Springer & Jacoby True North hilft bei der Internationalisierung
Hamburg/Chicago - True North kann den Anteil an Springer & Jacoby ab dem Jahr 2003 sogar noch auf 51 Prozent aufstocken. Dennoch wollen die Agenturgründer Konstantin Jacoby und Reinhard Springer die Kontrolle über das Unternehmen behalten: Sie werden im dreiköpfigen Aufsichtsrat, der alle Entscheidungen absegnen muß, zwei Sitze bekommen. True North wird sich dagegen mit einem Sitz bescheiden. Chairman und CEO David Bell wird das Unternehmen vertreten.
Die 1979 gegründete Agentur Springer & Jacoby ist eine der bekanntesten Reklameschmieden der Republik. Sie ist die Nummer sieben im Ranking der größten Agenturen in Deutschland und arbeitet für gediegene Marken wie McKinsey, DaimlerChrysler (Mercedes-Benz), Quelle Schickedanz oder "manager magazin". S&J erzielte im vergangenen Jahr mit 505 Mitarbeitern einen Umsatz von 818,8 Millionen Mark.
Als Manko gilt die schwache Position im Ausland. Während andere Agenturen auf internationale Netze zurückgreifen können, ist S&J bislang auf Kooperationen oder seine raren Auslandsbüros angewiesen. Bislang unterhält S&J in London ein Büro; weitere Niederlassungen in Barcelona und Italien sollen folgen.
Börsengang hätte Unabhängigkeit bedroht
Mit dem neuen Anteilseigners im Rücken wollen sich die Hamburger zu einer "international führenden Agenturmarke" mausern, erklärt Wulf-Peter Kemper, Geschäftsführer der S&J Holding, gegenüber manager magazin online. Ohne einen Partner hätte sich die Agentur entweder verschulden oder an die Börse gehen müssen - beides hätte aus Sicht der eigenwilligen Agenturmanager die spezifische Unternehmenskultur in Frage gestellt.
Die an der New Yorker Börse notierte True North Holding gilt als eine der weltweit größten Werbeholdings; sie setzte im vergangenen Jahr rund 14 Milliarden Dollar um. Die Agentur ist aus Sicht von S&J als Partner interessant, weil sie über ihre Tochter FCB Wordwide die DaimlerChrysler-Marken Chrysler und Jeep weltweit betreut; die Zusammenarbeit eröffnet für S&J die Möglichkeit, auch international Reklame für den Autoriesen DaimlerChrysler zu machen.
Allerdings war S&J auch schon seit einiger Zeit mit einer anderen Agenturgruppe im Gespräch, die ebenfalls für Chrysler arbeitet: der Omnicom-Holding. Ihre Tochter BBDO betreut die Marke Dodge in Nordamerika.
Den Ausschlag für FCB dürften das relativ höhere Volumen ihrer DaimerChrysler-Etats sowie die besonders liberalen Bedingungen gegeben haben, unter denen True North die S&J-Internationalisierung zu fördern bereit ist.
True North muss um Chrysler-Etats bangen
Die Großzügigkeit von True North kommt nicht von ungefähr. Wie der Branchendienst "Der Kontakter" berichtete, müssen True North/FCB und ihre Konkurrentin BBDO derzeit um ihre lukrativen DaimlerChrysler-Etats bangen. Der Autoriese stellt in den USA das gesamte Werbegeschäft mit Ausnahme von Mercedes-Benz zur Disposition. US-Quellen schätzen das zur Debatte stehende Werbevolumen auf 1,3 Milliarden Dollar.
Für BBDO spricht aus DaimlerChrysler-Sicht ihr relativ dichtes Agenturnetz, schreibt der "Kontakter". Als Nachteil sei die Zugehörigkeit zur Omnicom-Holding zu bewerten: Die Omnicom-Tochter DDB betreut den DaimlerChrysler-Rivalen Volkswagen.
Mit der Beteiligung an Springer & Jacoby kann die BBDO-Rivalin True North/FCB einen weiteren Pluspunkt im Wettstreit um die DaimlerChrysler-Gunst verbuchen: Die Hamburger bringen jede Menge Erfahrungen mit Mercedes mit.