Deutsche Post "Aktie Gelb" fit für die Börse?
Düsseldorf - Sieben Wochen vor dem Start der "Aktie Gelb" legt die Deutsche Post AG in Bonn ihren Halbjahresbericht vor. Außerdem wird die Zeichnungsfrist für das als Dax-Anwärter geltende Papier des noch komplett in Staatsbesitz befindlichen Konzerns bekannt gegeben, das am 20. November als "Volksaktie" in den Amtlichen Handel kommen soll.
Schätzungen von Analysten zu dem Zahlenwerk sind Mangelware. Post und Bund haben ein breites Bankenkonsortium geschmiedet, dessen Experten sich nicht äußern dürfen, und die wenigen unabhängigen Fachleute haben kaum Berechnungen angestellt.
Post-Chef Zumwinkel gibt sich optimistisch
Der Vorstandsvorsitzende Klaus Zumwinkel jedenfalls macht in Optimismus: Die Bilanz für Januar bis Juni werde zeigen, dass die Post bei Umsatz und Ertrag ein erhebliches Stück weitergekommen sei.
Aus den Etappenangaben werden auch Hinweise erwartet, ob die Post für das Gesamtjahr tatsächlich den angekündigten Umsatzzuwachs von 22,4 Milliarden auf mehr als 30 Milliarden Euro und eine "substanzielle" Gewinnverbesserung anliefern wird.
Spekuliert wird mit einem Überschuss von über zwei Milliarden Euro nach 1,1 Milliarden im vorigen Jahr. Interessant dürfte vor allem die Ertragsentwicklung bei den vier großen Unternehmensbereichen sein.
Auslaufmedium "Brief" bringt immer noch die meisten Gewinne
Bisher nämlich sorgt die Briefsparte bei einem Umsatzanteil von 45 Prozent für 95 Prozent der Gewinne, während der Sektor Express sowie die erst 1999 hinzugekommenen Sparten Logistik und Finanzdienstleistungen bislang lediglich Ergebnisse im zweistelligen Millionenbereich von zusammen 182 Millionen Euro erwirtschafteten.
Das soll sich ändern: In vier bis fünf Jahren will die Post den Gewinnbeitrag der Briefe auf 50 Prozent zurückfahren.
Das ist aus Sicht von Experten auch dringend nötig. Denn 2003 soll in Europa die noch zaghafte Liberalisierung im Postmarkt durchstarten: Auf die ehemaligen Monopolunternehmen kommen dann erhebliche Einschränkungen bei ihren Exklusivrechten zur Briefbeförderung zu.
Übernahmen von ADI und DHL verringern Abhängigkeit vom Brief
Hinzu kommt, dass dem Konzern eine Absenkung des Portos droht. Denn Brüssel findet, dass die Gebühren mit zu den höchsten in Europa zählen. Doch schon eine Verringerung um zehn Pfennig würde nach heutigem Stand die Briefgewinne aufzehren.
Dass die Post auf dem richtigen Weg ist, sich vom Brief zu emanzipieren, wird ihr allenthalben bescheinigt. Allein dieses Jahr hat Zumwinkel den US-Luftfrachtriesen AEI gekauft und zuletzt mit der Mehrheitsübernahme bei DHL das Sagen beim Marktführer für Express-Sendungen bekommen.
Nun müssen die zahlreichen Zukäufe integriert werden, aber auch noch weitere hinzukommen, um wirklich ein "weltweit führender Logistikkonzern" zu werden.