Börsenkurse der Woche Überraschen Sie uns, Herr Grüner!

Ein präziser Blick auf die Auswirkungen der Krim-Krise am Aktienmarkt, zwei Dax-Werte, die zum Kauf einladen, und ein italienischer Versorger mit Luft nach oben. Die Börsenkurse, auf die Anleger jetzt achten sollen - heute von Börsenprofi Thomas Grüner.
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Russische Aktien - Abwärtstrend längst im Gange

Am vergangenen Montag stürzte der russische Leitindex um 10 Prozent ab, nachdem der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine zu eskalieren drohte. Trotz einer schnellen, sich unmittelbar anschließenden Gegenbewegung stellt sich die Presse die Frage: Steht der russische Aktienmarkt vor einer Krise?

Der Blick auf den langfristigen Chart - seit Beginn des globalen Bullenmarktes im März 2009 - zeigt allerdings: Die Krise ist schon längst da. Die aktuellen Probleme stoppen keinesfalls eine nachhaltige Aufwärtsbewegung, sondern sorgen für einen zusätzlichen Abwärtsschub. Die Höchststände aus dem Jahr 2011 sind in weiter Ferne - nicht erst seit dem jüngsten Kursrutsch. Im Osten nichts Neues: Die Welt wächst, Russland stagniert.

Aktienmärkte - Krim ist das neue Panama

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Panik in Russland und in der Ukraine? Droht ein Flächenbrand? Eher nein. Die Situation auf der Krim erinnert uns stark an die Invasion der USA in Panama im Dezember 1989. Die Spannungen zwischen den USA und dem Regime um General Noriega nahmen beständig zu und führten letztendlich zur Invasion am 20. Dezember 1989. Das Ziel dieser Operation war erstrangig, die Kontrolle über den strategisch wichtigen Panama-Kanal sicherzustellen.

Dieses Muster lässt sich fast 1:1 auf die jetzige Situation auf der Krim übertragen. Putin will ebenfalls seine strategischen Interessen und Militärbasen in der Region sichern. Im bisherigen Ablauf der Krise sehen wir im Verhalten Putins keinen großen Unterschied zur Reaktion der USA in Panama 1989. Die Geschehnisse in Panama blieben regional begrenzt und es gab keine nennenswerten und nachhaltigen Reaktionen an den Aktienmärkten.

Schwellenländer, entwickelte Länder - Schere öffnet sich

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Was für Russland gilt, lässt sich für die gesamten Emerging Markets verallgemeinern: Es droht nicht die große Krise - wir sind schon mittendrin! Ausländische Investoren ziehen schon seit Jahren per Saldo Gelder ab, die Aktienmärkte der Emerging Markets leiden dementsprechend schon seit geraumer Zeit. Die Renditeschere zwischen Schwellenländern und den entwickelten Ländern ist in den vergangenen drei Jahren stetig größer geworden.

Während die Zugpferde des laufenden Bullenmarktes (USA, Großbritannien, Deutschland) weiter marschieren, ist in den Schwellenländern höchstens Stagnation zu beobachten. Der aktuelle Bullenmarkt muss weiterhin differenziert betrachtet werden. Übergewichtungen in den Emerging Markets wurden zu Beginn des Bullenmarktes zwar vielerorts angepriesen, haben sich jedoch tatsächlich als wahre Renditebremse erwiesen.

Aktienfonds - noch Luft nach oben

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Der Preis einer Aktie wird durch Angebot und Nachfrage festgelegt. Gehen die Anleger davon aus, dass ein Unternehmen in nächster Zeit gute Zahlen bringen wird, wollen sie am Erfolg beteiligt sein. Die Nachfrage steigt - das erhöht den Preis. Unter der Prämisse, dass sich überwiegend rationale Anleger am Markt bewegen, trifft das zu. Die Realität sieht anders aus. Die meisten Anleger sind emotional getriebene Herdentiere - sind alle skeptisch, wird wenig investiert - sind alle optimistisch oder euphorisch, rennen alle in den Markt.

Wo befinden wir uns heute? Sind wir optimistisch oder gar euphorisch? Wohl kaum. Betrachtet man die Kapitalzu- und Abflüsse in amerikanische Aktienfonds, hat man in den letzten Monaten zwar Zuflüsse verzeichnen können, diese sind aber bei weitem noch nicht so gewaltig, dass wir von durchgehendem Optimismus sprechen können. Vom laufenden Bullenmarkt profitiert nach wie vor nur ein kleiner Teil der Anleger, es ist noch genug Luft nach oben und dafür steht noch genug Kapital an der Seitenlinie.

BASF - langer Atem bringt Gewinn

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Wer vor gut 20 Jahren BASF-Aktien zu einem Kurswert von rund fünf Euro gekauft hat, der weiß um die Attraktivität einer langfristigen Aktienanlage. Nicht nur, dass sich der Wert der Aktie selbst vervielfacht hat (von fünf Euro auf über 80 Euro), auch der langfristige, positive Effekt nachhaltig gesteigerter Dividenden macht sich bemerkbar. Für das abgelaufene Geschäftsjahr zahlte BASF eine Dividende von 2,50 Euro pro Aktie - auf den ursprünglichen Einstiegskurs gerechnet ergibt sich eine Dividendenrendite von fast 50 Prozent.

Spektakuläre Zahlen - und das bei einer derart "gewöhnlichen" Aktie? Ja - doch der Weg zu diesen Zahlen ist weit. Nur wer Tech-Bubble, Weltwirtschaftskrise und Eurokrise "aussitzen" konnte, profitiert heute vollumfänglich von Dividenden und Kursgewinnen in diesen Dimensionen. Geduld macht sich bezahlt.

Fresenius - Kursschwäche zum Kaufen nutzen

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Der Gesundheitskonzern Fresenius überzeugt mit Rekordergebnis und belohnt seine Aktionäre mit einer 14prozentigen Dividendenerhöhung. Umsatz und Nettogewinn erreichen neue Rekordniveaus. Der Marktausblick fällt dagegen eher moderat aus: Fresenius erwartet für 2014 einen stagnierenden Nettogewinn. Analysten zeigen sich enttäuscht, die Aktie korrigiert spürbar. Zeit für neue Sorgen oder die Chance auf positives Überraschungspotenzial?

Die Aktie hat sich seit dem Tief bei 28 Euro im Jahre 2009 fast vervierfacht, von großen Korrekturen weitgehend verschont. Und die Zeichen stehen weiterhin auf Wachstum: Die weltweit steigende Nachfrage nach hochwertigen und bezahlbaren Gesundheitsleistungen und die Expansion in neue Märkte ermöglichen weiteres Kurspotenzial. Durch die strategische Übernahme der Krankenhauskette Rhön-Klinikum sollten sich zusätzliche Synergien ergeben. Eine Nachkaufchance für langfristig orientierte Anleger.

Enel - weiterhin Spielraum nach oben

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Der italienische Versorger Enel überzeugt mit einer soliden Jahresbilanz. Demzufolge stieg das Ebitda um knapp 8 Prozent auf 17 Milliarden Euro. Der Staatskonzern, der durch die Eurokrise in extreme Mitleidenschaft gezogen wurde, und unter anderem durch seinen hohen Schuldenstand bekannt ist, blickt sehr optimistisch in die Zukunft. Dieses Jahr konnte der Schuldenstand um drei Milliarden Euro abgebaut werden. Ein kurzes Strohfeuer oder eine Kehrtwende?

Die Aktie ist innerhalb der letzten sechs Monate um über 50 Prozent gestiegen. Trotz dieses schon gewaltigen Anstiegs sind die fundamentalen Daten weiterhin unter dem allgemeinen Marktniveau angesiedelt. Das KGV liegt weiterhin bei moderaten 11 und die Dividendenrendite für dieses Jahr liegt bei 3,6 Prozent.

Der weitere Spielraum nach oben sollte definitiv gegeben sein, auch unter der Prämisse, dass die südeuropäischen Länder ihren Erholungskurs fortsetzen. Die wirtschaftlichen Rahmendaten hellen sich kontinuierlich auf, sodass der positive Trend weiterhin intakt sein sollte.

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