Unterhaltungselektronik Bunter Walkman und billiges Handy
Hamburg/Köln - Insgesamt haben die Bundesbürger im vergangenen Jahr rund 257 Millionen Mark für Unterhaltungselektronik ausgegeben, so die Zahlen der Gesellschaft für Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik (gfu) in Frankfurt.
Wie viel der so genannten braunen Ware zwischen Boygroup-Postern und Plüschhasen platziert wurde, ist nicht bekannt. Die meisten Hersteller rechnen aber längst mit dem Geschmack und der Kaufkraft der Teenager.
"Für Jugendliche haben sowohl die klassische Unterhaltungselektronik als auch Handys und das Internet einen enormen Stellenwert", sagt Christian Palentien vom Institut für Jugendforschung an der Universität Bielefeld. Dabei seien die Jungen den Mädchen ein Stück voraus. Allerdings gibt es auch soziale Unterschiede: "Wer sich weder Computer noch Handy leisten kann, hat es schwieriger, Anschluss bei Gleichaltrigen zu bekommen.
Mini Disc im Trendsportbereich im Kommen
"Der Elektronik-Klassiker für Jugendliche ist nach mehr als 20 Jahren am Markt immer noch der Walkman", sagt Doreen Pankow, Sprecherin von Sony Deutschland in Köln. Er bekommt aber zunehmend Konkurrenz durch andere portable Audio-Spieler. Vor allem der MiniDisc-Walkman sammle unter Jugendliche derzeit viele Pluspunkte.
"Die Mini Disc hat als Aufnahmemedium besonders im Trendsportbereich viele Anhänger gefunden", so Pankow. Und das, obwohl die Zahl bereits bespielter MDs erst bei rund 750 Stück liegt. Der Erfolg ließe sich möglicherweise mit dem bunten und transparenten Kunststoff erklären, den so genannten Cartridges, die die MDs umhüllen. Mit Preisspannen zwischen 450 und 800 Mark ist der ein MD-Walkman jedenfalls nicht billig.
Für Skateboard-Fahrer und Anhänger von Trendsportarten hat Sony seine so genannten Groove-Ohrhörer und Streetstyle-Kopfhörer gestaltet. Diese sollen dem Drang nach Beweglichkeit und Unabhängigkeit entgegen kommen, erläutert Doreen Pankow.
Philips setzt auch Handy Savvy
Für den niederländischen Elektronikhersteller Philips mit Deutschlandsitz in Hamburg sind Jugendliche keine eigenständige und einheitliche Zielgruppe. Nach einer Umfrage unter mehr als 10.000 Konsumenten in Asien, den USA und Europa wurden vier Gruppen nach ihren Vorlieben und dem Nutzungsverhalten beschrieben, sagt Klaus Petri, Philips-Sprecher in Hamburg. Die meisten Jugendlichen finden sich dabei in der mit "Amuse me" überschriebenen spaßorientierten Gruppe, so Petri.
Dennoch gibt es auch von Philips ein typisches Teenager-Produkt: Mit dem Mobiltelefon Savvy können in einer SMS-Nachricht auch Herzchen, Smileys und ähnliche "Emotion-Icons" verschickt werden. Das und einige andere Gimmicks würden das Handy bei Jugendlichen beliebt machen, sagt Petri. Hinzu kommt, dass das Gerät auch ohne Vertragsbindung im Paket mit einer so genannten Prepaid-Handykarte zu kaufen ist. Rund zweieinhalb Millionen Savvys konnte Philips bisher absetzen.
Unterhaltungselektronik boomt
Es habe in den vergangenen Jahren eine geradezu explosionsartige Ausbreitung von Unterhaltungselektronik unter Teenagern gegeben, sagt Christian Palentien. Eine Ursache sei, dass sich die Jugendlichen vor allem mit Hilfe des Internets schneller über neue Produkte informieren können.
Um herauszufinden, welche Anforderungen die jungen Käufer an die Elektronik stellen, hat der Mobiltelefonhersteller Motorola unter anderem gemeinsam mit dem TV-Sender MTV eine Studie durchgeführt. Dabei sei deutlich geworden, so Motorola-Sprecher Markus Kohlstock in Wiesbaden, dass die soziale Schicht und das Alter die Einkaufsvorlieben immer weniger bestimmen. Deshalb unterscheidet man bei Motorola verschiedene Szenen und Typen von Teenagern.
SMS-Nachrichten für Jugendliche wichtig
Gleichermaßen wichtig sei für die meisten befragten Jugendlichen das Senden und Empfangen von SMS-Nachrichten auf dem Handy. Deshalb bietet Motorola mit dem V.100 ein «Text-Handy» an. Die Eingabe erfolgt über eine Tastatur, die der eines Organizers ähnlich ist. Auch das Display fällt mit Maßen von 55 mal 35 Millimetern größer als bei herkömmlichen Handys aus. Das Gerät kommt noch im Oktober in Aqua-Grün und Türkis-Blau in den Handel. Der Preis beträgt 499 Mark.
Wenn es überhaupt Anforderungen an Elektronik für Teenager gibt, dann folgende: "Es sollten immer ein paar Knöpfchen mehr am Gerät sein, und das Display darf etwas bunter ausfallen", sagt Klaus Petri. Einen großen Sachverstand im Umgang mit der Elektronik, aber auch genügend kritische Distanz räumt Jugendforscher Palentien Teenagern ein. Das Klischee vom einzelgängerischen Computer-Freak stimme nicht. "Mit der hohen Medien-Kompetenz gehen meist auch überdurchschnittliche soziale Fähigkeiten einher."