Freenet Verkaufszwist mit Mutter Mobilcom
Hamburg - Der Internet-Anbieter Freenet hat Meldungen widersprochen, er verhandle derzeit mit der France-Telecom-Tochter Wanadoo über eine mögliche Fusion. "Wir verfolgen eine andere Strategie als Mobilcom", sagte Freenet-Sprecherin Elke Rüther gegenüber manager magazin online.
Die Gespräche zwischen Wanadoo und Mobilcom gehen indes unvermidert weiter, bestätigte Mobilcom-Sprecher Torsten Kollande. "Wir prüfen, ob es Sinn macht, Freenet international zu positionieren." Für Kooperationen kämen außer Wanadoo aber auch andere große internationale Player in Frage, so Kollande weiter.
Mobilcom habe nur das eigene Wohl im Blick, hält Elke Rüther dagegen. Für das Mutter-Unternehmen stehe im Vordergrund, durch Kooperationen mit anderen Online-Anbietern für die Aktionäre den besten Kurswert herauszuholen.
"Wenn Kooperationen im Sinne der Aktionäre sind, werden wir uns ihnen aber selbstverständlich nicht verschließen", wich sie der Frage aus, was sie von den Verhandlungen Mobilcoms und Wanadoos über den Kopf von Freenet hinweg hält.
Hintergrund der Stellungnahme sind anhaltende Spekulationen, dass sich Mobilcom von seiner Freenet-Beteiligung trennen will. Der französische Online-Dienst Wanadoo, mit dem die Büdelsdorfer derzeit über Freenet sprechen, ist ein Ableger der France Telecom, die sich im Frühjahr mit 28,5 Prozent an Mobilcom beteiligt hatte.
Statt als Anhängsel von Wanadoo Zutritt nach Südeuropa zu erhalten - wo Wanadoo stark vertreten ist - will sich Freenet auf den deutschsprachigen Raum konzentrieren. Man wolle gar nicht nach Frankreich oder Spanien, ließ Freenet-Chef Eckhard Spoerr am Freitag verlauten. "Darum geht es nicht, das würde viel zu viel Kraft und Geld kosten", so Spoerr.
Allerdings ist es nach Angaben Spoerrs durchaus vorstellbar, dass Freenet mit zielgruppenspezifischen Portalen (Musik, Spiele, etc.) international tätig wird. Hier gehe es aber nicht um die Bereitstellung des Gesamtangebot, sondern nur um einen Ausschnitt.
Bislang sei aber in keinem Punkt eine Entscheidung gefallen, sagte der Freenet-Vorstand: "Wir stehen unter keinem Zugzwang oder Zeitdruck". Wenn sich herausstelle, dass eine Internationalisierung für den Online-Dienst keinen Sinn mache, bleibe Freenet bei ihrer "Stand-Alone-Lösung".
Spoerr bezeichnet es zudem als falsch, dass sich Mobilcom unbedingt von der Freenet-Beteiligung trennen wolle. Abgesehen davon könnte Mobilcom bis Ende 2001 nur die Mehrheit an Freenet abgeben, wenn der Online-Dienst damit einverstanden sei.