DaimlerChrysler Wieder ein Amerikaner weniger
Stuttgart - Der hoch angesehene Designer Thomas Gale hatte am Mittwochabend seinen Rücktritt bekannt gegeben. Gale war im DaimlerChrysler-Vorstand für Produktentwicklung, Design Chrysler Group und operatives Geschäft Pkw zuständig.
Konzernnahe Kreise gingen davon aus, dass seine Position als Chefentwickler der Chrysler Group nicht wieder im Vorstandsrang besetzt wird. Die machtvolle Position war zum Ende des vergangenen Jahres extra eingerichtet worden, um den bereits damals drohenden Abgang Gales zu verhindern.
US-Medien: Gales Rücktritt folgt einer Reihe von Demissionen
Die beiden Tageszeitungen in der US-"Autohauptstadt" Detroit, in deren Nähe auch das Chrysler-Hauptquartier liegt, wiesen am Donnerstag darauf hin, dass Gales Rücktritt der letzte in einer ganzen Reihe von Demissionen nach der, wie sie schrieben, "Übernahme" von Chrysler durch die Daimler-Benz AG im Jahr 1998 sei.
Co- Vorstandschef Bob Eaton ging ebenso vorzeitig wie der starke Mann bei Chrysler, Thomas Stallkamp. Auch auf den Management-Ebenen darunter gab es einige Kündigungen.
"Es ist symptomatisch, dass die alten Manager von Chrysler in dem neuen Konzern nicht sehr glücklich agieren", zitiert die "Detroit Free Press" den Analysten David Healy. Offensichtlich liege es an der Atmosphäre, die den Leuten nicht behage.
Als Gales Nachfolger nannte das Unternehmen die beiden Amerikaner Rich Schaum und Trevor Creed. Der 57 Jahre alte Gale hatte noch einen bis zum Jahr 2003 datierten Vorstandsvertrag. Er wolle jetzt ein Beratungsunternehmen aufmachen und sich mehr seiner Familie widmen, meinte Gale.
Schrempp: "Zentrale bleibt in Stuttgart"
Im Zusammenhang mit dem Abgang war wieder das Gerücht hochgekommen, DaimlerChrysler plane die Konzernzentrale in die USA zu verlagern - auf diese Weise könne der Konzern eine gewisse US-Nähe demonstrieren und den Vertrauensverlust bei amerikanischen Anlegern und Mitarbeitern abwenden.
Wie bereits in früheren Monaten hat das Unternehmen derlei Vermutungen jedoch zurückgewiesen. "Die Zentrale bleibt in Stuttgart", sagte Konzernchef Jürgen Schrempp am Donnerstag.
In einer elektronisch vernetzten Welt könnten Unternehmen von vielen Orten aus geführt werden, "aber der Kern bleibt Stuttgart".