Apple Store in San Francisco, Kalifornien: Schlechte Quartalszahlen, aber besser als erwartet
Foto: Justin Sullivan/ Getty ImagesApple sieht sich auf dem Weg der Besserung: Nach dem Rückgang der iPhone-Verkäufe im Weihnachtsgeschäft geht es offenbar wieder aufwärts. Zum Ende des ersten Geschäftsquartals 2019 habe sich die Lage deutlich gebessert, sagte Apple-Chef Tim Cook am Dienstag. Der Gewinn des Unternehmens in dem Ende März abgeschlossenen zweiten Geschäftsquartal fiel im Jahresvergleich allerdings um 15,7 Prozent auf 11,56 Milliarden Dollar. Wichtige Gründe: Der iPhone-Umsatz sank im Jahresvergleich um 17,3 Prozent auf gut 31 Milliarden Dollar (27,7 Milliarden Euro), der Quartalsumsatz nahm um fünf Prozent ab und fiel auf 58 Milliarden Dollar.
Doch die Zahlen sind besser ausgefallen als von Analysten erwartet, und dank eines 75 Milliarden Dollar schweren weiteren Aktienrückkaufs legte der Kurs sogar deutlich zu. Auch die Prognose für das laufende Quartal fiel höher aus als von Experten erwartet.
Apple war im Weihnachtsquartal vor allem in China von einem Rückgang der iPhone-Verkäufe getroffen worden. Das hatte Sorgen um die Nachfrage nach den Telefonen ausgelöst. Das iPhone ist das wichtigste Apple-Produkt und macht immer noch mehr als die Hälfte des Geschäfts aus. Apple nennt keine Stückzahlen verkaufter Geräte mehr, sondern nur noch den Umsatz.
Preissenkungen und Rückkaufangebote
Der Rückgang der iPhone-Umsätze im vergangenen Quartal sei komplett auf die Entwicklung in sogenannten Wachstumsmärkten der Schwellen- und Entwicklungsländer zurückzuführen, erklärte Apple. Man steuere mit Preissenkungen und Rückkaufangeboten für alte Geräte gegen, und das zeige Wirkung.
Das Apple-Geschäft in China schrumpfte im vergangenen Vierteljahr von gut 13 Milliarden Dollar ein Jahr zuvor auf 10,2 Milliarden Dollar und damit langsamer als im Weihnachtsquartal. Dazu habe auch die Absenkung der Mehrwertsteuer in dem Land von 16 auf 13 Prozent beigetragen, sagte Cook.
Im iPad-Geschäft legten die Erlöse binnen einem Jahr von rund 4 auf 4,87 Milliarden Dollar zu. Apple hat inzwischen unter anderem ein neues Modell des teureren iPad Pro im Angebot. Mehr als die Hälfte der iPad-Käufer im vergangenen Quartal hätten sich zum ersten Mal ein Apple-Tablet zugelegt, betonte Cook.
Das Servicegeschäft, zu dem unter anderem der Streamingdienst Apple Music sowie die Erlöse aus dem App Store und dem Speicherdienst iCloud gehören, wuchs von 9,85 auf 11,45 Milliarden Dollar. Apple hat inzwischen 390 Millionen Abo-Kunden in verschiedenen Diensten und will im Jahr 2020 die Marke von 500 Millionen knacken. Die Dienste werden als ein Weg gesehen, mehr Geld mit bestehenden Kunden zu verdienen.
Der Konkurrenz geht es noch schlechter
Mit der Apple Watch und den Ohrhörern AirPods ist Apple außerdem inzwischen der erfolgreichste Hersteller von sogenannten Wearables. Die Sparte mit diesen Geräten steigerte den Umsatz von 3,9 auf 5,13 Milliarden Dollar. Bei den Mac-Computern gab es unterdessen einen Rückgang von 5,8 auf 5,5 Milliarden Dollar, der dem Konzern zufolge von Engpässen bei Chiplieferungen ausgelöst wurde.
Apple hielt zum Quartalsende Reserven von 225 Milliarden Dollar - dem stehen Verbindlichkeiten von rund 112 Milliarden Dollar gegenüber. Der Konzern hatte sich in den vergangenen Jahren mehrfach Geld am Markt für Ausschüttungen an Aktionäre beschafft, um die Auslandsgewinne nicht zum hohen Steuersatz von insgesamt 40 Prozent in die USA bringen zu müssen. Nach der US-Steuerreform hat sich dieses Problem allerdings erledigt.
Der Apple-Konkurrent Samsung Electronics hatte am Dienstag noch deutlichere Gewinneinbußen verkünden müssen: Der Gewinn in den ersten drei Monaten 2019 sank im Vergleich zum Vorjahresquartal um knapp 57 Prozent auf umgerechnet 3,9 Milliarden Euro.
iPhone
Das iPhone ist noch immer der wichtigste Geldbringer. In den vergangenen Jahren gingen meist mehr als zwei Drittel des Gesamtumsatzes auf das Smartphone zurück. Im vierten Quartal 2018 ging der iPhone-Anteil erstmals auf 61 Prozent zurück.
iPad
Mit den iPads ist Apple seit Jahren Marktführer bei Tablet-Computern; der Marktanteil ging allerdings von gut 60 Prozent in 2011 auf rund 27 Prozent im dritten Quartal 2018 zurück. Die größten Konkurrenten sind Samsung, Amazon und Huawei.
MacBook
Apple-Notebooks waren über Jahre Vorbilder für die gesamte Computerbranche, ihr Design wurde immer wieder kopiert. Die aktuellen Modelle werden allerdings oft kritisiert, beispielsweise wegen Problemen mit der ultraflachen Tastatur. Auch die hohen Preise sorgen häufig für Ärger.
iMac
Mit dem Ur-iMac begann nach den erfolglosen Neunzigerjahren Apples Wiederaufstieg als Computerhersteller. Die schicken All-in-one-Rechner haben immer noch viele Fans. Ihre Bedeutung als Gewinnbringer ist für den Konzern allerdings gering.
Apple Watch
Mit seiner Smartwatch ist Apple nicht nur zum größten Uhrenhersteller der Welt geworden, sondern dominiert auch noch den Markt für Wearables. Seit dem letzten Softwareupdate kann das aktuelle Modell sogar EKGs anfertigen. Wie viel Geld der Konzern damit verdient, kann man allerdings nur schätzen.
AirPods
Mit seinen komplett kabellosen Kopfhörern hat Apple einen Trend gesetzt und wurde gleichzeitig zum Marktführer bei schnurlosen Kopfhörern.
HomePod
Der vernetzte Lautsprecher HomePod ist innerhalb des Apple-Universums derzeit noch ein Nischenprodukt. Nach Amazon und Google kam der Konzern spät mit einem Gerät auf den Markt, das per Sprachbefehl gesteuert nicht nur Musik abspielen, sondern auch Fragen beantworten und Smarthome-Geräte steuern kann.
Mac Pro
Für hochprofessionelle Anwendungen hat Apple den Mac Pro im Angebot. Die billigste Version kostet 3400 Euro, die teuerste mehr als doppelt so viel. Einen signifikanten Anteil am Gesamtgewinn hat dieses Gerät nicht, es ist aber wichtig, um bedeutende Kundengruppen, wie Designer und Programmierer, zu binden.
Mac mini
Verglichen mit dem iMac ist der Mac mini Apples Angebot für Nutzer, die bereits einen eigenen Monitor, eine Tastatur und eine Maus besitzen. Ähnlich wie der Mac Pro spielt er für die Gesamtbilanz keine große Rolle, ist aber wichtig, um Nutzern ein geschlossenes System von Produkten anzubieten, die gut zusammen funktionieren.
Doch neben der Hardware hat Apple noch etliche weitere Geschäftsfelder. Künftig will der Konzern sein Dienstleistungsgeschäft ausbauen, um die Abhängigkeit zu verringern. Ein Überblick über die Stärken und Schwächen.
Software aus einer Hand
Apple hat insgesamt vier Betriebssysteme für unterschiedliche Gattungen von Geräten entwickelt. Auf Apple-Computern wie den iMacs und MacBooks kommt macOS zum Einsatz. Die mobilen Geräte iPhone, iPod und iPad laufen mit iOS. Zusätzlich hat der Technikkonzern noch die Betriebssysteme watchOS für die Apple Watch und tvOS für die Set-Top-Box Apple TV im Programm.
Der US-Konzern ist damit einer von wenigen Herstellern, die die Betriebssysteme für ihre Produkte selbst entwickeln. Für den Konzern bietet das etliche Vorteile. Durch die eng verzahnte Entwicklung von Hard- und Software erreichen die Geräte oft höhere Leistungen und laufen stabiler. Auch Sicherheits- und Datenschutzaspekte lassen sich dadurch einfacher adressieren.
Allerdings musste auch Apple in jüngster Zeit Rückschläge hinnehmen. So kam es zuletzt häufiger zu Sicherheitsproblemen in iOS. Beispielsweise erlaubte ein Fehler im Telefondienst Facetime das unbemerkte Abhören des Angerufenen. Auch in macOS gab es vermehrt Sicherheitslücken.
Der goldene Käfig
Neben dem Betriebssystem liefert Apple seinen Kunden eine ganze Reihe tief in die Hardware integrierter, meist kostenloser Apps und Dienste, vom Fotoalbum Foto" bis zur Office-Software iWork.
Für Apple-Nutzer hat das einerseits Vorteile: Die enge Verzahnung solcher Angebote in Apples Hardware-Ökosystem ermöglicht die übergangslose Nutzung von Daten auf allen Apple-Geräten. Ein mit dem iPhone geknipstes Foto lässt sich, ohne Zwischenschritt, sofort auf einem MacBook in Apples Textverarbeitung Pages in einen Brief einsetzen.
Wer sich einmal in diesen goldenen Käfig begeben hat, kommt dort aber nur schwer wieder heraus. Im App Store gekaufte Apps muss man beim Umstieg auf ein Android-Handy in Googles Play Store noch mal kaufen - sofern sie dort überhaupt verfügbar sind. Der Umstieg von einem iPhone auf ein Android-Smartphone ist schwierig und kaum ohne manuelle Eingriffe möglich.
Air Play
Mit AirPlay bietet Apple eine Möglichkeit an, Musik, Filme und Videos auf anderen Geräten zu nutzen. Hersteller wie Samsung haben angekündigt, diese Technologie künftig in ihre TV-Geräte einzubauen. Der Kauf der Set-Top-Box Apple TV, die bisher nötig war, um beispielsweise ein Video vom iPhone auf einem Fernseher anzuschauen, wird dadurch für viele Nutzer künftig entfallen.
HomeKit
Um im boomenden Smarthome-Markt Fuß zu fassen, hat Apple die Software-Schnittstelle HomeKit entwickelt, über die sich vernetzte Hausgeräte steuern lassen. Sind die jeweiligen Geräte an diese Technik angepasst, können Apple-Nutzer beispielsweise vom iPhone oder dem HomePod aus per Sprachbefehl oder per App Lautsprecher, Lampen, Rolläden, die Heizung oder die Alarmanlage bedienen. Mit HomeKit hat Apple sich mittlerweile im wichtigen Zukunftsmarkt Smarthome etabliert.
Dienste
Apple fokussiert sich seit Jahren immer mehr auf seine Dienstleistungsangebote. Zu der Sparte gehören der App Store, das Lizenzgeschäft, Apple Care, Apple Music, iTunes, iCloud und der Bezahldienst Apple Pay.
Die Servicesparte trug im vergangenen Geschäftsjahr mit einem Umsatz von 37,2 Milliarden Dollar zum Gesamtumsatz des Unternehmens bei und war damit nach dem iPhone der zweitgrößte Umsatzbringer sowie das am schnellsten wachsende Geschäftsfeld.
App Store
Schätzungen der Investmentbank Jefferies LLC zufolge war der App-Store im Geschäftsjahr 2018 mit einem Umsatz von 13,16 Milliarden Dollar der größte Wachstumstreiber, berichtet das "Wall Street Journal" ("WSJ"). Das Wirtschaftsmagazin "Forbes" geht von einem Umsatz von 13,5 Milliarden Dollar aus. Der Grund für die hohen Erlöse: Für jede über den App Store verkaufte App kassiert Apple eine Provision von 30 Prozent des Verkaufspreises.
Lizenzen
Zweitgrößter Umsatzbringer in der Servicesparte war den US-Investmentbanken Jefferies und Goldman Sachs zufolge das Lizenzgeschäft. Es könnte Apple je nach Schätzung einen Umsatz von acht beziehungsweise neun Milliarden Dollar einbringen.
Allerdings besteht das Geschäft laut Goldman Sachs hauptsächlich aus einer Lizenzvereinbarung mit Google, berichtet die Agentur Bloomberg. Demnach hat der Internetkonzern Apple im Geschäftsjahr 2018 neun Milliarden Dollar gezahlt, um in Apples Safari-Browser und bei Siri als Standardsuche vorinstalliert zu sein. Andere Schätzungen gehen von drei bis vier Milliarden Dollar aus. Der verbleibende Beitrag stamme aus anderen Quellen, unter anderem aus Lizenzvereinbarungen mit Samsung.
Apple Care
Der drittstärkste Umsatzbringer der Servicesparte ist laut Jefferies das Geschäft mit der Garantieerweiterung Apple Care. Die Investmentbank schätzt die Erlöse für das vergangene Geschäftsjahr auf 5,5 Milliarden Dollar. Apple Care ist eine Garantieerweiterung auf Hard- oder Software.
Apple Music
Zur Dienstleistungssparte zählt auch der Streamingdienst Apple Music, der 2018 Schätzungen zufolge 3,75 Milliarden Dollar Umsatz generiert hat. Das Angebot kostet je nach Umfang zwischen 4,99 Euro und 14,99 Euro pro Monat. Apple Music wird auch für Windows und Android angeboten.
iTunes und iTunes Store
Die Multimediaplattform iTunes verwaltet Medien und Geräte der Nutzer. Im in die Software integrierten iTunes Store können darüber hinaus Filme, TV-Sendungen, Musik, Podcasts und Hörbücher gekauft werden. Jefferies geht davon aus, dass der Umsatz im vergangenen Geschäftsjahr bei 3,4 Milliarden Dollar lag.
iCloud
Der Onlinedienst iCloud ist eine Art Festplatte im Internet. Hier können Apple-Nutzer alle Arten von Daten online speichern, egal ob Texte, Fotos, Musik oder Excel-Tabellen. Fünf Gigabyte Speicherplatz bekommt jeder Nutzer kostenlos, wer mehr braucht, muss zahlen. Das Topangebot sind zwei Terabyte Speicherplatz für 9,99 Euro pro Monat. Laut Jefferies erzielte der Dienst 2018 rund drei Milliarden Dollar Umsatz.
Apple Pay
Mit dem Bezahldienst Apple Pay, der seit Ende 2018 in Deutschland verfügbar ist, kann man sein iPhone und seine Apple Watch wie eine Kreditkarte benutzen, um in Geschäften und Restaurants zu bezahlen.
Nach einigen Anfangsschwierigkeiten hat Apple Pay in den USA inzwischen an Schwung gewonnen. Laut Cook akzeptieren rund 60 Prozent der Händler dort Zahlungen mit Apple-Gadgets.
Laut der Investmentbank Jefferies betrug der Anteil von Apple Pay am Umsatz der Services-Sparte im vergangenen Geschäftsjahr 270 Millionen Dollar und hatte damit den kleinsten Anteil.
Mac Pro
Für hochprofessionelle Anwendungen hat Apple den Mac Pro im Angebot. Die billigste Version kostet 3400 Euro, die teuerste mehr als doppelt so viel. Einen signifikanten Anteil am Gesamtgewinn hat dieses Gerät nicht, es ist aber wichtig, um bedeutende Kundengruppen, wie Designer und Programmierer, zu binden.