SAP Analysten erwarten deutlichen Gewinnzuwachs
Frankfurt am Main - SAP wird für das dritte Quartal 2000 nach Einschätzung von Analysten einen deutlich höheren Gewinn als vor Jahresfrist ausweisen. Ein wesentlicher Grund dafür liege allerdings im schwachen SAP-Ergebnis des Vorjahreszeitraums, in dem das Geschäft des Konzerns enttäuschend verlaufen sei, sagten Analysten am Dienstag.
SAP wird seine Quartalszahlen am Donnerstag veröffentlichen. Die Branchenexperten gehen im Mittel davon aus, dass sich der SAP-Quartalsgewinn des Vorjahres von 45 Millionen Euro mehr als verdoppelt haben dürfte.
Auch beim operativen Ergebnis ohne Berücksichtigung der Kosten für das Prämienprogramm Star gehen die Branchenexperten im Mittel von einem Zuwachs auf etwa 240 (Vorjahr 107) Millionen Euro aus.
Am Markt werden die Zahlen mit Spannung erwartet
An den Märkten werden die SAP-Zahlen angesichts der Unsicherheit bei Technologiewerten nach den Gewinnwarnungen führender US-Konzerne mit Spannung erwartet. Anfang Oktober hatte es auch Gerüchte über eine angeblich bevorstehende Gewinnwarnung von SAP gegeben.
In der Vergangenheit hatte SAP allerdings die Märkte bereits wenige Tage nach dem Ende eines Quartals informiert, sofern die Geschäftszahlen stark von den Prognosen abwichen. Für das dritte Quartal hat SAP eine solche Mitteilung bis Dienstag aber nicht veröffentlicht.
Die SAP-Aktie wurde am Dienstag für gut 245 Euro gehandelt, sie lag damit aber weit vom Jahreshöchstwert von 364,14 Euro vom März entfernt.
Wichtiger als das dritte Quartal ist der Ausblick auf das vierte
Bei den anstehenden Zwischenberichten von Technologiefirmen genüge es eigentlich nicht, die Erwartungen an die Quartalszahlen zu erfüllen, sagten Händler angesichts der Nervosität an den Technologiebörsen. "Da kommt es darauf an, dass der Ausblick auf das vierte Quartal gut ist", sagten sie.
Im dritten Quartal 1999 hatte der Umsatz von SAP nur um sieben Prozent auf 1,12 Milliarden Euro zugenommen, der Gewinn nach Steuern war um 64 Prozent auf 45 Millionen Euro gesunken. SAP machte damals das schwache Geschäft in den USA und Asien dafür verantwortlich.
Für das dritte Quartal 2000 sagten Analysten nun im Mittel einen Umsatzzuwachs um etwa 30 Prozent auf 1,46 Milliarden Euro voraus. Die Ergebnisschätzungen reichten beim operativen Ergebnis ohne Berücksichtigung der Star-Kosten von 136 Millionen Euro bis hin zu 300 (Vorjahr 107) Millionen Euro.
SAP profitiert von der Neuausrichtung auf das Internet
Die Investmentbank Lehman Bros teilte mit, durch die schwache Entwicklung im dritten Quartal 1999 sei der Vergleich der Geschäftszahlen "der leichteste, den SAP je hatte". Außerdem dürften der hohe Kurs des Dollar - in der Absatzregion Amerika erzielte SAP im ersten Halbjahr 2000 mehr als ein Drittel seines Gesamtumsatzes - zu den Zuwächsen beigetragen haben.
Analystin Ala Gorelova vom Bankhaus Sal. Oppenheim sagte, insgesamt werde das laufende Jahr nochmals schwierig für SAP werden, jedoch seien für die Zukunft deutlichere Ertragszuwächse zu erwarten. Durch die Neuausrichtung auf die Internet-Plattform mySAP.com und die Kooperation mit dem Internetsoftware-Spezialisten Commerce One bei Software für Internet-Marktplätze sei SAP nun sehr gut positioniert.
Norbert Loeken von WestLB Panmure sagte, er glaube schon, dass SAP die Lage jetzt wieder im Griff habe. Allerdings müsse der Konzern sein Marketing noch verbessern.
Loeken verwies auf jüngst erhaltene große Aufträge für mySAP.com wie etwa vom Nahrungsmittelkonzern Nestlé, dem Ölkonzern ExxonMobil oder Singapore Airlines. "SAP hat einige wichtige Referenzdeals gewonnen, so dass es auch in der Zukunft gelingen sollte, Kunden zu gewinnen", sagte er.