wegen gewerbsmäßiger Untreue in dreistelliger Millionenhöhe zu 8,5 Jahren Haft verurteilt wurde.
Verkäufer der Villa an der Elbchaussee ist Dietmar Penzlin, Schultes Insolvenzverwalter, der mit dem Erlös die Kassen für die Gläubiger des einstmals so umtriebigen Medizin- und Finanzunternehmers aufzufüllen sucht.
Der Name des bisherigen Eigentümers dürfte bei diesem Vorhaben nicht eben Erlös-steigernd wirken, so offenbar Penzlins Sorge: Schulte stand im Mittelpunkt eines der größten Anlageskandale Deutschlands. In seiner Zeit als Inhaber und Chef von Wölbern Invest hat er nach Überzeugung des Gerichts gut 147 Millionen Euro aus geschlossenen Fonds veruntreut. Abzüglich Rückzahlungen von rund 31 Millionen blieben offene Posten von rund 115 Millionen Euro, so die Richter in ihrem Urteil, das mittlerweile vom Bundesgerichtshof bestätigt wurde. Rund 50 Millionen Euro davon seien in den privaten Bereich Schultes geflossen.
Dieser Heinrich Maria Schulte also hat bis zu seiner Verhaftung im September 2013 in der Villa mit der Adresse Elbchaussee 460 in Hamburg-Blankenese residiert. In einem Haus mit unter anderem sechs Schlafzimmern und zwei Bädern, wie der Makler laut Offerte gezählt hat. Und dazu noch: Einer Küche, einem Gäste-WC, mehreren Balkonen in verschiedene Himmelsrichtungen, einem Fitnessraum sowie einer Terrasse und - zum Großteil nach hinten raus - einem Grundstück mit einer Fläche von mehr als 2000 Quadratmetern.
3,75 Millionen Euro möchte Insolvenzverwalter Penzlin gerne für das Anwesen haben - Schultes Gläubiger dürften sich über jeden Euro freuen, der in die Kasse kommt.
Lesen Sie alle Informationen und Hintergründe zum Fall Schulte auf unserer Themenseite
Diese Jugendstilvilla in Hamburg-Blankenese steht zum Verkauf. Sie gehörte früher Heinrich Maria Schulte, der als einstiger Chef des Fondshauses Wölbern Invest 2015 zu 8,5 Jahren Haft wegen gewerbsmäßiger Untreue verurteilt wurde.
3,7 Millionen Euro verlangt der Verkäufer. Dafür gibt es unter anderem: Sechs Schlafzimmern, zwei Bäder, mehrere Balkone in verschiedene Himmelsrichtungen, einen Fitnessraum sowie eine Terrasse und ein Grundstück mit einer Fläche von mehr als 2000 Quadratmetern.
Verkäufer des Anwesens ist der Insolvenzverwalter, der auf einen Erlös hofft, den er Schultes Gläubigern zukommen lassen kann.
Heinrich Maria Schulte stand im Mittelpunkt eines der größten Anlageskandale Deutschlands. In seiner Zeit als Inhaber und Chef von Wölbern Invest hat er nach Überzeugung des Gerichts gut 147 Millionen Euro aus geschlossenen Fonds veruntreut.
Abzüglich Rückzahlungen von rund 31 Millionen blieben offene Posten von rund 115 Millionen Euro, so die Richter in ihrem Urteil, das mittlerweile vom Bundesgerichtshof bestätigt wurde. Rund 50 Millionen Euro davon seien in den privaten Bereich Schultes geflossen.
Signalfarbe: Beamte durchsuchten am Montag die Räume der Wölbern Invest KG in der Hamburger Hafencity sowie die privaten Räumlichkeiten des Firmenchefs Heinrich Maria Schulte (im Bild: Wölbern-Wegweiser im Fahrstuhl).
Verhaftet: Wölbern-Invest-Chef Heinrich Maria Schulte wird gewerbsmäßige Untreue vorgeworfen. er soll insgesamt 137 Millionen Euro aus Immobilienfonds seiner Firma unrechtmäßig entnommen haben, 37 Millionen davon für private Zwecke. Schulte war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.
Durchsucht: Das Gebäude in der Straße Großer Grasbrook in der Hamburger Hafencity beherbergt die Wölbern-Invest-Gruppe. Im Vordergrund: Der Kleinlaster der Polizei, mit dem beschlagnahmtes Material abtransportiert wurde
Beamte beim Abtransport: Wölbern-Chef Schulte ist im Hauptberuf Arzt mit dem Spezialgebiet Hormon- und Stoffwechselerkrankungen. Er leitet die medizinische Einrichtung Endokrinologikum mit Hauptsitz in Hamburg
Kleinlaster für konfiszierte Kisten: Insgesamt nahmen die Beamten rund 100 Kisten an Material mit aus den Wölbern-Büros
Verladung: Die Durchsuchungen bei Wölbern Invest dauerten den gesamten Montag. Erst gegen 17.30 Uhr waren die Beamten mit der Arbeit in der Hafencity fertig und rückten wieder ab.
Viel zu tragen: Laut Staatsanwaltschaft passen in eine der Standardkisten, die die Beamten bei der Razzia verwendet haben, etwa sechs Aktenordner
Wagenladung: Laut Staatsanwaltschaft waren mehr als 70 Beamte vom Landeskriminalamt sowie zwei Staatsanwälte an der Razzia beteiligt.
Endstation Eingang: Als manager magazin online am Montag gegen 17.30 Uhr am Eingang zu den Räumlichkeiten von Wölbern Invest klingelte, öffnete niemand