Hohe Bewertungen Raus aus Technologie-Aktien!

Technologiebörse Nasdaq: Nicht nur die Aktie von Facebook hat einen steilen Aufstieg hinter sich, die Bewertungen vieler Technologietitel liegen höher als zur Dotcom-Zeit
Foto: REUTERSDer amerikanische Aktienindex Nasdaq Composite hat sich jetzt bis auf mehr als 4000 Punkte vorgearbeitet. Dort stand er schon mal, und zwar vor ziemlich genau 14 Jahren, im März des Jahres 2000. Seinerzeit war der Index dann noch um etwas mehr als 20 Prozent auf mehr als 5000 Zähler gestiegen. Dem folgte der in der jüngeren Börsengeschichte wohl der dramatischste Absturz eines großen Index auf fast 1100 Punkte im Herbst 2002.
Angesichts dieses wenig rühmlichen 4000er-Jubiläums fragt sich mancher Anleger, ob sich wohl die Geschichte wiederholen wird und ob es Zeit ist, jetzt aus diesem Markt, vielleicht auch aus anderen Aktienmärkten, auszusteigen.
Die Unterschiede zwischen dem Jahr 2000 und dem Jahr 2014 sind jedoch beachtlich: Das Jahr 2000 markierte das Ende eines Börsenaufschwungs, der 18 Jahre vorher im Jahr 1982 angefangen hatte. Seit dem Beginn des jetzigen Börsenaufschwungs im Frühjahr 2009 sind jedoch gerade einmal fünf Jahre vergangen.
Im Frühjahr des Jahre 2000 herrschte allgemeine Euphorie an den Aktienmärkten. Große Unternehmen wie Intel, Cisco, Microsoft waren in aller Munde und wurden mit sehr hohen Bewertungen gehandelt. Kursgewinnverhältnisse von 30 und 40 bei großen und marktführenden Technologiewerten waren keine Seltenheit.
Im Vergleich zur Jahrtausendwende herrscht heute eher Skepsis
Die Stimmung gegenüber Aktien, insbesondere Technologiewerten, war damals sehr positiv. Weithin wurde erwartet, dass der Investitionsboom in der Telekommunikation und im Internet noch viele Jahre anhält.
Heute herrscht demgegenüber Skepsis. Alle Fachleute sorgen sich um weiteres Wachstum, gelegentlich wird der Rückfall in die Rezession befürchtet. Die Notenbanken rund um die Welt haben alle Hände voll zu tun, mit verschiedenen unkonventionellen Maßnahmen die Konjunktur anzuschieben.
Die Kursverläufe damals und heute sind völlig unterschiedlich: Ab Mitte 1999 legte der Nasdaq Composite eine Aufwärtsbeschleunigung hin, die in einer parabolischen Kursentwicklung im Jahr 2000 mündete. Dies ist immer ein Alarmsignal. In unserer Zeit haben sich die Indizes jedoch relativ linear - natürlich mit einigen Schwankungen in den vergangenen Jahren - und ohne derartige Kursexplosionen wie im Jahr 2000 entwickelt.
Starke Verkaufssignale für einige Internetwerte
Allerdings gibt es in der schönen neuen Internetwelt einige Werte, die so hoch bewertet sind, dass sie nach unserer Meinung deutliche Verkaufssignale senden. So hat Linkedin ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von etwa 90 bezogen auf den erwarteten Gewinn des Jahres 2014. Facebook weist ein KGV von 47 auf derselben Basis aus und Twitter wird in absehbarer Zeit gar keinen Gewinn ausweisen.
Erfahrene Investoren wissen, dass bei derartig hohen Bewertungen, oder bei Unternehmen, von denen man nicht weiß, ob sie jemals einen Gewinn ausweisen, größte Vorsicht angebracht ist. Der Kurs von Twitter hat sich immerhin seit der Emission vor knapp drei Monaten mehr als verdoppelt. Das Unternehmen wird mit etwa 25 Milliarden US-Dollar bewertet. Seit der Dot-Com-Manie von 1999 bis 2000 dürfte dies der höchste Marktwert eines Unternehmens sein, das keinen Gewinn macht. Vor dem Jahr 2016 oder 2017 ist auch kein Gewinn bei Twitter zu erwarten.
Andere Anleger, die es besser wissen müssten als der Mann auf der Strasse, scheinen diese Einschätzung über einige der Internetlieblinge zu teilen: Nach den Zahlen von Thomson Reuters von Ende Dezember 2013 und Ende Januar 2014 haben Insider Aktien von Facebook im Wert von mehr als 139 Millionen Dollar verkauft. Bei Linkedin haben Insider insgesamt Aktien für 121 Millionen Dollar verkauft.
Für den Verkauf von Aktien durch Insider kann es viele Gründe geben: Steuerzahlungen, Diversifikation des Vermögens, größere Anschaffungen wie Häuser und vieles mehr. Die Erwartung steigender Aktienkurse dürfte nach unserer Meinung nicht dazu gehören.
Anleger sind nach unserer Meinung gut beraten, zumindest aus diesen Werten auszusteigen. Mit einem Zeithorizont von zwölf Monaten, der zwischenzeitliche, auch kräftige Schwankungen einschließen sollte, empfiehlt es sich jedoch, in den Aktienmärkten engagiert zu bleiben.