Hedgefonds Gotham City Firmenkäufer Aurelius erholt sich nach Short-Attacke

Batmans Kampf gegen das Böse: Beim Hedgefonds und Short-Seller "Gotham City" ist der Name Programm
Foto: Jung Ui-Chel/ dpaDie Münchener Beteiligungsgesellschaft Aurelius ist ins Visier des Hedgefonds Gotham City geraten. Die Aktie sackte am Dienstag nach einem kritischen Kommentar von Gotham City um bis zu 32 Prozent auf 44,10 Euro ab. Es war der größte Kurssturz in der Geschichte des Finanzinvestors, der überwiegend aus Sanierungsfällen ein Portfolio mit fast drei Milliarden Euro Umsatz aufgebaut hat. Am Mittwoch setzte sich die Talfahrt fort, die Aktie fiel auf 35 Euro und verbuchte damit einen Kursverlust von knapp 50 Prozent binnen zwei Handelstagen.
Am Donnerstag setzte die Aktie nach tiefem Sturz zur Erholung an und gewann am Vormittag rund 15 Prozent an Wert. Aurelius hat die Vorwürfe zurückgewiesen und ein Aktienrückkaufprogramm gestartet, um den Angriff der Short-Seller abzuwehren.
Gotham City schrieb in einem im Internet veröffentlichten Bericht, die Aurelius-Aktie sei seiner Ansicht nach nicht mehr wert als 8,56 Euro. Der Hedgefonds, der zugleich mit Leerverkäufen auf fallende Kurse bei Aurelius wettete, wirft dem Investor unter anderem Ungereimtheiten bei der Bilanzierung vor.
Aurelius wies die Vorwürfe zurück. Die Studie von Gotham City bestehe aus bekannten Fakten, die aber bewusst in irreführender Weise und mit falschen Behauptungen und Annahmen präsentiert worden seien, um den Aktionären des Unternehmens zu schaden - und zum Nutzen des Leerverkäufers. Aurelius prüfe Schadenersatzforderungen und eine Strafanzeige wegen Marktmanipulation gegen Gotham City.
Finanzinvestor Aurelius legt 50 Millionen schweres Rückkaufprogramm auf
Um den Kurs zu stützen, legt das Unternehmen sofort ein weiteres, 50 Millionen Euro schweres Aktienrückkaufprogramm auf. Die Hauptversammlung solle am 21. Juni zudem einen Rückkauf von weiteren zehn Prozent des Grundkapitals beschließen.
Die im kaum regulierten Freiverkehr der Münchner Börse gehandelte Aktie stabilisierte sich daraufhin etwas, geriet am Mittwoch Vormittag aber erneut unter Druck und notierte zuletzt bei rund 50 Euro. Damit hat Aurelius seit Beginn der Short-Attacke mehr als 400 Millionen Euro an Marktkapitalisierung verloren.
Aurelius kauft angeschlagene Unternehmen - zum Beispiel HanseGroup
Aurelius-Chef Dirk Markus hat sein Geschäftsmodell, den Kauf angeschlagener Unternehmen zu günstigen Preisen, von Deutschland auf ganz Europa ausgeweitet. Dabei profitiert der Finanzinvestor von Buchgewinnen, weil der Kaufpreis unter dem Buchwert liegt. Das sei "ein wesentlicher Teil des Geschäftsmodells", hieß es in der Stellungnahme von Aurelius.
Der größte Zukauf war jüngst die Europa-Sparte des US-Bürobedarf-Händlers Office Depot. Zu den bekanntesten Beteiligungen gehören die Fernhochschule AKAD, die Nachhilfe-Organisation Studienkreis und der Segelyachtbauer HanseGroup. Vom börsennotierten Spirituosen- und Saft-Hersteller Berentzen hat sich das Unternehmen im vergangenen Jahr getrennt.
Auch Ströer und Wirecard waren Ziel von Leerverkäufern
Laut Bundesanzeiger hielt Gotham City am vergangenen Freitag Leerverkaufs-Positionen im Volumen von 0,61 Prozent des Grundkapitals von Aurelius. Bei Leerverkäufen leihen Investoren sich Aktien, um diese zu verkaufen. Dabei hoffen sie, die Papiere bis zum Ende der Ausleihfrist billiger zurückkaufen und die Differenz als Gewinn einstreichen zu können.
Deutsche Unternehmen sind schon öfter ins Visier von Short-Sellern geraten. Bei Wirecard war der Kurs im Februar 2016 massiv eingebrochen, nachdem die bis dahin unbekannte Zatarra Research & Investigations Betrugs- und Geldwäschevorwürfe erhoben hatte. Die Staatsanwaltschaft München ermittelt wegen dubioser Handelsaktivitäten in dem Fall.
Beim Werbevermarkter Ströer hatte der US-Investor Muddy Waters vor knapp einem Jahr mit einer negativen Analyse einen Kurssturz ausgelöst.
Baader Bank hält Aurelius die Treue und rät zum Kauf der Aktie
Die Baader Bank hat die Einstufung für Aurelius AG am Mittwoch nach der Unternehmensreaktion auf die Vorwürfe vom Vortag auf "Buy" mit einem Kursziel von 75 Euro belassen. Die Antworten der Beteiligungsgesellschaft auf die Anschuldigungen von Gotham City Research deckten sich mit seiner Einschätzung, schrieb Analyst Tim Dawson in einer Studie vom Mittwoch. Er sieht weder das Geschäftsmodell in Frage gestellt, noch die Finanzberichte in echte Zweifel gezogen. Die Anleger dürften künftig lediglich bei der Bewertung des Portfolios etwas konservativer vorgehen. Durch das voraussichtlich größere Aktienrückkaufprogramm seien die Aurelius-Papiere gestützt.
AURELIUS ERHOLT UM 8,5% - EINBRUCH UM 46% IN ZWEI TAGEN NACH SHORT-ATTACKE