Bitcoin: Russland beschränkt den Zugang zur Digitalwährung
Foto: ROSLAN RAHMAN/ AFPRussland will den Zugang zur Digitalwährung Bitcoin beschränken. Internetseiten, die Kryptowährungen wie Bitcoin anbieten, würden künftig blockiert, sagte der stellvertretende Zentralbankchef Sergej Schwezow am Dienstag. "Wir können Kleinanlegern nicht einen direkten und einfachen Zugang zu solchen dubiosen Instrumenten bieten."
Die russischen Behörden hatten bereits vergangenen Monat mitgeteilt, den Einsatz von Kryptowährungen durch russische Bürger und Unternehmen regulieren zu wollen.
Für Krypto-Währungen steht keine Regierung oder Zentralbank ein, daher wird ihr Kurs allein durch Angebot und Nachfrage bestimmt. Geschaffen wird das Geld von Nutzern, deren Computer die dafür extrem komplexen Algorithmen berechnen. Die Digitalwährung Bitcoin steht auch wegen Betrugsvorwürfen, Börsenpleiten und des Verdachts auf Geldwäsche und Terrorfinanzierung im Rampenlicht.
Kaum ein Wert an den Finanzmärkten hat in diesem Jahr so stark performt wie der Bitcoin. Die Zahl der Handelsplätze und Finanzprodukte, die eine Spekulation mit Bitcoin ermöglichen nimmt zu (siehe Übersicht). Kostete eine Einheit der Digitalwährung Anfang Januar noch rund 1000 Dollar, so sind es gegenwärtig etwa 4600 Dollar.
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Das entspricht einem Anstieg um 360 Prozent binnen neun Monaten. Auf Sicht von zwölf Monaten beträgt das Plus sogar etwa 600 Prozent. Der Preisanstieg geht allerdings mit erheblichen Schwankungen einher.
Lisa Su hat gut lachen: Das Geschäft des von ihr geführten Chipfabrikanten AMD boomt. Su führt die ganz realen Rekordumsätze mit Grafikprozessoren auf die obskure Welt der digitalen Kryptowährungen zurück.
Steigende Kurse der bewusst knapp gehaltenen alternativen Geldsysteme haben einen regelrechten Goldrausch ausgelöst. Das Magazin "Quartz" berichtet von "Minern", die Jumbojets chartern, um schnell neue Prozessoren von AMD oder Nvidia mit größerer Rechenleistung zu bekommen - das bringt noch mehr Schub für die Realwirtschaft.
Außerdem profitieren die Stromversorger vom enormen Energiebedarf der Altcoin-Gemeinde. Der Bitcoin-Reichtum entsteht in solchen Serverfarmen wie auf Island, wo Strom billig ist, inzwischen aber überwiegend in China dank staatlich subventionierter Wasser- und Kohlekraft. Die Miner "schürfen" das Geld mit den immer komplexeren Berechnungen, die alle Transaktionen in der "Blockchain" genannten Datenbank verifizieren. Der schnellere Rechner gewinnt. Die Community zieht dieses Verfahren einer Zentralbank vor.
Bekannt wurde die Technik durch Bitcoin. Dank der per Design festgelegten Geldknappheit ist der Wert der führenden Digitalwährung (Stand 31. Juli) auf knapp 40 Milliarden Euro gestiegen - großartig für Spekulanten. Als Zahlungsmittel jedoch taugt Bitcoin kaum, Transaktionen dauern lange und sind teuer. Am 1. August startet "Bitcoin Cash" als Alternative - gerade, nachdem die infolge eines "Bitcoin-Bürgerkriegs" drohende Spaltung abgewendet wurde. Ohnehin haben sich viele Altcoin-Fans bereits anderen Modellen zugewendet.
Die größte Furore macht - obwohl offiziell noch in der Beta-Testphase - Ethereum, dessen Gesicht Vitalik Buterin heißt. Das Projekt will mit "smarten Verträgen" noch viel mehr umwälzen als nur die monetäre Wirtschaft. Ihre Währung Ether bringt es derzeit auf einen Marktwert von 15,5 Milliarden - und hat nach einer Hackerattacke 2016 bereits eine harte Spaltung hinter sich gebracht. Die Traditionalisten, die in dem Eingriff mit Regeländerung einen zentralistischen Verrat an der 2014 propagierten Idee "Vertrag ist Vertrag" sehen, setzen auf Ethereum Classic - dieser Markt bringt es noch auf 1,1 Milliarden Euro Volumen.
Ex-Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg ließ sich 2014 als Berater für Regulierungsfragen von Ripple Labs anheuern. "Das traditionelle Zahlungssystem ist antiquiert, teuer und ineffizient", gab der CSU-Politiker den Geldrevolutionären seinen Segen. Ripple ist mit aktuell 5,3 Milliarden Euro die Nummer drei der digitalen Nebengeldwelten, versteht sich aber als Ergänzung und nicht als Gegenentwurf zu Bitcoin. Große Banken stehen dahinter.
Litecoin wurde bereits 2011 als Bitcoin-Alternative gegründet. Die Entwickler wollen absichern, dass auch gewöhnliche Computerbesitzer Geld schöpfen können - und dass der Code einfach genug bleibt, um schnelle Transaktionen weltweit zu ermöglichen. "Leichtes" im Gegensatz zu "hartem" Geld - das Interesse der zahlreichen Nutzer hat Vorrang gegenüber der Wertsteigerung für wenige Altcoin-Superreiche. Wirklich durchgesetzt hat sich Litecoin - auch gegenüber mehreren Nachahmern - bisher nicht, kommt aber immerhin auf 1,86 Milliarden Euro Börsenwert.
NEM bringt es auf einen Wert von 1,24 Milliarden Euro - vor allem dank der Nachfrage aus der japanischen Heimat. Das Angebot des "New Economic Movement" wurde erst 2015 gestartet. Die NEM-Macher versprechen den Nutzern, Energie und Kosten zu sparen. Geld wird hier "geerntet", nicht "geschürft". Die Validierungsmethode anstelle der komplexen Bitcoin-Blockchain nennt sich "Eigentrust". NEM belohnt Nutzer, die das Geld zirkulieren lassen, anstatt es zu horten.
Dash (derzeit 1,1 Milliarden Euro Börsenwert) bezieht seinen Namen aus der Kurzform für "digital cash", zielt aber kaum auf die Hauptrolle von Bargeld beim täglichen Einkauf. Früher war die Währung als "Darkcoin" bekannt und mit dem Darknet assoziiert, meist wechseln größere Summen den Besitzer. Hier liegt die Betonung vor allem auf der Anonymität der Nutzer, die größer sein soll als bei anderen Kryptowährungen, die auch immer wieder mit Betrugs- oder anderen Kriminalitätsfällen auf sich aufmerksam machen.
Dies sind nur die größten Kryptowährungen - gemessen am stark schwankenden Börsenwert. Nutzerzahlen lassen sich wegen der Anonymität nicht erheben, Daten über realweltlichen Austausch sind ebenso Mangelware. Für "die verrückteste Blase aller Zeiten" mit derzeit rund 100 Milliarden Euro virtuellem Wert und ständig neuen "Initial Coin Offerings" reicht es aber.