Post Zumwinkel vor Zukauf in Frankreich?
Bonn - Die Deutsche Post AG stehe vor ihrem Börsengang am 6. November vor einer weiteren Übernahme. Der Konzern habe Interesse an dem französischen Logistik- und Transport-Konzern Geodis, berichtet die "Börsen-Zeitung" unter Berufung auf Kreise der Logistikbranche.
Das Unternehmen ist am Pariser Second Marché notiert. Ein Sprecher der Post wollte den Bericht nicht kommentieren. Post-Vorstandschef Klaus Zumwinkel wird sich am Freitag im Rahmen einer Journalistenreise in Paris aufhalten.
Zuvor hatte bereits die "Bild am Sonntag" berichtet, dass die Post in den nächsten zwei Wochen ein internationales Transport-Unternehmen kaufen wolle. Zu ihrer Börseneinführung präsentiert sich die Post als eines der weltweit führenden und expandierenden Logistik-Unternehmen. Hintergrund der strategischen Neuausrichtung ist die bisher dominante Abhängigkeit des Konzerns von den Monopol-Gewinnen der Briefsparte.
An Geodis, einem der größten französischen Transport-Unternehmen sind die französische Staatsbahn SNCF mit 24 Prozent beteiligt, La Poste mit 24,5 Prozent. Den Geodis-Umsatz für 1999 bezifferte die "Börsenzeitung" mit 3,2 Milliarden Euro (plus 11,2 Prozent gegenüber 1998), das Nettoergebnis auf 18,6 Millionen Euro (minus 10 Prozent gegenüber 1998). Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von Géodis liege bei knapp 13.
Die sich abzeichnende Transaktion sei auch der Grund dafür, dass die Deutsche Post die Vorlage ihrer Halbjahreszahlen kurzfristig vom 11. auf den 29. September verlegt habe. In Bankenkreisen heiße es, wegen der Transaktion könne eine Verschiebung um eine weitere Woche notwendig werden.
Die Abhängigkeit des Konzerns von den Gewinnen der Briefsparte soll nach den Worten von Zumwinkel schrittweise verringert werden. Bis spätestens 2005 solle der Anteil am Gewinn auf nur noch 50 Prozent fallen, sagte Zumwinkel der "Financial Times Deutschland". Bislang trägt das Geschäft rund 95 Prozent zum Konzerngewinn von knapp mehr als einer Milliarde Euro bei.
Den Rest sollten künftig die übrigen drei Geschäftsbereiche Express, Logistik und Finanzdienstleistungen (Postbank) beisteuern, erläuterte Zumwinkel. Derzeit bewegen sich die Erträge dieser Sparte nur im zweistelligen Millionenbereich. Bis Ende 2002 verfügt die Post bei der Briefbeförderung noch über ein weitgehendes Monopol, das einen Großteil der Gewinne sichert.