Expo Spezialist soll's richten
Der Ausichtsrat hat Jobst Wellensiek zum Liquidator der Expo-Gesellschaft ernannt. Als Nachfolger von Birgit Breuel hat Deutschlands gefragtester Insolvenzverwalter einen riesigen Schuldenberg abzutragen.
Hannover - Das Expo-Kontrollgremium berief den 68 Jahre alten Rechtsanwalt am Montag offiziell zum Chef der Expo-Gesellschaft in Liquidation (Expo i.L.). Wellensiek tritt sein Amt am 1. Januar 2001 an. Die Expo i.L. wird Ende 2002 aufgelöst.
Die Wahl Wellensieks war etwas überraschend. Lange Zeit hatte Ulrich Wöhr als Favorit auf den Chefposten gegolten. Der 66-Jährige war Ende Juni als Vorstandschef der Bochumer Gea AG ausgeschieden. Nach Expo-Angaben steht er jedoch "aus persönlichen Gründen" nicht zur Verfügung.
Auf Wellensiek wartet eine schwierige Aufgabe. Die bisherige Expo-Chefin Birgit Breuel bezifferte das Defizit nach Ende der Weltausstellung am 31. Oktober auf "mehr als zwei Milliarden Mark".
Für die Verluste muss der Steuerzahler aufkommen. Breuel, die nach der Expo in den Ruhestand geht, hatte am Sonntag die Mitverantwortung für die Verluste übernommen.
Wellensiek ist einer der gefragtesten Insolvenzverwalter. Seit 1964 war er in über 400 Verfahren als Liquidator, Vergleichsverwalter, Konkursverwalter, Sachwalter und Treuhänder engagiert. Zu seinen bekanntesten Fällen zählen die Klöckner Werke (1993), die TEMIC Telefunken Kabelsatz GmbH (1994) und die Bremer Vulkan Verbund AG (1996).
Im Juli hatte Wellensiek sein Mandat bei der zusammengebrochenen Bauträger-Gruppe von Roland Ernst niedergelegt. Presseberichten zufolge soll er in geschäftlichen Beziehungen zu Ernst gestanden haben.