Geldanlage Buffetts Rat - bloß nicht nach Gewinner-Aktien suchen

Warren Buffett: "90 Prozent des Geldes in einen Indexfonds - halte die Kosten niedrig, und investiere in Aktien auf die gleiche Weise, wie du in eine Farm investieren würdest"
Foto: Jemal Countess/ Getty Images for Time Inc.Hamburg - Warren Buffett ist der Mann mit dem magischen Händchen für Aktien. Der Mann, dem es im Verlauf von Jahrzehnten gelungen ist, den Wert seines Investmentvehikels Berkshire Hathaway pro Jahr um mehr als 15 Prozent zu steigern - und damit den Vergleichsindex S&P 500 deutlich zu schlagen. Und ausgerechnet dieser Mann empfiehlt seinen künftigen Erben nun einen ganz anderen Investmentstil.
Noch erfreut sich Buffett guter Gesundheit und ist weiterhin auf der Suche nach besonders lukrativen Anlagen. Im "Annual Report" seiner Vermögensverwaltung Berkshire Hathaway gibt er freimütig Auskunft über einige Regelungen, die er auch in seinem Testament niedergeschrieben hat - und hält damit für Investoren weltweit einen überraschenden Tipp bereit.
Nach seinem Tod soll seine Frau Astrid 10 Prozent seines Vermögens in kurzlaufende US-Anleihen investieren, schreibt Buffett - und die restlichen 90 Prozent in einen schlichten Indexfonds (Buffett schlägt den Vanguard´s Indexfonds auf US-Index S&P 500 vor) . Warum? Weil die Verwaltungsgebühren eines solchen Fonds ausgesprochen niedrig seien - und ein solcher Indexfonds damit langfristig wohl eine höhere Renditen abwerfe als Investmentprodukte, die aktiv von teuren Fondsmanagern gelenkt würden.
Der Meister des aktiven Investierens, des Aufspürens interessanter Aktien, rät zu einem passiven Investment? Gerade Privatanleger sollten ihm zuhören.
Eine Anlage zum Zurücklehnen - mit einer breiten Streuung
Denn Exchange Traded Funds (ETF) wie der von Buffett empfohlende Vanguard S&P-500 sind passive Investments, eine Anlage zum Zurücklehnen. Sie bilden einen Börsenindex wie den Dax ab. Steigt der Dax, steigt entsprechend auch der ETF. Und fällt der Index, fällt auch der ETF im Wert.
Mit dieser Empfehlung weiß Buffett die geballte Macht der Wissenschaft hinter sich. Denn viele Experten wie zum Beispiel der Nobelpreisträger Eugene Fama oder der inzwischen emeritierte Princeton-Professor Burton Malkiel gehen inzwischen davon aus, dass die Finanzmärkte effizient sind.
Das bedeutet, dass alle verfügbaren Informationen bereits im Kurs beispielsweise einer Aktie enthalten sind. Das bedeutet aber auch, dass jene Information wertlos sind, die ein Analyst aus dem steinigen Boden von Unternehmensberichten und Treffen mit Finanzvorständen klaubt. Denn sie ist ja bereits im Kurs enthalten.
Außerdem kostet die Arbeit der Investmentprofis Geld. Und diese Kosten sind es, die dafür sorgen, dass beispielsweise aktiv gemanagte Fonds langfristig oft nicht ihren Vergleichsindex schlagen. Ausnahmen wie Buffett oder andere Meister ihres Fachs bestätigen diese Regel.
Der Charme der Langweiler - die Suche nach Gewinnern kommt teuer
Wozu also die mühsame Suche nach dem richtigen Einstiegszeitpunkt, warum die bange Frage, ob eine Aktie nur an einer Korrektor oder einem Kollaps leidet? Freilich, nicht nur Einzelaktien, auch Börsenindizes verlieren an Wert. Doch langfristig sind die Chancen auf Wertsteigerungen nicht schlecht. Das zeigt eine Ausarbeitung des Deutschen Aktieninstituts (DAI). Wer vor zehn Jahren in den Dax investierte, konnte pro Jahr im Schnitt ein Plus von 8,7 Prozent verbuchen.
Und was ist mit den Krisenjahren? Auch Anleger, die 2007 einstiegen und den anschließenden Crash voll mitnahmen, kommen inzwischen schon wieder auf ein durchschnittliches Plus von 2,9 Prozent pro Jahr. Das lenkt den Blick auf einen zweiten Punkt, der für ETF spricht.
Denn sie schonen die Nerven. Wer passiv investiert, investiert breit und unternimmt gar nicht erst den Versuch, den vermeintlichen Überflieger an der Börse herauszufinden. Das nimmt den Druck vom Anleger. "Stress ist die wesentliche Störgröße wenn es um die Auswahl einer geeigneten Kapitalanlage für den Ottonormalverbraucher geht", sagt der Wirtschaftspsychologe Nicolaus Thiele-Dohrmann. "So werden zum Beispiel Aktien durch Stress teuer gekauft und zu niedrigen Marktpreisen wieder abgestoßen."
Stock Picking und ständiges Umschichten kommt teuer
Kauft der Anleger dagegen nur den Index oder gar verschiedene Indizes, bekommt er deren Wertentwicklung. Und die stabilisieren sich gegenseitig. Wer etwa in den vergangenen zwölf Wochen zum Beispiel einen ETF auf den Dax und einen auf den Dow Jones besaß, konnte zusehen, wie der Dax zuerst an Wert verlor, während der US-Index stabil blieb, dann aber in der Erholungsphase vom Dax zurückgelassen wurde. Breite Streuung - und ein geringeres Rückschlagrisiko.
Buffetts Rat lautet: Man sollte nicht die seltenen Gewinneraktien aufzuspüren versuchen, sondern lieber auf ein ganzes Bündel von Aktien in einem Index oder in einer Branche setzen, die insgesamt gute Erfolgsaussichten hat. Vom Stock-Picking rät er nicht-professionellen Investoren ab: Die Ratschläge, sein Depot immer wieder umzuschichten, kämen von denjenigen, die über Gebühren von derlei Umschichtungen profitieren.
Viele Profis beherzigen diesen Rat inzwischen. Vermögensverwalter wie Oliver Lux nutzen ETF für Varianten ihrer Portfolien, immer mehr Fondshäuser greifen auf ETF zurück. Kein Wunder also, wenn 2014 als das Jahr prognostiziert wird, in denen ETF erstmal mehr Geld umsetzen als Hedgefonds. Buffett hatte also wieder einmal Recht.

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