JP Morgan analysiert So bewegt Trumps Twitter-Manie den Finanzmarkt

Leidenschaftlicher Twitter-Nutzer: US-Präsident Donald Trump

Leidenschaftlicher Twitter-Nutzer: US-Präsident Donald Trump

Foto: Saul Loeb/AFP

Es ist nicht ganz klar, ob die US-Bank JP Morgan das wirklich ernst meint oder ob sich die Analysten lediglich einen vergleichsweise großangelegten Spaß erlaubt haben: In einer nicht weniger als elf klein bedruckte Din-A-4 Seiten umfassenden Analyse legen sie dar, wie sie die Twitter-Aktivitäten des US-Präsidenten Donald Trump sowie deren Auswirkungen auf den US-Anleihemarkt unter die Lupe genommen haben. Wortreich, streng wissenschaftlich, mit mathematischen Berechnungen und zahlreichen Charts und Grafiken.

Das Ergebnis dürfte weder Finanzprofis noch Laien sonderlich überraschen: Trump nutzt den Kurznachrichtendienst, auf dem rund 64 Millionen Menschen die Botschaften des US-Präsidenten verfolgen, geradezu exzessiv. In letzter Zeit hat seine Aktivität auf Twitter sogar noch zugenommen - ebenso wie die Häufigkeit der Tweets, die eine unmittelbare Reaktion am Finanzmarkt auslösen, so JP Morgan.

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Die Wall-Street-Bank stellt fest: Trumps Twitter-Botschaften, von denen es seit Amtsantritt bereits deutlich mehr als 10.000 gab, enthalten seit einiger Zeit immer häufiger Inhalte, die die Märkte bewegen. JP Morgan hat dies anhand der Reaktionen des US-Anleihemarktes untersucht, konstatiert jedoch zugleich, dass sich die Aktienbörse oder der Devisenhandel für die Analyse ebenso angeboten hätten.

Vor allem Tweets zum Welthandel sowie zur Geldpolitik sorgen immer häufiger für Bewegung am US-Bond-Markt, so die US-Bank. Um das herauszubekommen, hätte allerdings ein regemäßiger Blick in die Finanzberichterstattung einschlägiger Medien ausgereicht: Seit Monaten verunsichert US-Präsident Trump Investoren rund um den Globus mit immer neuen Drohungen im Handelsstreit in Richtung China sowie mit heftiger Kritik an der US-Notenbank Fed, die nach Ansicht Trumps eine allzu rigide Zinspolitik betreibt.

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... und selbstverständlich "Great"

Diese unscharfe Feststellung scheint den Bankern von JP Morgan aber nicht zu genügen. Sie haben Trumps Twitter-Universum auf das genaueste durchleuchtet, um beispielsweise zu ermitteln, wann Trump am liebsten twittert (zwischen zwölf und zwei Uhr mittags), wie oft Trumps Tweet "geliked" und "retweetet" werden (zuletzt immer weniger) und welche Begriffe in Trumps Botschaften sich als besonders marktbewegend erweisen ("China" steht an der Spitze des Rankings, gefolgt von "Billion", "Products", "Democrats" und - selbstverständlich - "Great").

Das Resultat der Analyse ist ein neuer Index, den JP Morgan entwickelt hat: Der "Volfefe Index" misst nach Angaben der Bank präzise den Einfluss von Trumps Tweets auf die Schwankungen am US-Anleihemarkt. Und tatsächlich: Laut JP Morgan zeigt er auf, dass Trump mit seinen Botschaften die Volatilität am Markt zuletzt messbar erhöht hat.

Viel wissenschaftlicher Wind also um ein an sich banales und weithin längst bekanntes Phänomen. Der Name des Index übrigens - "Volfefe" - ist offenbar eine Zusammensetzung aus "Volatilität" und "covfefe". Letzteres ist ein Begriff, den Trump vor gut zwei Jahren - offensichtlich aus Versehen - in einem Tweet veröffentlichte, und der danach einen kurzzeitigen Social-Media-Hype auslöste.

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Niemand wusste, was "covfefe" wirklich bedeuten sollte, und das Rätseln darum wurde eine Zeit lang zu einem großen Spaß für die Netzgemeinde. Ähnlich viel Spaß hatten die JP-Morgan-Analysten jetzt vermutlich beim Verfassen ihrer großen Trump-Twitter-Finanzmarkt-Analyse.

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