Draghi erläutert Zinssenkung EZB erwartet weniger Wachstum - und Nullzinsen auf lange Zeit

Der Rat der Europäischen Zentralbank hat seine Wachstumsprognose und die Inflationserwartung für die Eurozone gesenkt. Die Zinsen dürften noch "für längere Zeit" auf dem aktuellen, ultra-niedrigen Niveau bleiben.
Von mm-newsdesk
Ach, Europa: Die EZB hat ihre Wachstumsprognose gesenkt

Ach, Europa: Die EZB hat ihre Wachstumsprognose gesenkt

Foto: Boris Roessler/ dpa

Frankfurt am Main - EZB-Chef Mario Draghi hat die Finanzmärkte auf eine lange Zeit mit ultra-billigem Zentralbankgeld eingestimmt. "Der Rat erwartet, dass die Leitzinsen für längere Zeit auf dem jetzigen oder einem noch niedrigeren Niveau liegen werden", sagte er am Donnerstag vor der Presse.

Zuvor hatte die Zentralbank den Leitzins erstmals auf null Prozent gestellt und den Strafzins für Geschäftsbanken, die Geld bei der Notenbank parken, auf minus 0,4 Prozent verschärft. Außerdem wird das Anleihe-Kaufprogramm der EZB auf 80 Milliarden Euro im Monat aufgestockt.

Die Notenbank erwartet außerdem eine noch geringere Inflation und weniger Wirtschaftswachstum in der Eurozone. Sie hat deshalb ihre Prognosen deutlich gesenkt. Die Verbraucherpreise dürften in diesem Jahr nur um durchschnittlich 0,1 Prozent steigen, wie aus den am Donnerstag veröffentlichten Projektionen der Notenbank hervorgeht. Im Dezember waren die hauseigenen Experten noch von 1,0 Prozent ausgegangen.

"Negative Inflationsraten unvermeidlich"

Für 2017 wurde die Prognose von 1,6 auf 1,3 Prozent gesenkt. 2018 dürften es 1,6 Prozent sein."Wegen der Ölpreisentwicklung sind sehr niedrige oder sogar negative Inflationsraten in den kommenden Monaten unvermeidlich", sagte Draghi. Die EZB strebt als idealen Wert für die Wirtschaft eine Teuerungsrate von knapp unter zwei Prozent an. Um dieses Ziel mittelfristig zu erreichen, pumpt sie noch mehr billiges Geld in die Wirtschaft.

Wirtschaft in der Euro-Zone dürfte nur noch um 1,4 Prozent wachsen

Ihre Konjunkturerwartungen senkte die Notenbank angesichts der schwachen Weltwirtschaft ebenfalls. Das Bruttoinlandsprodukt der Euro-Zone dürfte demnach in diesem Jahr um 1,4 statt wie bisher angenommen um 1,7 Prozent wachsen.

Für nächstes Jahr stellen die Experten ein Plus von 1,7 (bisher 1,9) Prozent in Aussicht. 2018 dürften es 1,8 Prozent sein. "Die Erholung setzt sich in moderatem Tempo fort", sagte Draghi.

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