Endesa/Iberdrola Madrid will hart prüfen
Madrid - Endesa bietet für je 23 Iberdrola-Aktien 18 eigene Aktien und 25 Pesetas. Dieses Angebot bewerte Iberdrola mit 15,2 Milliarden Euro und liege um 9,7 Prozent über dem Iberdrola-Börsenwert am Montag von 14 Milliarden Euro, teilten beide Unternehmen am Dienstag mit.
Neuer Stromriese wird Geschäft abgeben müssen
Von der Fusion würden bereits 2001 Synergien von 150 Millionen Euro erwartet, hieß es weiter. Die Synergien sollten bis 2003 auf 500 Millionen Euro pro Jahr steigen. Endesa werde zur Finanzierung der Fusion 705,56 Millionen neue Aktien ausgeben. Dies entspreche 66,64 Prozent des derzeitigen Aktienkapitals des Unternehmens.
Um den wettbewerbsrechtlichen Erfordernissen zu entsprechen, wollen Endesa und Iberdrola Geschäfte abgeben, einschließlich der Hälfte ihres 20-Prozent-Anteils an der Red Electrica Espanola.
Madrid hat Vetorecht
Die spanische Regierung hatte bereits im Vorfeld gewarnt, sie würde die Fusion nicht genehmigen, wenn dadurch die Zahl der Versorger von derzeit vier zurückgehen werde. Im Mai hatte die Regierung einen Zusammenschluss der dritt- und viertgrößten spanischen Elektrizitätskonzerne, Unión Fenosa und Hidroeléctrica del Cantßbrico, untersagt.
Über die "Goldene Aktie" hat Madrid bei der einst staatlichen Endesa ein Vetorecht. "Wir werden eine Reduzierung der Anbieterzahl auf dem Strommarkt nicht zulassen", warnte Wirtschaftsminister Rodrigo Rato noch wenige Stunden vor der Fusionsankündigung. Ein Zusammenschluss werde deshalb genau überprüft.
Analysten erwarten Kreuzbeteiligung mit ausländischen Wettbewerbern
Nach Einschätzung von Analysten könnte die Fusion damit den spanischen Markt für ausländische Unternehmen öffnen. Endesa-Iberdrola könnte sich auf eine Kreuzbeteiligung einigen, hieß es. Zu den Interessenten zählen die deutschen Marktführern E.ON und RWE sowie Electricité de France und die italienische Enel.
Neue Gruppe erhält Doppelspitze
An der Spitze der neuen Endesa-Iberdrola S.A. mit Sitz in Madrid sollen die Präsidenten beider Unternehmen, Rodolfo Martin Villa und Inigo Oriol, stehen. An der neuen Gruppe Endesa-Iberdrola würde die spanische Großbank Banco Bilbao Vizcaya Argentaria etwa 5,2 Prozent halten.
Endesa produziert rund 50 Prozent des spanischen Stroms und hat knapp zehn Millionen Kunden im Inland. Iberdrola als Nummer zwei deckt 28,5 Prozent des Marktes ab und versorgt fast neun Millionen Menschen.
Mineralölkonzern Repsol hat das Nachsehen
Das neue Unternehmen zählt nahezu 40 Millionen Kunden, etwa die Hälfte davon in Lateinamerika. Dort ist der neue Branchenriese nach eigenen Angaben mit zwölf Prozent Marktanteil führend.
Bei dem Fusionspoker wollte noch ein drittes Unternehmen mitmischen: Der Mineralölkonzern Repsol-YPF hatte am Montag über seine Gasfiliale Gas Natural eine Übernahmeofferte für Iberdrola vorgelegt. Das Unternehmen versucht schon seit langem, auf den Strommarkt vorstoßen.