
Im August in Kalifornien Die spektakulärste Autoauktion seit Jahren
Hamburg - Dass klassische Automobile eine gute Geldanlage sein können, dürfte sich inzwischen herumgesprochen haben. Wer das richtige Modell zu einem angemessenen Preis erwirbt, kann nicht nur als Liebhaber Spaß haben, sondern auch als Freund ansehnlicher Renditen.
Es gibt allerdings Oldtimer, bei denen es den Käufern weniger um mögliche Wertsteigerungen oder andere Anlageaspekte gehen dürfte. Die Rede ist von den besonders begehrten Topmodellen, meist Sportwagen aus den 1950er und 60er Jahren. Die sind nur selten auf Auktionen zu sehen. Denn wer einmal einen hat, gibt ihn ungern wieder her.
Wenn diese nostalgischen Boliden dennoch einmal den Besitzer wechseln, dann in der Regel für Millionenbeträge. Als Erwerber kommen deshalb so gut wie ausschließlich schwerreiche Sammler in Frage.
Eine Gelegenheit der besonderen Art wird sich dieser Klientel im August dieses Jahres im kalifornischen Monterey bieten. Im Rahmen des alljährlichen Pebble Beach Concourse d'Elegance, eines der namhaftesten Oldtimertreffen weltweit, kommt beim Auktionshaus Bonhams ein 1962er Ferrari 250 GTO unter den Hammer.
Bisheriger Auktionsrekord: knapp 30 Millionen Dollar
Ferrari 250 GTO, Baujahr 1962 - da dürften Kenner hellhörig werden. Marktbeobachtern zufolge ist es seit mehr als zehn Jahren das erste Mal, dass ein solches Auto öffentlich versteigert werden soll. Das Modell spielt in der Sammlerwelt in einer eigenen Liga, urteilt der US-Sender CNBC. Die Preise seien seit Anfang der 2000er Jahre von weniger als zehn Millionen Dollar auf inzwischen mehr als 50 Millionen Dollar pro Exemplar gestiegen. In einer privaten Transaktion, so heißt es, wurde kürzlich ein GTO für 52 Millionen Dollar verkauft.
Für die anstehende Versteigerung, die Bonhams vor einigen Tagen bekanntgab, gibt das Auktionshaus zwar keine Schätzung ab. Fachleute wie der Schweizer Ferrari-Historiker und Berater von Sammlern Marcel Massini erwarten jedoch, dass der Wagen einen neuen Rekord für Oldtimerauktionen setzen wird, berichtet CNBC. "Der Ferrari GTO könnte für mehr als 50 Millionen Dollar versteigert werden", sagt auch Frank Wilke, Geschäftsführer der auf den Oldtimermarkt und die Bewertung spezialisierten Firma Classic-Analytics in Bochum, zu manager magazin online.
Zum Vergleich: Der höchste bislang bei einer Auktion gezahlte Preis für ein klassisches Automobil betrug nach Angaben von Classic-Analytics knapp 30 Millionen Dollar. Für das Geld wechselte im vergangenen Jahr ebenfalls auf einer Bonhams-Auktion ein Mercedes-Benz des Typs W196R aus dem Jahr 1954 den Besitzer. Der Wagen wird im Volksmund auch als "Silberpfeil" bezeichnet und hat Renngeschichte geschrieben.
Erst vor Kurzem setzte sich zudem ein Auto mit einem Versteigerungspreis von 18,4 Millionen Dollar auf Platz zwei der ewigen Rangliste. Dabei handelt es sich wiederum um einen Ferrari, allerdings vom Typ 375 Plus Competizione, ebenfalls aus dem Jahr 1954.
Heimlicher Verkauf an der Hotelbar
Und auch in diesem Fall gibt es über das Vehikel Einiges zu erzählen. Der rote Rennwagen stamme aus dem Ferrari-Werksteam, so Classic-Analytics-Chef Wilke. Er habe in der Saison 1954 an berühmten Rennen wie der Mille Miglia, den 24 Stunden von Le Mans sowie dem Silverstone May Meeting teilgenommen und sei von bekannten Piloten wie Umberto Maglioli und Jose Gonzalez gefahren worden.
Über eine illustre Historie verfügt auch der Wagen, den Bonhams am 15. August in Kalifornien unter den Hammer bringen will. Um genau zu sein, handelt es sich um den 19. von insgesamt nur 36 Fahrzeugen dieses Typs, die von Ferrari gebaut wurden, wie Bonhams mitteilt. Demnach wurde dieser 250 GTO, der die Chassis-Nummer "3851 GT" trägt, im September 1962 an den französischen Rennfahrer Jo Schlesser übergeben, der damit gemeinsam mit seinem Co-Piloten, dem französischen Skifahrer Henri Oreiller, im gleichen Jahr zweiter der Tour de France für Automobile wurde.
Wenig später hatte der Ferrari ebenfalls in Frankreich einen schweren Unfall, bei dem einer der Fahrer ums Leben kam. Laut CNBC erlitten zwar mehrere GTOs im Laufe der Jahre Unfallschäden. Das Exemplar von Jo Schlesser sei jedoch das einzige, das so heftig beschädigt wurde, dass dies Auswirkungen auf den Preis haben könnte.
Lange Zeit in einer Hand
Nach der Instandsetzung und einigen weiteren Stationen kam Schlessers GTO 1965 in den Besitz des italienischen Sammlers Fabrizio Violati, dessen Geld laut CNBC aus dem Mineralwassergeschäft seiner Familie stammte. Bis in die 2000er Jahre hinein habe Violati mit dem Auto an Classic-Car-Events teilgenommen, so Bonhams - dann kam das gute Stück ins Museum.
Aktueller Besitzer des Ferraris und potenzieller Verkäufer ist laut CNBC eine Gruppe von Investoren, die den Wagen nach dem Tode Violatis im Jahr 2010 erworben hat. Für den Boliden und eine Sammlung weiterer Klassiker haben die Käufer seinerzeit angeblich 100 Millionen Dollar auf den Tisch gelegt.
Was sie im August mit dem Fahrzeug erlösen werden, ist naturgemäß noch offen. Experte Massini wird auf CNBC mit der Einschätzung zitiert, dass gerade die lange Zeit von beinahe 50 Jahren, die sich der Wagen in einer Hand befand, zusätzlich wertsteigernd wirken könnte.
Das letzte Mal, dass ein solcher Ferrari unter den Hammer kam, war nach Angaben von Classic-Analytics-Chef Wilke übrigens im Jahr 2000 im schweizerischen Gstaad. Das Auto sollte seinerzeit 19 Millionen D-Mark bringen, erinnert sich der Fachmann. Doch es gab in der Versteigerung keinen Zuschlag.
Gerüchten zufolge wurde jener 250 GTO kurz darauf dann aber doch verkauft. Und zwar - möglicherweise um Provisionen zu vermeiden - an der Hotelbar.