Expo Bund und Land retten Ausstellung vor der Pleite
Hannover - Die Weltausstellung in Hannover steuert auf das erwartete finanzielle Desaster zu. Die Expo-Gesellschaft rechnet nach einer neuen Kalkulation mit einem Defizit von 2,2 bis 2,4 Milliarden Mark, teilte das Finanzministerium in Hannover am Freitag mit.
In einer Blitzaktion schossen der Bund und das Land Niedersachsen zusammen weitere 860 Millionen Mark zu, um eine unmittelbar drohende Zahlungsunfähigkeit abzuwenden. Die Expo-Gesellschaft hatte zuvor in einem Brandbrief mitgeteilt, sie benötige umgehend neues Geld.
"Unverzügliches Handeln" erfordert
Die Expo-Gesellschaft hatte sich bislang geweigert, Angaben über die Höhe des drohenden Defizits zu machen. Niedersachsens Ministerpräsident Sigmar Gabriel (SPD) war in den vergangenen Wochen noch von einem Verlust von "zwei Milliarden Mark minus X" ausgegangen.
Wie prekär die Finanzsituation ist, zeigt das Schreiben der Expo-Gesellschaft vom Mittwoch an die Finanzministerien in Berlin und Hannover.
"Die aktuelle Situation erfordert ein unverzügliches Handeln der Gesellschafter", heißt es darin nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur.
Bundesfinanzminister Hans Eichel und sein niedersächsischer Kollege Heinrich Aller (beide SPD) entschieden daraufhin, das Eigenkapital der Expo um jeweils 430 Millionen Mark aufzustocken.
"Strammes Liquiditätsmanagement"?
Offensichtlich hat die Expo-Gesellschaft den von Bund und Land zugesagten Bürgschaftsrahmen von 1,77 Milliarden Mark bereits weitgehend ausgeschöpft. Es wurden schon 1,54 Milliarden Mark an Krediten in Anspruch genommen.
Noch vor einer Woche hatte Expo-Geschäftführer Reinhard Volk eine drohende Zahlungsunfähigkeit weit von sich gewiesen und das "strammes Liquiditätsmanagement" der Expo-Gesellschaft gelobt.
Besucherzahlen stagnieren
Eine Wende zum Besseren durch steigende Besucherzahlen ist weiter nicht in Sicht. Nach Angaben der Expo-Gesellschaft vom Freitag stagnieren die Zahlen bei durchschnittlich 110.000 pro Tag. In der vergangenen Woche kamen rund 786.000 Menschen. Das sind 10.000 weniger als in der Vorwoche.
"Diese Zahlen jetzt als Abwärtstrend zu bezeichnen, halte ich für nicht gerechtfertigt", sagte Expo-Sprecher Andreas Lampersbach. Nach den ursprünglichen Planungen sollten seit dem Expo-Beginn am 1. Juni mehr als 17 Millionen Gäste kommen. Bis zum Freitag waren es aber erst etwas mehr als sieben Millionen.