Euro Im freien Fall
Frankfurt am Main - Der Euro fiel im Handelsverlauf auf 82,29 Cent und war damit 30 Prozent billiger als bei seiner Einführung am 1. Januar 1999. Ein Dollar kostete knapp 2,38 Mark, so viel wie seit 14 Jahren nicht mehr.
Abrutschen unter 80 Cent wahrscheinlich
Händler sagten weitere Kursverluste bis unter 0,80 Dollar voraus. Zur Talfahrt des Euro habe auch die Schwäche des Schweizer Franken und des Pfund Sterling zum Dollar beigetragen. Sie hielten es nach der mangelnden Bereitschaft der G-20 Finanzminister und Notenbanker, den Euro bei ihrem Treffen in Montreal zu unterstützen, für unwahrscheinlich, dass die Zentralbanken am Devisenmarkt intervenieren würden. Es sei zudem nicht damit zu rechnen, dass die Europäische Zentralbank (EZB) ohne die US-Notenbank Federal Reserve handeln werde.
Warten auf das Unerwartete
Vor den US-Präsidentschaftswahlen am 7. November sei aber eine Beteiligung der Fed an einer Stützungs-Aktion unwahrscheinlich, so ein Händler in Frankfurt.
Andere Händler bemerkten dagegen, der Markt sei auf Grund der anhaltenden Angst vor erneuten Interventionen nach wie vor sehr nervös. "Es sagen zwar alle, dass sie nicht dran glauben, aber trotzdem traut sich keiner, massiv Euro zu verkaufen." Die EZB wisse zudem, dass Interventionen besonders effektiv seien, wenn niemand damit rechne.
Analysten zufolge können Notenbank-Interventionen einen Markttrend auf lange Sicht jedoch ohnehin nicht umkehren. Sie könnten allenfalls auf kurze Sicht den Euro um fünf Prozent steigen lassen, erklärte Joachim Goldberg vom Analyseunternehmen Cognitrend.
"Ein Euro ist ein Euro"
Nach Einschätzung des Bundesverbands des Deutschen Groß- und Außenhandels (BGA) "wird der Euro noch einige Zeit brauchen, bis er seine Schwächephase überwindet". Er warnte auf Grund der gestiegenen Ölpreise und des starken Dollars erneut vor einer importierten Inflation.
EU-Währungskommissar Pedro Solbes erklärte unterdessen in einem Zeitungsinterview, die jüngste Euro-Schwäche sei für die Euro-Zone intern nicht so wichtig. "Ein Euro ist ein Euro. Das ist die Realität: Die Abwertung zum Dollar hat aus interner Sicht keine Bedeutung.