Postbank Will bei Comdirect und Consors wildern
Frankfurt am Main - Mit ihrem neuen Direct-Broker "Easytrade" will die Deutsche Postbank das Feld im lukrativen Wertpapiergeschäft von hinten aufrollen. "Der Markt ist noch längst nicht verteilt", bekräftigte ihr Vorstandschef Wulf von Schimmelmann.
Den momentanen Marktführern Comdirect und Consors sagte er den Kampf an. Binnen kurzer Zeit strebe die Postbank eine führende Marktposition in Deutschland an.
Dabei will die Konzerntochter der Deutschen Post zunächst auf die eigenen rund zehn Millionen Kunden zurückgreifen, ehe auch in fremden Gefilden gewildert wird.
Postbank-Kunden können Wertpapiergeschäfte nun auch über Internet, Telefon und die Filialen abwickeln. Mit ihrem Online-Broker will die Postbank bis Ende des ersten Geschäftsjahres rund 250.000 aktive Wertpapierdepots unterhalten.
Bereits jetzt seien etwa 140.000 Depots eröffnet - allerdings fast ausschließlich von eigenen Beschäftigten im Post-Konzern.
Als Vehikel für ein kurzfristig rasantes Kundenwachstum will die Postbank in den kommenden Tagen den Börsengang der Konzernmutter für sich nutzen.
Postbankkunden, die bei "Easytrade" ein Depot eröffnen, können demnach mit einer bevorrechtigten Zuteilung der Post-Aktien am 6. November rechnen.
Wulf von Schimmelmann wies allerdings darauf hin, dass dies nur für bereits registrierte Postbankkunden gilt. Der Börsengang der Deutschen Post solle nicht dazu dienen, generell neues Klientel anzulocken.
Der Vorsitzende von Postbank EasyTrade, Wilhelm Hemmerde, hat besonders die Kleinanleger im Visier. "Wir haben das Mengengeschäft im Auge", sagte er. Bei den Preisen liege sein Haus unter dem Marktdurchschnitt - dies allerdings vor allem bei großen Aktienorders von mehreren Tausend Euro.
Er wies darauf hin, dass interessierte Kunden beim Kauf von Wertpapieren nicht mit fachlicher Beratung rechnen dürften. Was sich beim Internethandel von selbst verstehe, gelte auch für Orders in den Filialen von Post und Postbank, betonte Hemmerde.
Angeboten würden bereits alle in Deutschland gehandelten Aktien. In 2001 könnte auch an ausländischen Börsen geordert werden. Zudem wolle die Postbank nicht nur eigene Fondsprodukte feilbieten.
Bereits Ende November stünden rund 1900 Fonds auch fremder Anbieter auf der Angebotsliste. Dies praktizieren ebenso bereits andere Institute wie die Citibank und die HypoVereinsbank.