Euro Nervosität vor der Entscheidung
Kopenhagen - Sollte die Volksabstimmung pro Euro ausfallen, wird Dänemark als 13. Land dem Euro-Club beitreten. Bei einem "Nein" dagegen wird Dänemark weiterhin in Kronen rechnen - und für die Dänen wird es auf absehbare Zeit die letzte Gelegenheit gewesen sein, über die Geldpolitik des Landes abzustimmen.
Mit den Dänen zittert aber auch Rest-Europa, denn ein "Nein" zum Euro dürfte den Ruf der Einheitswährung schwer anschlagen.
Die Nervosität schlägt sich aktuell im Devisenhandel nieder. Der Euro verliert leicht und rutschte von den 90 Cent zum Dollar nach dem Eingreifen der Notenbanken am Freitag zu Wochenbeginn auf rund 87 Cent ab.
"Pro-Euro"-Fraktion ist formal stärker ...
Formal ist die Gefahr eines "Nein" kaum vorhanden. Die beiden Fraktionen in Dänemark sind ungleich verteilt.
Die Pro-Euro-Seite wird von mehr als drei vierteln der dänischen Parlamentarier, von der Zentralbank, den Unternehmerverbänden und den meisten Gewerkschaften getragen. Auch die Medien tendieren zugunsten des Euro.
Die Opposition umfasst kleinere politische Parteien der extremen Rechten und der extremen Linken, eine Reihe von "Grass-Roots"-Verbänden sowie einige Volksvertreter im Parlament.
Die Befürworter des Euro können wesentlich mehr finanzielle Mittel in die Waagschale werfen. Rund 250 Millionen Kronen haben sie bislang in Werbung investiert.
Die Anti-Euro-Seite ist dagegen vergleichsweise arm. Die "Juni-Bewegung" beispielsweise hatte gerade mal 2,3 Millionen Kronen für eine landesweite Kampagne zur Verfügung.
... doch die Skeptiker sind stark in der öffentlichen Meinung
Rund eine Woche vor dem Referendum ergibt sich jedoch ein anderes Bild. Nach einer Meinungsumfrage führen die Euroskeptiker 12 Prozentpunkte (49 Prozent) vor den Befürwortern (37 Prozent). 14 Prozent sagten, sie hätten sich noch nicht entschieden.
Das Phänomen ist nicht neu. Seit Jahren haben es Europa und der Euro schwer in der öffentlichen Meinung Dänemarks. Schon 1992 schlossen sich die Dänen nicht dem Maastricht-Abkommen an und brachten in der Folge beinahe den gesamten Plan der Einheitswährung zu Fall.
Maastricht-Ängste kommen wieder
Erst ein zweites Referendum ein Jahr später brachte die Zustimmung zu Maastricht - allerdings nur mit der Auflage, dass den Dänen der Beitritt zum Euro und drei anderen wichtigen Punkten der EU-Integration jeweils frei gestellt sei.
Die aktuelle Euro-Diskussion nimmt den Faden von Maastricht wieder auf. Erneut befürchten viele Dänen, dass die Annahme des Euro ein langfristiges Abgleiten in einen Europäischen Super-Staat besiegelt. Weder soll Brüssel mehr Macht erhalten, noch wollen die Dänen ihren Wohlfahrtsstaat durch die EU abschaffen lassen.
Die Regierung hält dagegen: Der Euro bewahre Dänemark vor internationalen Währungskrisen, sichere Arbeitsplätze und halte die Zinsen in Schach.
Dennoch ist offen, ob diese Argumente ziehen. In Dänemark, so befürchten Kenner, wird in dieser Frage weniger der Kopf als der Bauch entscheiden.