Total-Chef de Margerie
Ölmanager mit Sympathie für Russland
Er war ein Freund Russlands und ein talentierter Diplomat: Die gemütliche Erscheinung war Teil des erfolgreichen Total-Chefs Christophe de Margerie, der bei einem Zusammenstoß seines Flugzeugs mit einem Schneepflug ums Leben gekommen ist. Sein Beziehungsnetz war außergewöhnlich.
Christophe de Margerie: "Big Moustache" war ein begnadeter Strippenzieher - für den Ölkonzern Total ist er nur schwer zu ersetzen
Foto: AFP
Paris - Es hätte auch Champagner werden können. Doch der Spross der dafür berühmten Taittinger-Dynastie entschied sich für Öl. Angeblich zog es Christophe de Margerie zum Vorläufer des zuletzt von ihm geleiteten französischen Konzerns
Total , weil die Firmenzentrale zu Hause um die Ecke war. Montagnacht starb der Chef von Europas drittgrößtem Mineralölunternehmen in Moskau - er kam bei dem Zusammenstoß eines Flugzeugs mit einem Schneepflug ums Leben.
Eine weltumfassende Karriere de Margeries war zunächst nicht absehbar. Trotz wohlhabender Herkunft besuchte er in Paris die im Vergleich zu sonst üblichen Eliteschulen eher glanzlose Managementhochschule ESCP. Markenzeichen zu dieser Zeit: lange Haare, Stoppelbart. 1974 begann er bei CFP, aus dem Unternehmen ging später Total hervor. 2007 wurde er Vorstandsvorsitzender des Konzerns.
Bei Verhandlungen galt de Margerie als sehr geschickt. Dem Geschäftsmann wurde ein Teil Feinfühligkeit plus drei Teile Realismus zugeschrieben - hinzu kamen eine Portion Zynismus und viel Selbstironie.
Der Pariser Anwalt William Bourdon sah in ihm einen der wenigen Global Player, die wirtschaftlichen Erfolg und Bereicherung für Aktionäre mit Wohltaten für die Menschen verbinden konnten. So bezeichneten ihn selbst führende Köpfe der französischen Links-Regierung als einen "Freund".
Bestechung bei Iran-Geschäften? "Bullshit"
Auf dem Weg an die Spitze des Energieriesen und als dessen Chef machte sich de Margerie aber auch immer wieder Feinde. Die Liste der Partnerländer von Total liest sich wie ein Handbuch der Regime: Irak, Iran, Russland, Libyen, Katar, Saudi-Arabien, Nigeria, das damalige Birma. Kritikern hielt der Konzernchef entgegen: "Total macht keine Politik. Wir sind neutral. Aber wir können eine Brücke bauen zwischen verfeindeten Ländern."
Auch die Justiz interessierte sich für den Manager: 2002 soll Total gegen das UN-Embargo gegen Saddam Husseins Irak verstoßen haben, für 48 Stunden saß deMargerie in Untersuchungshaft. Bei einem Iran-Geschäft wurde ihm Bestechung vorgeworfen. De Margerie bezeichnete das als "Bullshit". Er blieb im Amt, die Verfahren endeten ergebnislos.
Ein Freund Russlands - "Krim nicht mit Augen des Westens betrachten"
Auch die Verurteilung von Total wegen der Ölpest in der Bretagne durch den 1999 gesunkenen Tanker "Erika" fiel in seine Amtszeit. Zum gefährlichen Gasleck an der Total-Förderplattform über den Nordsee-Gasfeldern Elgin-Franklin schwieg der sonst als humorvoll und schlagfertig geltende Manager 2012 lange.
Zuletzt machte sich de Margerie für das wegen der Ukraine-Krise schwierige Russland-Geschäft stark: Die Annexion der Krim durch Russland dürfe man "nicht mit den Augen des Westens betrachten". Noch kurz vor dem tödlichen Unfall soll er in der Nähe von Moskau mit Regierungschef Dmitri Medwedew über Investitionen gesprochen haben.
Dazu passt, dass de Margerie als Liebhaber auch von Kaviar und Wodka galt. Seine eigentliche Leidenschaft bei Alkoholika hieß jedoch Whisky, den er auch sammelte. Der wegen seines großen Schnauzbarts auch "Big Moustache" genannte de Margerie war seit 1976 verheiratet. Er hinterlässt neben seiner Frau drei erwachsene Kinder, zwei Töchter und einen Sohn.