My.MP3.com Umstrittener Web-Musikdienst bald legal?
San Francisco - Gemeinsam mit drei republikanischen Kollegen setzt sich der demokratische Kongressabgeordnete Demokrat Rich Boucher aus Virginia dafür ein, dass die Besitzer von CDs ihre Tonträger künftig als digitale Kopien im Internet ablegen und von überall her abrufen können. Nach exakt diesem Prinzip funktioniert auch der seit Monaten stark umstrittene My.MP3.com-Service des Online-Musikpioniers MP3.com.
Wie das US-Techzine "Wired News" berichtet, erklärte Boucher am Montag in einem Statement zu seiner als "Music Owners Listening Rights Act of 2000" bezeichneten Gesetzesvorlage, dass er in einem solchen Dienst keine Verletzung der Urheberrechte sehe.
Hätte Boucher diesen Entwurf bereits zu Jahresbeginn eingereicht, wären vermutlich verschiedene gerichtliche Auseinandersetzungen zwischen den Plattenlabels und den Internet-Musikanbietern MP3.com oder Napster zu anderen Urteilen gekommen.
Bouchers Vorstoss kommt für MP3 zu spät
Im April hatte ein US-Bundesgericht die Schließung des erst zu Jahresbeginn gestarteten My.MP3.com-Services angeordnet. Zwischenzeitlich hat sich das Unternehmen mit vier der fünf größten Plattenlabels außergerichtlich einigen können.
An die Universal Music Group, mit der keine Einigung erzielt werden konnte, muss der Web-Musikdienst Schadenersatz in Höhe von mindestens 118 Millionen Dollar zahlen 25.000 Dollar pro illegal kopierter CD. Ein New Yorker Richter hatte den MP3-Anbieter schuldig gesprochen, Urheberrechte vorsätzlich zu verletzen. MP3.com hatte unmittelbar Berufung gegen das Urteil eingelegt.
Welche Anzahl an Tonträgern tatsächlich kopiert wurde, ist bislang unklar. Im November soll nun darüber entschieden werden, bei wievielen CDs die Internetfirma die Urheberrechte verletzt hat. MP3.com gibt an, nicht mehr als 4700 Compact Discs kopiert zu haben, Kläger Universal geht von mindestens 10.000 Silberlingen aus.
Erst vergangene Woche kündigte MP3.com Expansionspläne nach Europa an. Zunächst sind deutsche, französische und spanische Ausgaben geplant. Der kontroverse My.MP3.com-Service soll allerdings nicht angeboten werden.
Jochen A. Siegle, San Francisco