Opec
Warnung an die EU - Ölreserven nicht freigeben
Die Ölförderländer warnen: Wenn EU-Länder ihre Ölreserven angreifen, müsse die Opec die Produktion drosseln. Man will sich den Ölpreis nicht drücken lassen. Auch die Ölkonzerne sind gegen eine Freigabe.
Caracas - Führende Ölexporteure warnten die Länder der EU, dem Beispiel der USA zu folgen und ihre strategischen Ölreserven freizugeben.
Am Wochenende werden die EU-Finanzminister einen entsprechenden Vorschlag Spaniens diskutieren, der auch von Ratspräsident Chirac unterstützt wird.
Eine gemeinsame, EU-weite Entscheidung zur Freigabe der Reserven dürfte aber erst im Oktober beim EU-Treffen in Biarritz fallen. Sie ist nötig, da jedes Land verpflichtet ist, eine 90-Tage-Reserve zu halten.
Ein solcher Schritt sei unnötig und provoziere die Opec zu Reaktionen, erklärte Venezuelas Präsident Hugo Chávez beim Opec-Treffen vorsorglich in Caracas. "In Kriegszeiten oder aussergewöhnlichen Situationen wäre es normal, die Reserven zu nutzen", erklärte Chavez. "Ich empfehle, die Lage genau zu prüfen. Wir haben derzeit keine aussergewöhnliche Situation."
Ali Rodriguez, Präsident der Opec und Ölminister in Venezuela, erklärte: Sollte die EU insgesamt ihre strategischen Reserven angreifen, müsse die Opec die Auswirkungen auf den Ölpreis prüfen und entsprechende Schritte unternehmen.
Noch klarer formulierte es der Vertreter Libyens: Wenn die Lagerbestände auf dem Markt den Ölpreis "stark" drückten, müsse die Opec ihre Produktion drosseln.
Die USA hatten in der vergangenen Woche angekündigt, rund 30 Millionen Barrel Öl über 90 Tage aus den Notfall-Reserven auf den Markt zu werfen. Zugleich machte die US-Regierung in Richtung Opec klar, dass die Lager sehr viel mehr Öl hergeben könnten, falls es nötig sei.
Der Markt blieb davon jedoch eher unbeeindruckt. Die Händler rechnen eher mit einer langwierigen Auseinandersetzung mit der Opec und befürchten, die Lager werden leer sein, bevor die Nachfragespitzen des Winters kommen. In London zog der Ölpreis leicht wieder an.
Die Warnung der Opec folgt einem entsprechenden Schritt der Mineralölwirtschaft. Die grossen Ölkonzerne machten der EU auf einem Treffen mit Romano Prodi klar, dass sie ebenfalls gegen eine Freigabe der Reserven seien.