Skeptischer Blick: Milliardär Gates fragt sich, wo die amerikanischen Steuerhinterzieher ihr Geld verstecken
Foto:SHANNON STAPLETON/ REUTERS
Bill Gates wundert sich. Auch der Microsoft-Gründer, seines Zeichens mit um und bei 80 Milliarden Dollar reichster Mann der Welt, hat in den vergangenen Wochen die Veröffentlichung der sogenannten Panama Papers verfolgt. Und dabei fiel ihm auf: Seine Landsleute halten sich im angeprangerten Geschäft mit Briefkastenfirmen allem Anschein nach ziemlich zurück.
"Ich war überrascht, dass so wenige Amerikaner dabei waren", sagte Gates dem US-Sender CNBC in einem Interview. "Jeder, der seine Steuererklärung macht, muss auch Überseekonten und -anlagen angeben. Das heißt aber nicht, dass das auch jeder absolut korrekt tut."
Klingt, als wisse Gates mehr als die meisten anderen. Unklar ist indes, ob er bei seinen Worten die eigenen Gewohnheiten bei der Abgabe der Steuererklärung im Kopf hatte.
Tatsächlich war Beobachtern schon zuvor aufgefallen, dass unter den zahlreichen Prominenten aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft aus aller Welt, die durch die "Panama Papers" kompromittiert wurden, so wenige Amerikaner zu finden waren.
Der russische Präsident Wladimir Putin geriet in den Fokus, weil Vertraute von ihm unseriöse Geschäfte gemacht haben sollen. Ebenso Großbritanniens Premierminister David Cameron sowie Syriens Machthaber Bashar al-Assad. In Island stolperte der Regierungschef über die Affäre und musste zurücktreten. Dazu kursieren die Namen von Politikern, Wirtschaftsführern, Oligarchen und anderen aus aller Welt.
Mehr als 200.000 Briefkastenfirmen von Personen aus mehr als 200 Ländern wurden durch die "Panama Papers" enthüllt. Aber prominente Verdächtige in den USA? Still ruht der See.
Woran könnte das liegen? In Medien kursieren verschiedene Erklärungsversuche, die mal mehr, mal weniger vernünftig erscheinen. Ein Kommentator schreibt, die Amerikaner würden ihre Briefkastenfirmen eben nicht in Panama registrieren, sondern in anderen Steueroasen wie beispielsweise Singapur. Diese Theorie erscheint allerdings wackelig, denn die Panama Papers heißen nicht Panama Papers, weil sich alle mehr als 200.000 dadurch enthüllten Briefkästen in Panama befinden würden.
Die etwa 11,5 Millionen Unterlagen, auf deren Grundlage die "Süddeutsche Zeitung" gemeinsam mit anderen Medien ihre Enthüllungskampagne gestalten konnte, haben ihren Namen vielmehr, weil sie aus der Kanzlei Mossack Fonseca stammen, die in Panama sitzt. Diese Kanzlei hatte die Briefkastenfirmen für ihre Kunden eingerichtet und registriert, und zwar in Steueroasen rund um den Globus.
Glaubhafter sind daher wohl eher andere Erklärungsversuche: Mossack Fonseca ist zwar offenbar ein Big Player im Geschäft mit Briefkastenfirmen. Die Kanzlei dürfte aber kaum das einzige Unternehmen sein, das diese Dienstleistung anbietet. Möglicherweise hat sich auf dem US-amerikanischen Markt schlicht ein Wettbewerber etabliert, von dem die Öffentlichkeit - bislang noch - nichts weiß.
Oder es ist so, wie der erfahrene Whistleblower und Steuerflucht-Experte Bradley Birkenfeld vermutet. Der frühere UBS-Manager hatte vor Jahren Daten der Schweizer Großbank an die US-Behörden übergeben und dem Institut damit eine drohende Klage sowie eine dreistellige Millionen-Dollar-Bußgeld-Zahlung eingebrockt. Denn durch Birkenfelds Informationen flog die jahrelange Praxis der UBS auf, reichen Amerikanern bei der Steuerhinterziehung zu helfen. Ganz nebenbei sorgte Birkenfeld damit auch dafür, dass das einstmals hochgepriesene Schweizer Bankgeheimnis inzwischen zum Großteil ein Relikt der Geschichte ist.
Dass die Panama Papers so wenige prominente Amerikaner bloßstellen, so sagte Birkenfeld ebenfalls dem Sender CNBC, könnte einen einfachen Grund haben: Drahtzieher der Enthüllung könnte seiner Ansicht nach niemand anderes als der US-Geheimdienst CIA sein. Mögliches Ziel der Geheimdienstaktion: Ausländische Politiker wie den Kreml-Chef zu diskreditieren.
Wo sind die Amis? Diese Prominenten gerieten durch Panama-Leaks ins Schwitzen
Die Top-News der "Panama Papers" ging bislang ein wenig unter: Offenbar war kein einziger Verantwortlicher des FC Bayern München Kunde des Briefkastenvertriebs Mossack Fonseca, aus dessen Bestand die vielen veröffentlichten Geheim-Informationen stammen. Das wissen wir, weil ...
... die "Süddeutsche Zeitung" nach eigenen Angaben zu Beginn der Recherche zuallererst einmal gecheckt hat, ob nicht vielleicht ein paar FC-Bayern-Granden in den Dateien auftauchen. Warum die Zeitung ausgerechnet in diese Richtung recherchierte, hat sie bislang nicht mitgeteilt.
Danach brauchten die Rechercheure aus aller Welt mehrere Monate, um sicherzustellen, dass Russlands Präsident Wladimir Putin in den 11,5 Millionen Schriftstücken auch wirklich nicht ein einziges Mal erwähnt ist. Erst dann war klar:
Niemand anderes als Russlands Präsident Wladimir Putin muss die Hauptfigur der Veröffentlichungen sein!
Ebenfalls bemerkenswert: Noch nie in der Geschichte gab es ein Datenleck, durch das so viele ganz und gar unbescholtene Mitbürger so plötzlich und unerwartet in den Ruch der Kriminalität gerieten. Außer Putin sind etwa zu nennen: Baschar al-Assad, Bernie Ecclestone, einige frühere Manager von Siemens sowie verschiedene Oligarchen, Bankvorstände und Machthaber zumeist aus Osteuropa, Arabien und Afrika. Und unglaublich:
Sogar Fifa-Leute sind unter den Verdächtigen! Da schlägt's nun wirklich dreizehn!
Krise des Journalismus? "Lügenpresse"? Ha! Ohne die Zusammenarbeit von hunderten der besten Reporter und Investigativ-Rechercheure weltweit wäre "Panama-Leaks" niemals möglich gewesen. Allerdings ...
... ist jede Redaktion offenbar immer nur so gut, wie der Whistleblower, der sich bei ihr meldet.
Die Top-Promis, die durch die "Panama Papers" kompromittiert wurden, finden Sie übrigens hier.
Ebenfalls bemerkenswert: Noch nie in der Geschichte gab es ein Datenleck, durch das so viele ganz und gar unbescholtene Mitbürger so plötzlich und unerwartet in den Ruch der Kriminalität gerieten. Außer Putin sind etwa zu nennen: Baschar al-Assad, Bernie Ecclestone, einige frühere Manager von Siemens sowie verschiedene Oligarchen, Bankvorstände und Machthaber zumeist aus Osteuropa, Arabien und Afrika. Und unglaublich:
Foto: AFP/ SANAEin Freund von Briefkastenfirmen: Auch Australiens Premierminister Malcolm Turnbull taucht nach einem Bericht des "Australian Financial Review" in den Panama-Papers auf. Der frühere Investmentbanker und Multimillionär Turnbull taucht als Direktor einer Briefkastenfirma mit Sitz auf den britischen Jungferninseln auf, die in den 1990er Jahren von der Kanzlei Mossack Fonseca gegründet wurde. Offenbar ging es um goldene Geschäfte ...
... es ging laut Medienberichten offenbar darum, eine Goldmine in Sibirien zu erschließen und auszubeuten. Von dieser Firma floss auch Geld an verschiedene russische Politiker, um einen Fuß in das Gold-Geschäft zu bekommen. Um Steuervermeidung ging es dabei offenbar nicht. Die Meldung trifft Turnbull dennoch zur Unzeit, denn er steckt mitten im Wahlkampf. Etwas entspannter ...
... kann da die britische Schauspielerin Emma Watson sein. Sie gehört offenbar ebenfalls zu den vielen Prominenten, deren Namen in den sogenannten Panama Papers auftauchen. Medienberichten zufolge hat Watson den Kauf einer Wohnung in London über eine Briefkastenfirma abgewickelt. Ein Sprecher der Schauspielerin, ...
... die vor allem durch ihre Rolle in den "Harry Potter"-Filmen bekannt wurde, bestätigte dem britischen "Spectator", dass Watson eine Briefkastenfirma genutzt habe. Dies sei allerdings lediglich zur Wahrung ihrer Sicherheit und Anonymität geschehen. Steuervorteile hätte Watson dadurch nicht erlangt.
Weitere prominente Fälle, die im Zusammenhang mit den Panama Papers ans Tageslicht kamen, sind:
Eine Enthüllung der besonderen Art im Zusammenhang mit den sogenannten Panama Papers meldet das US-Magazin "Forbes", das sich auf die Beobachtung der Superreichen rund um den Globus spezialisiert hat. Wie "Forbes" auf seiner Website berichtet, hat die Redaktion auf Grund der Unterlagen herausbekommen, dass Scheich Hamad bin Jassim Jabor Al Thani, der frühere Premier- und Außenminister von Katar, Milliardär ist. Zudem steht er in Verbindung mit gleich mehreren Offshore-Firmen ...
Dass der Scheich als Mitglied der weitverzweigten, reichen und mächtigen Katarer Al Thani-Familie vermögend sein muss, durfte bereits vorausgesetzt werden. Die "Forbes"-Recherchen ergaben nach Angaben des Blattes nun, dass sich sein persönliches Vermögen auf 1,2 Milliarden Dollar belaufe. Damit erhält er einen Platz auf der von "Forbes" geführten Milliardärs-Liste.
Bekannt war bereits, dass ein Teil des Vermögens von Scheich Hamad bin Jassim Jabor Al Thani in Aktien der Deutschen Bank steckt, wo er mit rund 3 Prozent Großaktionär ist. Zudem hält er laut "Forbes" Anteile an der Katarer Logistikfirma Gulf Warehousing. 2012 erschien er auf der Liste der 100 einflussreichsten Persönlichkeiten der Welt, die das US-Magazin "Time" aufstellt. Laut "Forbes" offenbaren die Panama-Papiere acht Offshore-Firmen, mit denen er in Verbindung stehen soll.
Das nächste "Opfer" der Panama-Enthüllungen: In Spanien erklärte Industrie- und Handelsminister Jose Maria Soria (Bildmitte) seinen Rücktritt. Soria war in den sogenannten Panama Papers mit der Offshore Firma "Uk Lines" in Verbindung gebracht worden, die die Kanzlei Mossack Fonseca gegründet hatte. Tagelang hatte der Politiker dazu widersprüchliche Erklärungen abgegeben - dann zog er einen Strich.
Dunkle Geschäfte: In den Panama Papers tauchen auch die Namen von Geheimagenten und Spionen auf, schreibt die "Süddeutsche Zeitung". Demnach führt oder führte allein der bekannte deutsche Privatagent Werner Mauss ein Dutzend Briefkastenfirmen bei der Kanzlei Mossack Fonseca in Panama. Zudem finden sich in den Unterlagen neue Informationen zur Iran-Contra-Affäre der USA aus den 1980er Jahren, so die "SZ". Es gibt Hinweise, dass auch der US-Geheimdienst CIA Offshore-Briefkastenfirmen der Kanzlei nutzte.
Hollywood-Star Jackie Chan (hier rechts im Bild mit Filmpartner Chris Tucker in "Rush Hour 3") soll laut International Consortium of Investigative Journalists (ICIJ), das gemeinsam mit der "Süddeutschen Zeitung" die sogenannten Panama Papers ausgewertet hatte, sechs Briefkastenfirmen bei der Kanzlei Mossack Fonseca haben. Daneben finden sich in den Papieren laut ICIJ allein 29 Milliardäre von der aktuellen Liste der reichsten 500 Menschen weltweit des US-Magazins "Forbes", darunter zum Beispiel ...
... der israelische Diamanten-Mogul Beni Steinmetz sowie ...
... Chinas Immobilientycoon Li Ka-shing.
Auch der russische Oligarch Dimitri Rybolowlew soll den Berichten zufolge Offshore-Firmen nutzen, und zwar vor allem, um sein Vermögen vor dem Zugriff seiner Ex-Frau Elena zu schützen.
Wie die "Süddeutsche Zeitung" und andere Medien berichten, sollen auch Leute aus der obersten Führungsriege Chinas und deren Umfeld an den Briefkastengeschäften beteiligt gewesen sein, die durch die sogenannten Panama Papers aufgedeckt wurden. Ein Beispiel: Deng Jiagui, Ehemann von Präsident Xi Jinpings (im Bild) Schwester Qi Qiaoqiao, eröffnete mit Hilfe der panamaischen Kanzlei Mossack Fonseca zwischen 2004 und 2009 drei Offshore-Firmen.
Probleme bereiten die "Panama Papers" auch der französischen Rechtspartei Front National sowie deren Chefin Marine Le Pen. Berichten zufolge enthüllen die Papiere, dass Enge Vertraute Le Pens sowie ...
... der greise Vater der Parteichefin, Jean-Marie Le Pen, in dubiose Auslandsgeschäfte verwickelt sein sollen.
Wie die "Süddeutsche Zeitung" berichtet, soll die Kanzlei Mossack Fonseca sogar Geschäfte mit dem Regime in Nordkorea gemacht haben, entgegen internationaler Sanktionen gegen das Land. So habe Nordkorea zwei Offshore-Firmen unterhalten können, über die möglicherweise auch illegale Waffengeschäfte abgewickelt wurden, so die Zeitung. (im Bild: Nordkoreas aktueller Machthaber Kim Jong Un)
Auch der neue FIFA-Präsident Gianni Infantino soll während seiner Zeit beim europäischen Dachverband UEFA zweifelhafte Geschäfte mit einer Briefkastenfirma abgezeichnet haben, ließ dies aber dementieren. Die UEFA äußerte sich "schockiert" über die Medienberichte.
Die in den "Panama Papers" beschuldigte Kanzlei Mossack Fonseca geht derweil strafrechtlich gegen die Verantwortlichen des Datenlecks vor. "Niemandem gefällt es, bestohlen zu werden", teilte ein Sprecher der Kanzlei mit. "Wir werden unser Möglichstes tun, um die Schuldigen zu bestrafen."
Formel-1-Star Nico Rosberg fährt für Mercedes, hat aber laut "Süddeutscher Zeitung" gar keinen Vertrag mit Mercedes. Stattdessen werde er über eine Briefkastenfirma auf den British Virgin Islands bezahlt. Weder der Fahrer noch der Rennstall wollten das erläutern, so die Zeitung.
Ein prominenter Deutscher, der in den von der "Süddeutschen Zeitung" und anderen Medien veröffentlichten "Panama Papers" auftaucht, ist auch der ehemalige nordrhein-westfälische Finanzminister Helmut Linssen. Seine Briefkastenfirma hatte allerdings vor Jahren schon der "Stern" öffentlich gemacht, woraufhin Linssen zurücktrat.
Außerdem stößt man in den Papieren laut "SZ" auf den umstrittenen Investor und Spekulanten Florian Homm, auf den ...
... verurteilten Millionen-Betrüger Helmut Kiener und etliche weitere zwielichtige Geschäftsmänner. Die Deutschen bunkern laut "SZ" viel Geld in Briefkastenfirmen. Bundesverdienstkreuzträger, Bordellkönige, Spitzenmanager, Adlige, Immobilienverkäufer - sie waren Kunden der Kanzlei Mossack Fonseca aus Panama, deren Daten an die Medien gelangt sind. Ob die Personen mit den geheimen Firmen auch Steuerzahlungen vermieden haben, lässt sich laut "SZ" aber meist nicht klären, weil die Steuerbehörden keine Auskünfte dazu geben. Weil viele der Betroffenen nicht prominent seien, könne man ihre Namen auch nicht nennen.
Auch eine Firma, über die Formel-1-Boss Bernie Ecclestone Bestechungsgeld für Bayern-LB-Banker Gerhard Gribkowsky geschleust haben soll, findet sich angeblich in den Datensätzen. Bei Mossack Fonseca sei eine Firma namens Valper Holdings verwaltet worden, durch die Millionen flossen, die später an Gribkowsky gingen, schreibt die "SZ".
Im Zusammenhang mit dem Schmiergeld-Skandal, der den Siemens-Konzern erschütterte, hat die "SZ" eigenen Angaben zufolge ebenfalls neue Erkenntnisse aus den sogenannten Panama Papers gewonnen. Demnach gab es schwarze Kassen, die Siemens-Mitarbeiter angelegt hatten, deutlich länger als bislang gedacht. Im Zentrum des Geschehens steht laut "SZ" ein ehemaliger Siemens-Manager, den hierzulande kaum jemand kennt: Hans-Joachim K.
Fußballstar Lionel Messi befindet sich seit Langem im Visier spanischer Steuerermittler. Laut "Süddeutscher Zeitung" ist in den "Panama Papers" nun eine Briefkastenfirma namens "Mega Star Enterprises" in Panama aufgetaucht, die offenbar von Messi kontrolliert wird, und die bislang nicht bekannt war. Der Kicker gibt sich zu dem Thema unwissend.
Petro Poroschenko machte erst ein Vermögen als Schokoladenunternehmer und ging dann in die Politik. Seit Frühjahr 2014 ist der Mann, den "Forbes" als sechstreichsten Ukrainer führt, Präsident des Landes. Und kurz darauf, während sein Land gegen Russland um die Unabhängigkeit kämpfte, gründete Poroschenko laut "SZ" eine Briefkastenfirma in Panama.
Argentiniens Präsident Mauricio Macri ist seit November 2015 im Amt. Er versprach untere anderem, die Korruption zu bekämpfen. Auch sein Name taucht in den Panama Papers auf. Macri soll mit seinem Vater und seinem Bruder die Briefkastenfirma Fleg Trading Ltd geleitet haben, er war demnach als ihr Direktor eingetragen. Die Firma mit Sitz auf den Bahamas wurde 1998 gegründet und 2009 aufgelöst. Macri war zu diesem Zeitpunkt Bürgermeister von Buenos Aires. Macri sei nie finanziell involviert gewesen, daher habe er auch nichts verschwiegen, verteidigte ihn nun sein Sprecher.
Promintester deutscher Name in den "Panama Papers" ist den Berichten zufolge Gunter Sachs. Die Jetset-Ikone soll vor dem Selbstmord im Mai 2011 mutmaßliches Vermögen in Steueroasen bei den Finanzämtern nicht vollständig deklariert haben. Seine Nachlassverwalter weisen das freilich zurück: Die fraglichen Briefkastenfirmen seien den Steuerbehörden "schon zu Lebzeiten von Herrn Sachs" offengelegt worden.
In den internen Dokumenten der panamaischen Kanzlei Mossack Fonseca, die die Geschäfte mit den Briefkastenfirmen machte, findet sich auch der Name von Sigmundur Davíð Gunnlaugsson, dem bisherigen Premierminister Islands. Ebenso der von Finanzminister Bjarni Benediktsson, dem zweitmächtigsten Mann in der Regierung, und von Ólöf Nordal, der Innenministerin. Alle drei stehen demnach offenbar in Verbindung mit anonymen Offshore-Firmen, ohne dass sie das transparent gemacht hätten, so die "SZ". In einem Video ist zu sehen, wie Premierminister Gunnlaugsson in einem Interview vor laufender Kamera auf das Thema angesprochen wird. Daraufhin steht er auf und bricht das Gespräch ab. Nach Protesten der Bevölkerung in Island im Zusammenhang mit Gunnlaugssons Briefkasten-Connection ist der Premier inzwischen zurückgetreten.
Ein weiterer prominenter Offshore-Klient auf den britischen Jungferninseln war nach Angaben des NDR der russische Oligarch und Multimilliardär Michail Fridman. Dessen wichtigster Mann im Konstrukt der Firmen sei wiederum der Deutsche Franz Wolf - der 60-jährige Sohn des früheren DDR-Spionagechefs Markus Wolf. Franz Wolf verweigerte auf Anfrage des NDR Auskunft zu den Vorwürfen.
Zudem gibt es eine Reihe von Prominenten, die zwar persönlich nicht in den Unterlagen auftauchen, von denen jedoch Angehörige oder nahe Freunde darin zu finden sind. Allen voran: Russlands Präsident Wladimir Putin. Laut "Süddeutscher Zeitung" und dem britischen "Guardian", die den gewaltigen Datensatz ausgewertet haben, soll ein Netzwerk aus Briefkastenfirmen in den engsten Zirkel um den russischen Präsidenten führen. Personen, die namentlich in den Papieren erwähnt sind , sind demnach beispielsweise: Sergei Roldugin, angeblich Putins bester Freund und Taufpate seiner ältesten Tochter, Jurij Kowaltschuk, Chef der Bank Rossija, sowie der Ölgroßhändler Gennadij Timtschenko.
Wissenswert dazu: Experten raten häufig, bei der Nutzung von Briefkastenfirmen, die nicht bekannt werden sollen, Verwandte oder Bekannte als Strohmänner dazwischenzuschalten. In den "Panama Papers" findet sich beispielsweise der Name eines Cousins von Syriens Machthaber Baschar Assad.
Ebenso die Namen von Leyla und Arzu Aliyeva, den Töchtern des aserbaidschanischen Präsidenten Ilham Aliyev (im Bild mit der seinerzeitigen US-Außenministerin und heutigen Präsidentschaftsbewerberin Hillary Clinton), die in den Dateien gleich mehrmals auftauchen. Sie sollen drei Firmen auf den britischen Jungferninseln besitzen, berichtete Radio Free Europe / Radio Liberty.
Auch Imee Marcos, die Gouverneurin der philippinischen Provinz Ilocos Norte und älteste Tochter des einstigen Diktators Ferdinand Marcos (Bildmitte), soll auf den britischen Jungferninseln geheime Trusts besitzen. Die philippinischen Behörden wollen nach Angaben des ICIJ nun ermitteln, ob in der Steueroase Teile des Milliardenvermögens stecken, mit dem der korrupte Marcos das Land verlassen hatte.
Darüber hinaus finden sich in den "Panama Papers" die Namen Ian Cameron, Vater des aktuellen britischen Premiers David Cameron, sowie ...
... von Pilár de Borbon, Schwester des früheren spanischen Königs Juan Carlos.
Auch der Sohn des früheren UNO-Generalsekretärs Kofi Annan, Kojo Annan, nahm offenbar die Dienste der Kanzlei in Panama in Anspruch.
Gleiches gilt für Salman bin Abdelasis al-Saud, den aktuellen König Saudi-Arabiens (hier mit einer deutschen Delegation, geführt von Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel, im März vergangenen Jahres in Riad).
Auch er ist betroffen: Die Ethikkommission des Fußball-Weltverbandes FIFA hat interne Vorermittlungen gegen ihr eigenes Mitglied Juan Pedro Damiani aus Uruguay eingeleitet. "Ja, der Bericht ist richtig. Ich kann bestätigen, dass wir eine sogenannte Voruntersuchung in die Wege geleitet haben", sagte der Sprecher der ermittelnden Kammer der Ethikkommission, Roman Geiser. Weitere Details nannte er nicht. Inzwischen ist FIFA-Ethikexperte Damiani zurückgetreten.
Michel Platini galt als Nachfolger des geschassten FIFA-Präsidenten Sepp Blatter (l.) - bis ihn die Schmiergeldaffäre selbst einholte. Der suspendierte UEFA-Präsident Platini soll 2007 eine Offshore-Firma in Panama gegründet haben. Auch der Name des aus dem Verkehr gezogenen einstigen FIFA-Generalsekretärs Jérôme Valcke (r.) taucht in den Papieren auf. Platinis Anwälte teilten mit, dass er seine gesamten finanziellen Einkünfte und Besitzverhältnisse den Schweizer Behörden seit 2007 zugänglich gemacht habe. Der Franzose zahlt seine Steuern in der Schweiz.Valcke taucht in den Unterlagen als Eigentümer einer im Juli 2013 gegründeten Offshore-Firma auf und soll darüber eine Yacht erworben haben. Der "SZ" sagte er: "Veröffentlichen Sie, was Sie wollen". Die Firma existiere nicht mehr, habe keine Gelder gehabt und "nie ein Bankkonto besessen und nie Geschäftsaktivitäten gehabt". Nach Veröffentlichung der Panama Papiere haben Ermittler inzwischen eine Razzia bei der UEFA durchgeführt.
Die spanische Baronin und Kunstsammlerin Carmen Cervera, Witwe des Unternehmers Hans Heinrich Thyssen-Bornemisza, nutzt den Akten zufolge eine Firma auf den Cook-Inseln im fernen Südpazifik, um über Auktionshäuser wie Sotheby's und Christie's millionenschwere Kunstwerke zu kaufen. Ihr Anwalt bestätigte das Arrangement auf Anfrage des ICIJ: Es gebe ihr beim globalen Kunsttransport "maximale Flexibilität".
Unter den fast 4000 gebürtigen Amerikanern auf der Liste ist laut SPIEGEL ONLINE auch die Komponistin Denise Rich, die Hits für Stars wie Celine Dion schrieb. Demnach hielt Rich 2006, als sie in New York lebte, 144 Millionen Dollar in einem Trust auf den Cook-Inseln - plus eine Yacht namens "Lady Joy". Richs Ex-Mann, der Hedgefonds-Manager Marc Rich, war 1983 in den USA wegen Steuerhinterziehung angeklagt, später aber von Präsident Bill Clinton an dessen letztem Amtstag kontrovers begnadigt worden. Denise Rich gab ihre US-Staatsbürgerschaft Ende 2011 auf und lebt heute in Österreich.
Randnotiz: In Chile trat ausgerechnet der Chef der dortigen Abteilung von Transparency International zurück, weil sein Name aufgrund der Panama-Papiere mit Briefkastenfirmen in Verbindung gebracht wurde. Transparency ist eine Organisation, die sich die Bekämpfung von Korruption und dunklen Geschäften zum Ziel gesetzt hat.
Hintergrund: Alle genannten Namen finden sich in den sogenannten "Panama Papers". Dabei handelt es sich um etwa 2,6 Terrabyte an Daten, die der "Süddeutschen Zeitung" nach eigenen Angaben von anonymer Quelle zugespielt wurden. Demnach liegen der Zeitung rund 11,5 Millionen Dokumente zu insgesamt 214.000 Briefkastenfirmen vor. Das Material stamme von der panamaischen Kanzlei Mossack Fonseca, die sich auf das Geschäft mit Offshore-Firmen spezialisiert habe, so die "SZ". In einer internationalen Kooperation wurden die Unterlagen monatelang von hunderten Journalisten rund um den Globus ausgewertet und aufbereitet.
Eine Enthüllung der besonderen Art im Zusammenhang mit den sogenannten Panama Papers meldet das US-Magazin "Forbes", das sich auf die Beobachtung der Superreichen rund um den Globus spezialisiert hat. Wie "Forbes" auf seiner Website berichtet, hat die Redaktion auf Grund der Unterlagen herausbekommen, dass Scheich Hamad bin Jassim Jabor Al Thani, der frühere Premier- und Außenminister von Katar, Milliardär ist. Zudem steht er in Verbindung mit gleich mehreren Offshore-Firmen ...
Foto: FADI AL-ASSAAD/ REUTERSEin prominenter Deutscher, der in den von der "Süddeutschen Zeitung" und anderen Medien veröffentlichten "Panama Papers" auftaucht, ist auch der ehemalige nordrhein-westfälische Finanzminister Helmut Linssen. Seine Briefkastenfirma hatte allerdings vor Jahren schon der "Stern" öffentlich gemacht, woraufhin Linssen zurücktrat.
Foto: Roland Weihrauch/ dpaPromintester deutscher Name in den "Panama Papers" ist den Berichten zufolge Gunter Sachs. Die Jetset-Ikone soll vor dem Selbstmord im Mai 2011 mutmaßliches Vermögen in Steueroasen bei den Finanzämtern nicht vollständig deklariert haben. Seine Nachlassverwalter weisen das freilich zurück: Die fraglichen Briefkastenfirmen seien den Steuerbehörden "schon zu Lebzeiten von Herrn Sachs" offengelegt worden.
Foto: Jörg Carstensen/ picture alliance / dpaRandnotiz: In Chile trat ausgerechnet der Chef der dortigen Abteilung von Transparency International zurück, weil sein Name aufgrund der Panama-Papiere mit Briefkastenfirmen in Verbindung gebracht wurde. Transparency ist eine Organisation, die sich die Bekämpfung von Korruption und dunklen Geschäften zum Ziel gesetzt hat.
Foto: Alejandro Bolivar/ dpaHintergrund: Alle genannten Namen finden sich in den sogenannten "Panama Papers". Dabei handelt es sich um etwa 2,6 Terrabyte an Daten, die der "Süddeutschen Zeitung" nach eigenen Angaben von anonymer Quelle zugespielt wurden. Demnach liegen der Zeitung rund 11,5 Millionen Dokumente zu insgesamt 214.000 Briefkastenfirmen vor. Das Material stamme von der panamaischen Kanzlei Mossack Fonseca, die sich auf das Geschäft mit Offshore-Firmen spezialisiert habe, so die "SZ". In einer internationalen Kooperation wurden die Unterlagen monatelang von hunderten Journalisten rund um den Globus ausgewertet und aufbereitet.
Foto: Arnulfo Franco/ APEine Enthüllung der besonderen Art im Zusammenhang mit den sogenannten Panama Papers meldet das US-Magazin "Forbes", das sich auf die Beobachtung der Superreichen rund um den Globus spezialisiert hat. Wie "Forbes" auf seiner Website berichtet, hat die Redaktion auf Grund der Unterlagen herausbekommen, dass Scheich Hamad bin Jassim Jabor Al Thani, der frühere Premier- und Außenminister von Katar, Milliardär ist. Zudem steht er in Verbindung mit gleich mehreren Offshore-Firmen ...
Foto: FADI AL-ASSAAD/ REUTERSEin prominenter Deutscher, der in den von der "Süddeutschen Zeitung" und anderen Medien veröffentlichten "Panama Papers" auftaucht, ist auch der ehemalige nordrhein-westfälische Finanzminister Helmut Linssen. Seine Briefkastenfirma hatte allerdings vor Jahren schon der "Stern" öffentlich gemacht, woraufhin Linssen zurücktrat.
Foto: Roland Weihrauch/ dpaPromintester deutscher Name in den "Panama Papers" ist den Berichten zufolge Gunter Sachs. Die Jetset-Ikone soll vor dem Selbstmord im Mai 2011 mutmaßliches Vermögen in Steueroasen bei den Finanzämtern nicht vollständig deklariert haben. Seine Nachlassverwalter weisen das freilich zurück: Die fraglichen Briefkastenfirmen seien den Steuerbehörden "schon zu Lebzeiten von Herrn Sachs" offengelegt worden.
Foto: Jörg Carstensen/ picture alliance / dpaRandnotiz: In Chile trat ausgerechnet der Chef der dortigen Abteilung von Transparency International zurück, weil sein Name aufgrund der Panama-Papiere mit Briefkastenfirmen in Verbindung gebracht wurde. Transparency ist eine Organisation, die sich die Bekämpfung von Korruption und dunklen Geschäften zum Ziel gesetzt hat.
Foto: Alejandro Bolivar/ dpaHintergrund: Alle genannten Namen finden sich in den sogenannten "Panama Papers". Dabei handelt es sich um etwa 2,6 Terrabyte an Daten, die der "Süddeutschen Zeitung" nach eigenen Angaben von anonymer Quelle zugespielt wurden. Demnach liegen der Zeitung rund 11,5 Millionen Dokumente zu insgesamt 214.000 Briefkastenfirmen vor. Das Material stamme von der panamaischen Kanzlei Mossack Fonseca, die sich auf das Geschäft mit Offshore-Firmen spezialisiert habe, so die "SZ". In einer internationalen Kooperation wurden die Unterlagen monatelang von hunderten Journalisten rund um den Globus ausgewertet und aufbereitet.
Foto: Arnulfo Franco/ APEine Enthüllung der besonderen Art im Zusammenhang mit den sogenannten Panama Papers meldet das US-Magazin "Forbes", das sich auf die Beobachtung der Superreichen rund um den Globus spezialisiert hat. Wie "Forbes" auf seiner Website berichtet, hat die Redaktion auf Grund der Unterlagen herausbekommen, dass Scheich Hamad bin Jassim Jabor Al Thani, der frühere Premier- und Außenminister von Katar, Milliardär ist. Zudem steht er in Verbindung mit gleich mehreren Offshore-Firmen ...
Foto: FADI AL-ASSAAD/ REUTERSEin prominenter Deutscher, der in den von der "Süddeutschen Zeitung" und anderen Medien veröffentlichten "Panama Papers" auftaucht, ist auch der ehemalige nordrhein-westfälische Finanzminister Helmut Linssen. Seine Briefkastenfirma hatte allerdings vor Jahren schon der "Stern" öffentlich gemacht, woraufhin Linssen zurücktrat.
Foto: Roland Weihrauch/ dpaPromintester deutscher Name in den "Panama Papers" ist den Berichten zufolge Gunter Sachs. Die Jetset-Ikone soll vor dem Selbstmord im Mai 2011 mutmaßliches Vermögen in Steueroasen bei den Finanzämtern nicht vollständig deklariert haben. Seine Nachlassverwalter weisen das freilich zurück: Die fraglichen Briefkastenfirmen seien den Steuerbehörden "schon zu Lebzeiten von Herrn Sachs" offengelegt worden.
Foto: Jörg Carstensen/ picture alliance / dpaRandnotiz: In Chile trat ausgerechnet der Chef der dortigen Abteilung von Transparency International zurück, weil sein Name aufgrund der Panama-Papiere mit Briefkastenfirmen in Verbindung gebracht wurde. Transparency ist eine Organisation, die sich die Bekämpfung von Korruption und dunklen Geschäften zum Ziel gesetzt hat.
Foto: Alejandro Bolivar/ dpaHintergrund: Alle genannten Namen finden sich in den sogenannten "Panama Papers". Dabei handelt es sich um etwa 2,6 Terrabyte an Daten, die der "Süddeutschen Zeitung" nach eigenen Angaben von anonymer Quelle zugespielt wurden. Demnach liegen der Zeitung rund 11,5 Millionen Dokumente zu insgesamt 214.000 Briefkastenfirmen vor. Das Material stamme von der panamaischen Kanzlei Mossack Fonseca, die sich auf das Geschäft mit Offshore-Firmen spezialisiert habe, so die "SZ". In einer internationalen Kooperation wurden die Unterlagen monatelang von hunderten Journalisten rund um den Globus ausgewertet und aufbereitet.
Foto: Arnulfo Franco/ AP