Olympia Aus Gold mach Geld
Sydney - Rad-Multimillionär Jan Ullrich wird für seine Triumph-Fahrt von Sydney mit einer gut sechsstelligen Extra-Prämie vom Arbeitgeber Team Telekom entlohnt; weitere Werbegelder für Ullrich, die durch den Imagegewinn steigen dürften, nicht eingerechnet. Für den höchstbezahlten deutschen Olympia-Sportler ist die Zusatz-Gage bei einem geschätzten Jahreseinkommen von sechs Millionen Mark aber nur ein Zubrot - andere können davon nur träumen.
Leichtathletik-"Rebell" Nils Schumann hat bis dato nur 30.000 Mark Siegprämie von der Deutschen Sporthilfe sowie die Einladung der Olympia-Sponsoren zum Türkei-Urlaub in den "Club der Besten" sicher. Doch für den 22-Jährigen wird sich als seltenen Lichtblick in der deutschen Leichtathletik der Erfolg über 800 m auszahlen.
"Ich bin in der glücklichen Lage, dass alle meine Verträge zum Jahresende auslaufen", schmunzelte Schumann am Donnerstag und schickte seinen Manager Jos Hermens auf den Weg: "Jetzt muss er zeigen, dass er seinen Job versteht." Der Blondschopf hat auch schon ganz konkrete Vorstellungen, wofür er gerne werben würde: "Bier würde passen - natürlich nur, wenn ich dann immer einen Kasten im Keller stehen habe."
Für die Dressur-Equipe und das Springreiter-Quartett haben die Mannschaftserfolge finanziell praktisch keine Bedeutung. Fast alle sind finanziell abgesichert, haben berufliche Standbeine unabhängig vom olympischen Ergebnis. Ulla Salzgeber und Alexandra Simons-De Ridder betreiben mit ihren Ehepartnern eigene Ställe; Nadine Capellmann stammt aus einer vermögenden Unternehmerfamilie.
Isabell Werth arbeitet als Anwältin und ist zudem auf dem Weg zur Werbe-Millionärin. Dort ist bei den Springreitern Ludger Beerbaum bereits angekommen. Gestütsleiter Lars Nieberg und Winzer Otto Becker sind ebenfalls unabhängig. Youngster Marcus Ehning (26) wird von einem schwedischen Telekommunikations-Ausrüster gefördert.
Für den zweifachen Bahnrad-Olympiasieger Robert Bartko waren die Erfolge im Dunc Gray Velodrome die ideale Visitenkarte für den Eintritt ins Profitum. Der 24 Jahre alte Berliner hat durch die beiden Siegfahrten seinen Marktwert gerade rechtzeitig vor den nun beginnenden Vertrags-Verhandlungen mit interessierten Rennställen erheblich gesteigert, wird in Fachkreisen auf rund 250.000 Mark Anfangsgehalt taxiert.
Dagegen wird Wildwasser-Kanute Thomas Schmidt das Überraschungs-Gold von Sydney kein großes Geld in die Tasche spülen. "Das ist nun mal so in unserer Sportart, Geld kann man damit nicht verdienen", bilanzierte der 24 Jahre alte Maschinenbau-Student, nachdem er vergebens auf den Anruf von potenziellen Geldgebern gewartet hatte. Der Bad Kreuznacher bangt sogar um den gemeinsamen Türkei-Urlaub der Medaillengewinner von Sydney. Denn im Oktober beginnt sein Praktikum - für ihn die Grundlage zum Geldverdienen.
Gold, Silber, Bronze: Der Medaillenspiegel Olympia 2000: Das Wichtigste im Überblick