Aus diesen Assets fliehen Investoren Anleihen, Gold, Schwellenländer - Trump-Verlierer an der Börse

Rohstoff-Händler in Chicago: Nicht nur der Ölpreis geriet nach dem Wahlsieg von Donald Trump unter Druck
Foto: SCOTT OLSON/ AFPDer Wahlsieg Donald Trumps kam für viele unerwartet. Noch überraschender war jedoch wohl die Reaktion der Finanzmärkte, an denen der befürchtete Crash ausblieb: Sämtliche wichtigen Börsen reagierten stabil bis bemerkenswert positiv auf den Einzug des Republikaners ins Weiße Haus.
Wer jedoch annimmt, an den Finanzmärkten gibt es mit Blick auf Trumps Regierungszeit nun ausschließlich Gewinner, der irrt. Die Gewinne der wichtigen Aktienindizes wie Dow Jones , S&P 500 oder Dax , getragen von Branchen, die sich womöglich Vorteile durch Trumps Politik erhoffen können, sind vielmehr nur eine Seite der Medaille. Auf der anderen gibt es eine Reihe von Branchen, Assetklassen und Weltregionen, aus denen sich Investoren mit Blick auf die künftige US-Regierung zurückziehen.
Hier sind die wichtigsten:
Ausverkauf bei Staatsanleihen
Investoren sowie vor allem auch Notenbanken stecken seit Jahren Milliardensummen in Staatsanleihen rund um den Globus. Die Folge: Die Kurse sind gestiegen und die Zinsen zu einem erheblichen Teil auf weniger als 0 Prozent in den negativen Bereich gesunken. Vielfach ist bereits von Übertreibungen die Rede und von einer Liquiditätsblase, die sich irgendwann wieder auflösen muss.
Der Beginn dieser Auflösungserscheinungen könnte sich in diesen Tagen zeigen. Wie zuletzt die "Financial Times" berichtete hat seit dem Wahlsieg Trumps auf den Bond-Märkten ein regelrechter Ausverkauf eingesetzt. Die Investoren wetten darauf, dass Trump mit seinen staatlichen Investitionsplänen etwa in die Infrastruktur Erfolg haben und die Inflation anfachen könnte, heißt es. Damit gerät die jahrelange Prämisse niedrigen Wachstums und geringer Inflation, die als Motiv für die Investitionen in Staatsanleihen gilt, in Zweifel.
Folge: Die Kurse US-amerikanischer, deutscher, britischer sowie japanischer Staatsanleihen rutschen ab und die Zinsen steigen. Laut "Financial Times " haben Anleger in diesem Zuge seit der Wahl Trumps bereits beinahe eine Billion Dollar verloren.
Ob es mit den Zinsen nun allerdings nachhaltig wieder nach oben geht - für eine solche Aussage ist es Fachleuten zufolge noch zu früh.
Verkehrte Welt am Goldmarkt
Auch der Goldpreis hat anders auf die Trump-Wahl reagiert, als dies von Experten vorhergesagt und nach den gängigen Erklärungsmustern zu erwarten gewesen war. Kurzzeitig verteuerte sich zwar das Edelmetall, das traditionell als sicherer Hafen für Investoren gilt, nach dem Urnengang auf 1317 Dollar je Unze. Dann jedoch ging der Goldpreis auf Talfahrt und sank zwischenzeitlich auf bis zu 1211 Dollar je Unze. In der Spitze verlor Gold damit beinahe 10 Prozent an Wert und befindet sich nun wieder auf dem Niveau vom Sommer dieses Jahres.
Was ist der Grund? Zweifellos ist die Welt insgesamt durch die Wahl Trumps nicht eben sicherer geworden, so dass ein Ausweichen von Investoren in einen vermeintlich sicheren Hafen wie Gold nachvollziehbar wäre. An den Finanzmärkten überwiegt jedoch seit der Wahl ein unerwarteter Optimismus in Bezug auf Trumps Wirtschaftspolitik.
Eine Begründung für die aufkeimende Risikobereitschaft ist die Hoffnung, dass von Trump versprochene Steuersenkungen, Deregulierung der Banken und Investitionen in Infrastruktur und Verteidigung der US-Konjunktur einen Schub geben könnten, heißt es dazu in einem Kommentar des Goldanbieters Heraeus. Diese Erwartung habe bereits das reale Zinsniveau in den USA ansteigen lassen.
Eine Erhöhung der US-Leitzinsen im Dezember werde inzwischen mit einer Wahrscheinlichkeit von 80 Prozent eingepreist, so Heraeus weiter. Das mache Gold als Investment unattraktiv und könne den Preis weiter unter Druck setzen.
Investorenflucht aus Schwellenländern
Steigende US-Zinsen, ein stärkerer US-Dollar, die Aussicht auf eine US-Politik der Abschottung und des Protektionismus - all dies ist zum Teil seit der Wahl Trumps bereits zu beobachten oder es ist in nächster Zeit zu erwarten. Und all dies sind schlechte Nachrichten für Schwellenländer wie China, Brasilien oder Mexiko.
Kein Wunder also, dass auch die Währungen solcher Länder sowie die Börsen und Anleihekurse dort vielfach erhebliche Verluste verbuchen mussten, seit der Immobilienmilliardär aus New York die US-Wahl gewann. So gab der MSCI Emerging Markets Index, in dem die Börsen von 23 Schwellenländern zusammengefasst sind, binnen einer knappen Woche um etwa 7 Prozent nach.
Das Investoren massenhaft Geld aus Volkswirtschaften abziehen, die bisher als dynamisch und zukunftsträchtig galten, kommt nicht von ungefähr: Die Aussicht auf eine globalisierungsfeindliche US-Politik, deren Ziel es unter anderem ist, den freien Welthandel einzuschränken, verdunkelt die Aussichten dieser bislang aufstrebenden Staaten.
Auf der anderen Seite wähnen die Anleger die größeren Renditechancen zunächst mal offenbar in den USA, wo die Anleihezinsen bereits gestiegen sind, wo demnächst viel Geld für staatliche Investitionen benötigt wird, und wo viele Branchen wie etwa Banken, Pharmafirmen oder die Ölindustrie von geplanten Eingriffen der Regierung Trump profitieren könnten.
Hinzu kommt: Für Schwellenländer ist die Entwicklung doppelt gefährlich. Nicht nur entgeht ihnen Kapital, dass nun anderswo investiert wird. Vielfach sind Staaten wie China, Brasilien oder die Türkei vielmehr auch in auf US-Dollar lautenden Papieren verschuldet. Eine Änderung des Wechselkurses zwischen heimischer und US-Währung wirkt daher fatal, weil sie die Schulden dieser Länder ansteigen lässt.
Vorläufiges Ende des Tech-Booms
An den Aktienmärkten in den USA wurde Trumps Wahl überraschend positiv aufgenommen. Den Investoren scheinen plötzlich erfreuliche Aspekte an den Plänen des künftigen US-Präsidenten aufzufallen, die ihnen bis kurz vor dem Urnengang offenbar vollkommen entgangen waren. Immerhin hatten Experten von Banken und Investmenthäusern bis zuletzt für den Fall einer Trump-Wahl einen Aktiencrash mit Verlusten von bis zu 10 Prozent vorhergesagt.
Ganz ungeschoren kamen an den US-Aktienmärkten allerdings nicht alle davon. Für einige Konzerne gab es vielmehr zum Teil erhebliche Verluste.
Allen voran: die Technologie-Werte. Unternehmen wie Amazon , Apple und Co. hatten vor der Wahl kräftig für die demokratische Kandidatin Hillary Clinton getrommelt, von der sie sich eine Fortsetzung der Techno-freundlichen Politik Barack Obamas erhofften. Mit Donald Trump zieht nun jedoch ein Mann ins Weiße Haus ein, dessen persönliche Einstellung - abgesehen von seiner Twitter-Manie - mit Techno-phob wohl noch recht freundlich umschrieben ist.
Kurzum: Den an der Börse noch vor Kurzem so beliebten Tech-Konzernen steht keine rosige Zukunft bevor. Grund genug also für Investoren, zunächst mal einige Gewinne der vergangenen Monate in Sicherheit zu bringen. Während der US-Leitindex Dow Jones nach der Wahl Trumps auf ein neues Rekordhoch kletterte, verzeichneten Amazon , Apple , die Google -Mutter Alphabet und Facebook seitdem deutliche Verluste.
Neuer Druck für den Ölpreis
Donald Trump, darüber wurde vielfach berichtet, ist ein Mann, der - zumindest wenn es um Politik geht - offenbar gerne in einfachen Kategorien denkt. Komplexe Entwicklungen wie der Klimawandel haben da mitunter keinen Platz. Kein Wunder also, dass Trump kein Problem damit zu haben scheint, auf als Klimakiller geltende fossile Energieträger wie Kohle oder Öl zu setzen.
An den Finanzmärkten hat das verschiedene Auswirkungen. Aktien von Ölfirmen beispielsweise erleben seit der Wahl Trumps ein kaum für möglich gehaltenes Revival, denn diese Branche dürfte von der Politik des Republikaners künftig profitieren.
Der Ölpreis dagegen ist seit der US-Wahl erneut unter Druck geraten. Der Grund: Zwar bereitet die Förderländerorganisation Opec eine Einschränkung der Produktion vor, was eher für einen steigenden Ölpreis sprechen würde. Donald Trump jedoch hat den US-Ölfirmen schon im Wahlkampf versprochen, dass sie sich vor der ausländischen Konkurrenz künftig nicht mehr zu fürchten bräuchten.
"Stellt euch eine Welt vor, in der weder unsere Feinde noch das Ölkartell Energierohstoffe weiter als Waffe gebrauchen können", sagte er Berichten zufolge auf einer Branchenkonferenz. "Künftig werden und bleiben wir völlig unabhängig von Importen der Opec oder anderen Nationen, die unseren Interessen feindlich gegenüberstehen." Um dieses Ziel zu erreichen, will Trump die Umweltauflagen der Branche abschwächen und Regulierungen zurückdrehen.
Was daraus folgt ist die Aussicht auf eine Ölflut aus US-amerikanischen Quellen - und entsprechend ein Absinken des Ölpreises wie in den Tagen nach der Wahl zu beobachten. Zuletzt allerdings konnte sich der Preis wieder leicht erholen.
Mexikos Peso als Indikator der Sorge
Weil Donald Trump in seinem Wahlkampf besonders Mexiko und das Problem der USA mit der illegalen Einwanderung aus dem südlichen Nachbarstaat ins Visier nahm, entwickelte sich der mexikanische Peso zu einer Art Trump-Indikator an den Finanzmärkten: Stiegen die Umfragewerte des republikanischen Kandidaten, so sank der Peso-Kurs und umgekehrt.
An dieser Arithmetik hat sich nach Trumps Wahlsieg nichts geändert. Im Gegenteil: Seit der Immobilienmagnat gewonnen hat, ist Mexikos Währung regelrecht abgestürzt. In der Spitze betrug der Wertverlust mehr als 12 Prozent.
Der Grund dafür: Mexiko leidet nicht nur unter den gleichen Trump-Problemen wie alle Schwellenländer. Das Land in Lateinamerika steht vielmehr ganz gezielt im Fokus der künftig zu erwartenden US-Politik. Genannt sei vor allem die geplante Mauer, die Trump an der Grenze beider Länder hochziehen will, finanziert am liebsten noch dazu von den Mexikanern selbst.
Immerhin: Zuletzt gab Trump zu erkennen, dass er einige Wahlvorhaben und -versprechen wohl nicht ganz so hart in die Tat umsetzen will, wie er dies während des Wahlkampfes in Aussicht gestellt hatte. Die Mexikaner werden das erfreut zur Kenntnis genommen haben - ihrer Währung verhalfen die milden Töne prompt zu Kursgewinnen.